■ Mit Tierfallen auf du und du: Mit Gummi oder Eisen
Brüssel (dpa) – Vielleicht gibt es dieses Jahr zum letzten Mal die Möglichkeit, einen Fuchs- oder Luchsfellmantel unter dem Tannenbaum zu plazieren. Zwar versucht die EU bereits seit mehr als fünf Jahren, den Einsatz grausamer Tellereisen im Wildtierfang weltweit zu verbieten; bei der Methode werden die Tiere von zwei Bügeln an den Beinen eingeklemmt, und sie verenden dann oft erst nach tagelangem Siechtum. Doch nun scheint die EU tatsächlich ernst machen zu wollen. Falls die Verhandlungen mit den Hauptexportländern USA, Kanada und Rußland bis zum Jahresende nicht abgeschlossen werden, droht 1997 ein EU-weites Importverbot für Felle vom Wolf, Fuchs und Luchs.
Die EU-Umweltminister müssen heute entscheiden, ob sie den von der EU-Kommission mit Kanada und Rußland ausgehandelten Kompromiß akzeptieren wollen oder ob sie die Kommissare auffordern, eine Einfuhrsperre vorzubereiten. Der Kompromiß sieht vor, daß nur die besonders brutale Form des stählernen gesägten Fußeisens aus dem Verkehr gezogen werden soll und das auch noch mit einer Übergangsfrist von vier Jahren. Mit Gummi gepolsterte Eisen sollen weiter erlaubt sein. Während Kanada und Rußland dies akzeptieren, sind die US-Trapper dagegen. Sie verlangen eine Verlängerung der Übergangszeit, wenn es nach vier Jahren für sie keine akzeptable Alternative zu den Stahleisen gibt.
In der EU sind die Tellereisen seit Januar 1995 verboten. Eigentlich hätte der Importstopp für die drei Hauptlieferanten für Wildfelle – die EU bezieht aus ihnen über 90 Prozent ihres Bedarfs – bereits Anfang 1996 in Kraft treten sollen. Aber um nicht mit der Welthandelsorganisation WTO in Konflikt zu kommen, zogen es alle EU-Länder mit Ausnahme der Niederlande vor, weiter zu verhandeln.
Handelsrechtlich hat die EU schlechte Karten. Mischt sich die europäische Gesetzgebung doch dabei in inneramerikanische Fragen genau zu dem Zeitpunkt sein, in dem die EU amerikanische Sanktionen gegen Handelsbeziehungen europäischer Firmen mit Kuba abzuwehren sucht.
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