Mit Reichsflagge und Hitlergruß: Ausgelassener Herrentag in Sachsen
Die sächsische Polizei verzeichnet viele rechte Straftaten zu Himmelfahrt in Dresden, Zwickau und anderen Orten Sachsens.
Einen hohen Anteil hätten Verstöße gegen das Verbot des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gebildet, so die Polizei. Darüber hinaus seien mehrere Körperverletzungsdelikte, Sachbeschädigungen und Trunkenheitsfahrten festgestellt worden.
Unter anderem ermittle die Polizeidirektion Dresden gegen neun Deutsche im Alter von 27 bis 58 Jahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Volksverhetzung. Die Gruppe sei am Donnerstag mit einem älteren Militärfahrzeug durch Dresden gefahren und habe eine Reichsflagge am Fahrzeug befestigt. Während der Fahrt hätten sie rechte Parolen skandiert und wiederholt den Hitlergruß gezeigt.
Alarmierte Polizeibeamte hätten das Fahrzeug auf der Leipziger Straße im Dresdner Stadtteil Pieschen gestoppt und die Identitäten der neun Insassen festgestellt. Die Polizei suche Zeugen, die die neunköpfige Gruppe beobachtet haben oder von weiteren entsprechenden Straftaten am Himmelfahrtstag berichten könnten. Die Ermittlungen führt der polizeiliche Staatsschutz.
Musik und Parolen
Dieser Text ist Teil unserer Berichterstattung zu den Wahlen 2024 in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Die taz zeigt, was hier in diesem Jahr auf dem Spiel steht.
Auch im Vogtlandkreis und im Landkreis Zwickau hatte die Polizei kräftig zu tun. Zwischen Donnerstagvormittag und dem frühen Freitagmorgen musste sie zu insgesamt 170 Polizeieinsätzen ausrücken. Laut Polizeimeldung sei es „verstärkt zu Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Trunkenheitsfahrten, Ruhestörungen und verbalen Streitigkeiten“ gekommen. Insgesamt wurden 37 Straftaten registriert.
So meldete in Zwickau eine Zeugin am Donnerstagmittag eine Gruppe von Menschen, die verfassungsfeindliche Parolen rufen und rechtsradikale Musik hören würden. Die Einsatzkräfte erstatteten eine entsprechende Anzeige. Zur Unterbindung weiterer strafbarer Handlungen stellten sie außerdem zwei Musikboxen sicher.
Auch in Zwickau wurden am Donnerstagabend in großem Maßstab an mehreren Orten Wahlplakate diverser Parteien zerstört – insgesamt knapp 100. Dabei wurde eine Gruppe von zehn deutschen Teenagern im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, die am Bahnhof Plakate der Linken und der Wählervereinigung „Bürger für Zwickau“ heruntergerissen hatten, geschnappt.
In Crimmitschau rief eine Gruppe am Donnerstagabend ebenfalls lautstark verbotene und ausländerfeindliche Parolen. Außerdem warf sie eine Flasche gegen eine Hauseingangstür. Die deutschen Staatsangehörigen im Alter zwischen 16 und 37 Jahren müssten sich nun wegen Sachbeschädigung und wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten, so die Polizei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken