piwik no script img

■ Mit dem Brieftourismus auf du und duPost muß fliegen

Freiburg (taz) – Die Post AG mißbraucht ihr Postmonopol, wenn sie Remailing-Sendungen aus dem Ausland einfach nicht befördert. Dies entschied gestern das Europäische Gericht Erster Instanz (EuG) in Luxemburg.

Beim Remailing nutzen deutsche Großversender Dumpingpreise vor allem in Holland, um von dort die Post wieder an Adressaten in Deutschland zu senden. Die niederländische Post hat damit wenig Aufwand und kann deshalb günstige Tarife anbieten. Sortierung und Zustellung erfolgen in Deutschland, doch die deutsche Post bekommt nur 40 Pfennig pro Brief erstattet. Anfang der 90er Jahre hat die damalige Bundespost daher immer wieder solche Remailing-Sendungen angehalten.

Hiergegen beschwerte sich 1995 ein Verband von Remailing-Firmen bei der EU-Kommission. Die schritt aber nicht ein, weil sie der Ansicht war, die Postbeförderer dürften sich so gegen die Umgehung ihres Monopols wehren.

Das EU-Gericht hat die Kommissionsentscheidung jetzt aber für nichtig erklärt. Nach seiner Auffassung haben Bundespost und Co durch das Anhalten der Remailing-Briefe ihr Monopol „mißbraucht“. Daß pro Brief nur 40 Pfennig erstattet würden, hätten die Postbetreiber selbst untereinander ausgehandelt. „Nach dem Weltpostvertrag ist das Remailing verboten“, betonte ein Sprecher der Post AG.

Seit einigen Jahren verhandeln die Postunternehmen über ein neues Erstattungssystem. Nach dem geplanten REIMS- Abkommen würde die Bundespost für einen Auslandsbrief bis zu 80 Prozent des Inlandsportos erhalten. Dieses Abkommen, das in der nächsten Woche unterzeichnet werden soll, muß noch von der EU-Kommission genehmigt werden. Ausgerechnet die holländische Post nimmt nicht daran teil. Christian Rath

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen