■ Mit dem Weihnachtslachs auf du und du: Schwein des Meeres
Berlin (taz) – Neben dem traditionellen Gänsebraten kommt immer häufiger auch der Lachs auf den weihnachtlichen Speiseplan. In Europa werden heute zehnmal mehr Lachse gegessen als noch vor zehn Jahren. Nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Fischgroßhandels lag der Prokopfverbrauch in Deutschland 1997 bei 1,2 Kilogramm und machte damit 7,8 Prozent am gesamten Fischkonsum der Bundesbürger aus.
Nur ein Zehntel aller verkauften Lachse ist wild aufgewachsen oder stammt aus „biologischem Anbau“, der Großteil wird in Mastfarmen gezüchtet. Spötter sprechen deshalb vom „Schwein des Meeres“.
Auch preislich gesehen nähert sich der Edelfisch immer mehr dem Schweinefleisch an. Während norwegische Lachs- Farmer vor zehn Jahren noch 70 Kronen (etwa 17 Mark) zur Produktion von einem Kilo Edelfisch ausgaben, ist es heute nur noch etwa ein Drittel dieser Summe.
Das liegt vor allem an den Mastfarmen, auf denen die Tiere in Riesenmengen gezüchtet werden. Nach Einschätzung der Umweltstiftung WWF hat sich die Situation dort inzwischen gebessert. „Seit einiger Zeit werden alle Junglachse geimpft“, erklärt Fischexperte Christian von Dorrien. Dadurch habe sich der Einsatz anderer Medikamente bei der Lachszucht verringert. Auch die Käfige würden immer größer, die Tiere hätten inzwischen mehr Bewegungsfreiheit. „Von artgerechter Haltung kann man aber noch nicht sprechen“, so von Dorrien.
Wer sicher sein will, daß der soeben gekaufte Lachs ein glückliches Leben gelebt hat, muß in Deutschland auf das Siegel des Naturland-Verbandes achten. Dieser prüft die Herkunft der Fische und schreibt den Anbietern unter anderem vor, wie viele Lachse in einem Käfig leben dürfen. Er prüft außerdem die Zusammensetzung des Futters, das nur einen bestimmten Anteil an Medikamenten oder Fischmehl enthalten darf.
Noch sind Lachse von Biofarmen relativ selten: Die bislang einzige Anlage dieser Art entstand vor einigen Jahren an der Westküste Irlands. Sie besteht aus drei großen Netzkäfigen, die bis zu 25 Meter tief sind, in denen tausend Lachse gezüchtet werden. Nach Angaben des irischen Fischereiverbandes gingen im laufenden Jahr etwa 400 Tonnen Ökofisch in die Netze. Insgesamt werden in Irland 18.000 Tonnen Lachs produziert. Weltweit sind es 600.000. Kathrin Gerewitz
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