■ Mit dem Börsencomputer auf du und du: Rasante Xetra
Berlin (taz) – Heute um acht Uhr beginnt an der Frankfurter Börse ein neues Computerzeitalter. Schon bisher wurden Aktien nicht nur auf dem Parkett, sondern auch per Computer gehandelt, dem sogenannten Ibis- Handel. Nun löst das Exchange Electronic Trading (Xetra) den Ibis ab. Während die Deutsche Börse AG schlicht von der „Elektronisierung des Wertpapierhandels“ spricht, befürchten die Aktienhändler und Regionalbörsen, bald überflüssig zu werden.
Denn Xetra ist nicht nur ein neueres System, es soll auch mehr Aufgaben übernehmen: Bislang handelte jede Regionalbörse ihre Aktienkurse am Ibis selbst aus – ab sofort werden die 109 wichtigsten deutschen Aktien zentral in Frankfurt gesteuert. Schrittweise sollen auch die übrigen Aktien in den Xetra- Handel kommen, ab 1999 sogar Rentenpapiere. „Transparenter und schneller“ nennt die Frankfurter Börsensprecherin Irmgart Thiesen das neue System. Im Gegensatz zum Ibis-Handel steht Xetra Kunden in der ganzen Welt offen – egal ob in New York oder Husum: Ein Anschluß reicht. Schon zwei Minuten nach Börsenbeginn stehen die Kurse für die 30 wichtigsten Aktien fest, im Sekundentakt kommen die weiteren Notierungen. Viele Kleinaktionäre fürchten, bei dieser Computer- Aufrüstung nicht mehr mitzuhalten: Nur noch Terminal- Besitzer für das Xetra könnten zu günstigen Zeiten ordern.
Auch die Kursmakler sorgen sich um ihre Zukunft – ganze acht Mitarbeiter braucht Xetra in Frankfurt, um zu laufen. Ein Blick nach London zeigt das Zukunftsszenario – dort gibt es seit 1986 keinen Saal mehr, in dem schreiende Händler das Auf und Ab der Kurse produzieren.
Die sieben deutschen Regionalbörsen kritisieren den neuen Zentralismus. „Die Börse lebt doch vom Wettbewerb, nicht von einem Monopolcomputer“, klagt Kay Hohmann von der Hamburger Börse. Im kommenden Februar wollen sich die Börsen noch einmal an einen Tisch setzen, um nach einer Lösung zu suchen. Ulf Laessing
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