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■ Mit Umweltsiegeln auf du und duEngel vor dem Sturz?

Berlin (taz) – Gestern feierte der blaue Engel seinen 20. Geburtstag. Doch ob das deutsche Umweltlabel ein gesegnetes Alter erreichen wird, ist fraglich. Die Erfinder eines europäischen Gänseblümchens, dessen Blütenkranz aus zwölf Sternen besteht, trachten ihm nach dem Leben. Das EU-Umweltsiegel existiert schon seit 1992. Doch hierzulande trägt kaum ein Produkt die Auszeichnung. Und auch in Skandinavien weist bisher fast ausschließlich der nordische Schwan die VerbraucherInnen darauf hin, welches Produkt vergleichsweise umweltfreundlich ist.

Das soll anders werden, hat die europäische Kommission schon im vorletzten Jahr beschlossen. Die KonsumentInnen sollten nicht länger durch zahlreiche verschiedene Labels irritiert werden. Diese Gefahr bestünde vor allem, weil Waschmaschinen, Kettensägen und Haarsprays immer internationaler werden. Fast 200 Produkte sind mittlerweile geblümt. Vor allem in Frankreich und Großbritannien taucht das europäische Siegel immer häufiger auf.

Kürzlich sollten die Europaparlamentarier darüber entscheiden, ob das Gänseblümchen sämtlichen nationalen Ökozeichen den Garaus machen soll. Doch die Abgeordneten mochten dem nur mit einer Auflage zustimmen: Nur wenn garantiert ist, daß das europäische Label das strengste von allen ist, wollen sie einer Abschaffung von Schwan und blauem Engel zustimmen.

Die Kriterien für die Umweltsiegel sind bisher noch sehr unterschiedlich. So kann beispielsweise Toilettenpapier nur dann einen Engel erhalten, wenn es aus Altpapier besteht. Für die Vergabe des Gänseblümchens ist das hingegen egal; statt dessen geben die bei der Verbrennung entstehenden Schadstoffe den Ausschlag. Insgesamt gilt das europäische Label als weniger schwer zu erreichen.

In Deutschland sind inzwischen 4.500 Produkte von 900 Herstellern mit dem blauen Engel geschmückt. Das Zeichen weist dabei nicht unbedingt auf umweltfreundliche Waren hin – das erste Ökosiegel wurde 1978 an Autoreifen vergeben. Vielmehr zeigt es den KäuferInnen, welche Firma die umweltfreundlichste Ausführung anbietet. Spätestens alle vier Jahre werden die Anforderungen überprüft, und nicht selten flattert der Engel dann zu einem Konkurrenzerzeugnis. Die Vergabekriterien werden von einer Jury erarbeitet, in der Umwelt- und Verbraucherschützer sowie Vertreter von Industrie, Politik und – beim Engel natürlich ganz wichtig – der evangelischen Kirche sitzen. Anne Barthel

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