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Mit Neubau gegen die Theaterkrise

■ Mit „Sophokles“ weiht Oldenburg am Freitag sein neues Schauspielhaus ein

Eigentlich waren die politischen Spitzen des Landes zur Wiedereinweihung des Oldenburger Schloßtheaters gekommen, um sich als Geldgeber der sechs Millionen Mark teuren Sanierung loben zu lassen. Stattdessen gab es betretene Mienen, als Generalintendant Hans Häckermann (1930-1995) in einer kurzen Ansprache den Neubau eines Schauspielhauses für das Oldenburgische Staatstheater forderte. Das war im September 1990. Am Freitag wird Häckermanns Nachfolger Stephan Mettin das neue Kleine Schauspielhaus für 350 Zuschauer einweihen.

Für 24 Millionen Mark – weitestgehend finanziert von der Kulturstiftung der regionalen Öffentlichen Versicherungen – wurde das dem Klassizismus nachempfundene ehemalige Hof- und heutige Staatstheater mit einem Anbau erweitert. Blickfang ist ein gläsernes rundes Treppenhaus, das sich über alle Geschosse hinzieht und einen freien Blick in eine idyllische Grünanlage erlaubt. Verbindungsglied zwischen dem über 100 Jahre alten „Großen Haus“ für 800 Zuschauer und dem postmodernen „Kleinen Haus“ ist das Foyer aus den 70er Jahren, bei dem bereits Beton und Glas im Stil der Zeit eingesetzt wurden.

Der ovale Zuschauerraum mit einem ansteigenden Parkett und einem Rang garantiert gute Sicht von allen Plätzen auf die ganz nah an die Zuschauer herangerückte Bühne mit ihrer sechs mal zehn Meter großen Portalöffnung. Buchenholz und stahlblaue Polster signalisieren schlichte Eleganz in dem gleichermaßen Funktionalität und Intimität ausstrahlenden Theaterraum. Die knallroten Wände und der dunkelbraune Veloursteppich des Foyers – Relikte der 70er Jahre – wurden der dezenten Innenausstattung des neuen Schauspielhauses angepaßt.

Als die Oldenburger lautstark und hartnäckig in Hannover ihr neues Haus einschließlich einer Aufstockung ihrer Werkstätten und Magazine forderten, konnte das kleinste niedersächsische Staatstheater auf stolze Zuschauerzahlen verweisen: „Ausabonniert und immer ausverkauft“, hieß es bis Anfang der 90er Jahre. Seit drei Jahren jedoch hat die Theaterkrise auch den Nordwesten erreicht. Von mindestens 200.000 Besuchern, die bis dahin jährlich gezählt wurden, waren 1997 noch 160.000 übrig geblieben.

Die „Neugier auf das neue Haus“ (Mettin), das mit der Sophokles- Tragödie „Ödipus“ eingeweiht wird, soll nun die Talfahrt beenden helfen. Die neue Spielstätte muß nun den Renaissance-Theatersaal im Schloß ersetzen, und die für den Neubau abgerissene Studiobühne „Spielraum“. Karin Güthlein/dpa

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