■ Standbild: Mit Farbfehlern
„Tatort: Der Tod fährt Achterbahn“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
„So schnell schießen die Preußen nicht.“ Wann zuletzt hat man so eine Binsenweisheit gehört, ausgerechnet aus dem Munde einer Frau vom Rummel, der zeitgemäße Redensarten kaum fremd sein dürften.
Derlei Farbfehler gab es einige im Drehbuch von Klaus Gietinger, das er selbst in Szene gesetzt hatte. Seine Hauptfigur war der hessische Kommissar Brinkmann, jener spröde Beamte, der auf Umgangsformen hält und äußerst bedächtig zu Werke geht. Ein älterer, etwas altmodischer, von zwei jungen Kollegen umgebener Herr. Aus dem Kontrast zwischen den Generationen, zwischen Althergebrachtem und aktuellen Erscheinungen verstand Gietinger einige Funken zu schlagen. So wenn anstelle des „jungen Mannes zum Mitreisen“ eine Frau vorgeschickt wurde mit dem Auftrag, inkognito im Schaustellermilieu zu recherchieren. Den vielfältigen menschlichen korrespondierten technische Gegensätze: Ein Scall ersetzte den Erpresserbrief, während ein Tüftler lieber dem Rechenschieber vertraute als einem Computer.
Solche Einfälle schienen hell auf in der weithin konventionellen Kriminalgeschichte; sie waren Bereicherung und Fluch zugleich, ergab sich so doch in der Summe ein uneinheitliches Gesamtbild. Harald Keller
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