Mit Cannabis-Eis zur Hanfparade: Coole Tüte
Bei erwarteten 32 Grad ist ein Joint auf der heutigen Parade die falsche Wahl. Viel besser: Dope schlecken! Die taz war auf der Suche nach dem Hanf-Eis.
Stellen Sie sich jetzt einen großen Wassereimer vor, zu drei Vierteln gefüllt mit leckerer Eiscreme. So viel Eis, nämlich 7,6 Liter, isst jeder Deutsche laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie im Jahr – oder umgerechnet 110 Kugeln. Hanf-Eis wird allerdings bei den Wenigsten darunter sein. Warum eigentlich? Schließlich wirbt auch die Hanf-Parade in diesem Jahr mit dem Slogan „Nutzt Hanf!“ Und kaum etwas wäre am morgigen Samstag bei vorausgesagten 32 Grad nützlicher als Dope in Eisform.
Rechtlich spricht laut Florian Rister vom Deutschen Hanfverband nichts dagegen. Jedenfalls dann nicht, wenn das Eis aus Nutzhanf hergestellt ist und einen THC-Gehalt von 0,3 Prozent nicht übersteigt. Matthias Münz alias „Der verrückte Eismacher“ bietet in seiner gleichnamigen Münchner Eisdiele neben Bier- und Gin-Tonic-Eis auch ein solches Cannabis-Eis an. Berlin ist offenbar noch nicht so weit.
Charlotte Pauly, die unter dem Namen „Fräulein Frost“ drei Eisläden in Berlin betreibt, hat persönlich noch keine Erfahrungen mit Hanf-Eis gemacht. „Ich bin nicht so der Marihuana-Typ“, sagt sie – ist sich jedoch sicher, dass es funktionieren könnte. „Man macht ja auch Tee aus Hanf.“ Für zu Hause würde sie daher ein Cannabis-Sorbet empfehlen: Hanfblätter und -blüten als Tee erhitzen, einfrieren und anschließend abkratzen. Ein Rausch wird sich bei dieser Variante wohl nicht einstellen, dafür werden Hanf-Tee beruhigende und ausgleichende Effekte nachgesagt.
Wie wär’s mit Sorbet?
Rund 6.500 Menschen zogen laut Veranstalter im vergangenen Jahr bei der Hanfparade durch Berlin. An diesem Samstag könnten es noch einige mehr werden, denn die Debatte über den Umgang mit Cannabis und eine Art Coffeeshop in Friedrichshain-Kreuzberg sind aktueller denn je. Die Auftaktkundgebung beginnt um 13 Uhr am Hauptbahnhof. Danach sieht die Parade vorbei am Bundesgesundheitsministerium und dem Lustgarten zum Brandenburger Tor, wo ab 17 Uhr die Abschlusskundgebung stattfindet. Die Hanfparade findet seit 1997 jährlich in Berlin statt.
Sorbet ist eine von acht Speiseeis-Sorten, die das Deutsche Lebensmittelbuch des Ernährungs- und Landwirtschaftsministeriums unterscheidet. Es kommt ohne Milch oder Milchbestandteile aus. Allerdings muss der Fruchtanteil mindestens 25 Prozent betragen, andernfalls ist es eher ein Wassereis. Bei allen anderen Sorten ist Milch ein wesentlicher Bestandteil.
Ein solches Milcheis empfiehlt Daniela Teuber eher; sie kann sich Hanf-Eis als Sorbet nicht vorstellen. Die Inhaberin von „Mos Eisley“ in Neukölln folgt mit Sorten wie Lambrusco- oder Whisky-Schoko dem Trend ausgefallener Eissorten. Für ein Hanf-Eis werden Milch und Sahne zunächst leicht und später gemeinsam mit Zucker, Traubenzucker und Haschisch auf 85 Grad erhitzt, damit die Milch länger haltbar bleibt (siehe Rezept). Auch hier gilt leider: „High wird man davon wahrscheinlich nicht werden“, glaubt Teuber. „Von Alkohol-Eis wird man ja auch nicht betrunken. Eher bekommt man einen Zuckerschock.“ Noch schlimmer: Nicht mal für den guten Geschmack des Cannabis-Eises will sie garantieren.
Für die typische Cannabis-Note könnten zusätzlich einige Spritzer Hanfblütensirup sorgen, das es in Growshops zu kaufen gibt. In anderen Naschereien wie Keksen oder Brownies hat sich Cannabis, zumindest in WG-Küchen, längst bewährt. Tanja Buchwald vom Eissalon Tanne B am Lausitzplatz rät daher als einfachste Variante, einen Hasch-Cookie ins Eis zu bröseln. So ist zumindest die gewünschte Wirkung sichergestellt. Dem Wirkstoff THC kann ein Ausflug in den Eisschrank übrigens nichts anhaben. Im Gegenteil: Florian Rister vom Hanfverband zufolge wird der Wirkstoff durch Einfrieren eher konserviert.
Zutaten:Vollmilch (3,8 % Fett) 575 gSahne (32 % Fett) 180 g Zucker 115 g Traubenzucker 50 gMagermilchpulver 30 gHasch 5 g (oder nach Belieben)
Zubereitung:– Milch und Sahne erhitzen – bei 40 Grad Zucker, Traubenzucker, Magermilchpulver und Hanf dazugeben– danach bis 85 Grad erhitzen – im Eisbad abkühlen und durch ein Sieb schütten– in die Eismaschine geben (oder auch lange rühren und kühlen) und vor Verzehr mindestens für zwei Stunden ins Tiefkühlfach
Auf welche Art und Weise auch immer: Wer nicht auf die erste Berliner Eisdiele mit Hanf-Eis warten will, dem bleibt nur selbst auszuprobieren.
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