Mit Grand Canyon gleichziehen: Wattenmeer beantragt Welterbe
Deutschland und die Niederlande haben bei der Unesco Antrag für das "Welterbe Wattenmeer" als Welterbe beantragt. Die Wattfläche von Hamburg und Dänemark fehlt noch.
BERLIN taz Trotz der Entscheidung des Hamburger Senats gegen den Welterbestatus haben die deutsche und niederländische Regierung in dieser Woche bei der Unesco in Paris die Anerkennung des Wattenmeeres als Welterbe beantragt. Falls die Kommission sich von dem vorliegenden deutsch-niederländischen Antrag überzeugen lässt, dürfte das Wattenmeer Anfang 2009 in die Liste der grandiosesten Naturlandschaften der Welt aufgenommen werden und stünde damit auf einer Stufe mit Gebieten wie dem Great Barrier Reef und dem Grand Canyon.
Weil der Hamburger Senat wegen befürchteter Probleme beim Hafenausbau gegen den Antrag war, wurde die zu Hamburg gehörende Wattfläche kurzfristig aus dem Antrag herausgenommen. Sie umfasst 1,4 Prozent des insgesamt 10.000 Quadratkilometer großen Wattenmeeres. Auch das dänische Wattenmeer fehlt noch, da die Regierung zunächst entscheiden wollte, ob sie ihr Watt zum Nationalpark erklärt. Dies ist im Januar erfolgt. Daher hält der Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner von der Umweltstiftung WWF einen dänischen Ergänzungsantrag an die Unesco für wahrscheinlich. Grundsätzlich bleibe das auch für Hamburg möglich, sagte Rösner: "Die langjährige Zusammenarbeit der drei Wattenmeerstaaten verdient es, mit einem vollständigen Welterbegebiet belohnt zu werden."
Der Unesco-Titel Weltnaturerbe ist vor allem ein Gütesiegel. Konkrete Schutzbestimmungen sind in den Nationalparkgesetzen der Länder verankert. Sie müssen vor Ort oft gegen die Interessen von Fischerei, Tourismus und Küstenschutz verteidigt werden. Wegen der Signalwirkung des Unesco-Titels ist Wattenmeerexperte Rösner erfreut: "Der Welterbeantrag ist ein Meilenstein für den Naturschutz im Watt. Gut, dass nach dem Hickhack der letzten Wochen die Vernunft gesiegt hat."
Das Wattenmeer beherbergt neben 12.000 Seehunden die größten Zugvogelschwärme Europas. Jedes Jahr besuchen zehn Millionen Wasservögel die platte Wildnis an der Nordseeküste. Hier finden sie genug Futter, um sich Fettpolster für ihren Nonstopflug nach Afrika oder in die Arktis anzufressen. RB
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