piwik no script img

Mit Ingo im Abenteuerland

■ Die Vorschau: Heute beginnt das Festival „piano adventures“. Viele internationale Stars der experimentellen Piano-Szene hat Ingo Ahmels vom Veranstalter dacapo nach Bremen gelockt

Ingo Ahmels ist einer der größten Klavierfans in der Hansestadt. Und da er Veranstalter ist, kann er seiner Liebe umfassend frönen und tut es auch seit Jahren. Unter dem Titel „piano adventures“ gibt es – verstreut über einige Jahre – immer wieder Überraschungen zwischen den urigsten SpielerInnen und den abgefahrensten Crossover-Programmen.

Nun gibt es am Wochenende gleich ein ganzes Festival mit neun namhaften PianistInnen der unterschiedlichsten musikalischen Traditionen und zehn Konzerten – all das gebündelt an drei Tagen. Eine gute Ergänzung zum eher traditionelleren Klavierfestival „Auf schwarzen und weißen Tasten“ von Radio Bremen, wobei eine Terminüberschneidung (das letzte Konzert von Radio Bremen am Freitag, 12.1., findet zeitgleich mit den ersten drei dacapo-Konzerten statt) wirklich hätte vermieden werden müssen.

Ingo Ahmels hat sich jetzt im Schauspielhaus und in der Kunsthalle eingenistet. Am Freitag beginnt im Schauspielhaus um 18.30 Uhr der kulturelle Weltenwanderer Mikhail Alperin, der am Sonntagabend die adventures-Reihe auch beenden wird. Alperin bietet auf höchstem technischen Niveau eine reiche und unkonventionelle Klangwelt aus Folklore, Jazz und Klassik. Bestens bekannt nicht nur bei dacapo ist Herbert Henck, einer der großen John-Cage-Spezialisten auf seinem Instrument.

Und Herbert Henck war immer bekannt für „Ausgrabungen“: So spielt er am Freitag um 20 Uhr unter anderem den vierzehnteiligen Zyklus „Danses and Chants of the Seids“ (1925) des ukrainischen Pianisten und Komponisten Thomas de Hartmann und „Zwölftönige Stücke“ von Josef-Matthias Hauer, der diese Musik vor Arnold Schönberg erfunden hat. Die japanische Klavierperformerin Tomoko Mukaiyama beendet um 21.30 Uhr den Freitagabend. Auch sie ist für das dacapo-Publikum mit ihren Stücken zwischen Klavier und Stimme keine Unbekannte, gut für Abgelegenes und Innovatives.

Samstagnachmittag um 17.30 Uhr geht's in der Kunsthalle weiter: mit Magaret Leng-Tan, die stets überzeugend ihrem exzellenten Ruf als Spezialistin amerikanischer und asiatischer Musik gerecht wird. Auch sie ist – wie Mukaiyama – eine eigenwillige Performerin, besonders wenn sie am Toy-Piano sitzt, für das viele Komponisten für sie Werke geschrieben haben. In den piano adventures wird sie als Toy-Pianistin zu hören sein.

Um 19 Uhr ist dann der Niederländer Reinier van Houdt dran, der sein Programm „88 inside out“ nennt und eine „Flutwelle unerwarteter Klangereignisse“ verspricht. Zu den Komponisten zählen Gordon Monohan, Alvin Lucier, Galina Ustvolskaja mit ihrer radikalen sechsten Klaviersonate und Giacinto Scelsi. Und um 20.30 Uhr wird der Satie-Klavierklang Johannes Cernotas erweitert um Rezitationen Constanze Brünings – die so gut wie nie zu hörenden Texte stammen ebenfalls von Satie.

dacapos Dauergast Michel Svoboda klinkt sich am Sonntag um 16 Uhr im Schauspielhaus mit seinem Alphorn ein und bietet ein regelrechtes Familienkonzert. Die so unterschiedlichen MusikerInnenpersönlichkeiten werden um 17.30 Uhr ergänzt von dem Russen und heute in New York lebenden Pianisten Simon Nabatov. Vor dem Festival hat er angekündigt, er würde über die neunte Klaviersonate von Alexander Skrjabin improvisieren oder auch Bach spielen oder brasilianische Musik oder Meredith Monk oder seine eigenen Stücke. Lassen wir uns überraschen.

Einen „richtigen“, klassischen Klavierabend gibt's dann noch durch den Peruaner Juan-Jose Chuquisendo, der so viele internationale Preise gewonnen hat, dass er den BremerInnen mit Werken von Villa-Lobos, Berg, Ginastera und Bach einen mit Sicherheit einen großen Genuss bereiten wird. Den Abschluss bildet schließlich um 20.30 Uhr Mikhail Alperin. Klavier satt könnte man vielleicht das Festival von dacapo nennen, das einen weltweiten musikalischen Reichtum rund ums Klavier bietet. usl

Weitere Infos zum dacapo-Festival gibt es unter 0421 500 444 sowie im Internet: http://i.am/dacapo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen