■ Mit Ignacio López auf du und du: Bilanz des Würgers
Hannover (taz) – Als „Würger von Rüsselsheim“ titulierten ihn die Autozulieferer, als José Ignacio López de Arriortua Ende der achtziger Jahre noch Einkaufschef bei Opel war. Als López im Jahre 1993 dann samt Mitarbeitern und Unterlagen von VW abgeworben wurde, hatte es der für Preisdrückerei berüchtigte Manager aus dem Baskenland längst zu einem der Vizepräsidenten von General Motors gebracht. VW krankte damals gerade an jener Absatzflaute, die dem vereinigungsbedingten Autoboom gefolgt war. Und „Kostenkiller“ López sollte nun an Rationalisierungen nachholen, was der Wolfsburger Automobilbauer in den Jahren der Absatzrekorde versäumt hatte. Der VW-Konzern bot ihm nicht nur einen auf schätzungsweise 30 Millionen dotierten 5-Jahres- Vertrag. Für López wurde eigens das neue Vorstandsressort „Produktionsoptimierung und -beschaffung“ eingerichtet. López und die Crew, die er von General Motors mitbrachte, hatten nicht mehr nur die Marktmacht des großen Autoproduzenten gegenüber den auf Gedeih und Verderb auf VW angewiesenen Zulieferbetrieben auszuspielen. Auch im VW-Konzern sollte er Arbeitsabläufe und Managementstrukturen einer radikalen Schlankheitskur unterziehen. Nach López eigenen Worten wollte er „Volkswagen zum kostengünstigsten Automobilhersteller der Welt“ machen. In der Folgezeit wurden bei VW nicht nur zwei der vorher fünf Hierarchiestufen gestrichen. Alle Beschäftigten hatten auch in Rationalisierungs-Workshops ihre bisherige Arbeitsweise einer Selbstkritik zu unterziehen. Erfunden hatte López den „kontinuierlichen Verbesserungsprozeß hoch 2“, wie die 14.000 Workshops VW-intern hießen, zwar nicht. Aber er vermeldete schon Ende 1993 erstaunliche Erfolge: eine Produktivitätssteigerung um 23 Prozent und auch rapide Qualitätsgewinne. Angeblich gab es 25 Prozent weniger Ausschuß. Erst später gab man dann in Wolfsburg zu, daß man den erhofften Produktivitätszuwachs von nun 20 Prozent wohl nicht überall erreicht habe. Und für das VW-Stammwerk in Wolfsburg müssen jetzt erneut Qualitätsprogramme aufgelegt werden, weil dort bis zu 30 Prozent der gefertigten Fahrzeuge nachgebessert werden müssen. Auch in einem weiteren Amt wurde José Ignacio López seinem Ruf als Macher nicht gerecht. Im Aufsichtsrat der hannoverschen Expo-Gesellschaft, dem Mercedes-Chef Helmut Werber vorsitzt, beteiligte sich López kaum an den Debatten, störte dafür durch häufiges Telefonieren und die Bearbeitung mitgebrachter Unterlagen. Jürgen Voges
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