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■ Mit Olivensubventionen auf du und duHeftiger Zahlenstreit

Madrid (taz) – Was machte EU-Agrarkommissar Franz Fischler gestern in Andalusien? „Nichts weiter als eine Fotosafari durch die Olivenanbaugebiete“, sagen die dortigen Olivenbauern. Sie sind nicht gut auf den für sie zuständigen Kommissar zu sprechen, seit der an ihren Subventionen herumreformieren will. Zuschüsse pro Baum statt wie bisher pro Kilogramm des Speiseöls schweben ihm vor.

Seit einem Jahr rechnen sich Fischler und die spanische Landwirtschaftsministerin Loyola de Palacio ihre jeweiligen Modelle vor. Eine Lösung scheint auch nach dem gestrigen Besuch Fischlers in Spanien – mit 31 Prozent der Weltproduktion wichtigstes Anbauland – nicht in Sicht.

Bisher zahlt die EU knapp drei Mark pro Kilogramm Olivenöl. Bei 650.000 Tonnen im letzten Jahr macht das eine Gesamtsumme von 1,8 Milliarden Mark. Tendenz steigend, denn in den nächsten Jahren werden frisch gepflanzte Olivenhaine ins Produktionsalter kommen.

Ginge es nach Fischler, würden künftig knapp neun Mark pro Baum an Subventionen ausgeschüttet werden. Würde Brüssel die im amtlichen spanische Olivenbaumregister verbuchten 215 Millionen Bäume zählen, käme unter dem Strich die gleiche Summe an Subventionen heraus.

Doch der Agrarkommissar legt seinen Quotenberechnungen eine veraltete Zahl von 166 Millionen Bäume zugrunde. Wären unter dem Stich 1,5 Milliarden an Subventionen. Und selbst wenn sich Brüssel auf die tatsächlichen Baumbestände einlasse würde, wäre den Spaniern nicht geholfen. Denn die von Brüssel festgelegte Subventionsobergrenze für Europas Marktführer liegt bei 1,6 Milliarden Mark.

Was Spanien benachteiligt, kommt anderen Ländern zupaß. So wird zum Beispiel Italien mit mehr Anbauflächen veranschlagt, als noch vorhanden. Auch Spaniens Produzenten haben sich Gedanken über einen mögliche Reform gemacht. Sie wollen die Sonderzuschüsse für Kleinbauern mit weniger als einer halben Tonne Jahresproduktion abschaffen. Diese kassieren bereits heute eine Subvention pro Baum, egal, ob sie tatsächlich ernten oder nicht. Viele verkaufen ihre Oliven an Großabnehmer, die dann abermals Subventionen pro Kilogramm einstreichen. Reiner Wandler

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