: Mit Aids im Nachteil
■ Sozialministerium verweigert Methadonvergabe
In ungewöhnlich scharfer Form haben die Grünen den Umgang des Sozialministeriums mit drogenabhängigen Aids-Kranken kritisiert. Seit Monaten weigere sich das Ministerium, diesen Personenkreis in das Methadon- Programm miteinzubeziehen. Es sei reine Willkür, wenn ein Aids- Infizierter den Ersatzstoff bekommen könne, eine bereits an Aids erkrankte Person jedoch nicht.
Damit würden Aids-Kranke diskriminiert, kritisierte der Grünen-Abgeordnete Pico Jordan am Freitag. Gleichzeitig warf er dem Sozialministerium in dieser Frage „Borniertheit“ vor.
Auch in einer andere Frage stelle sich das Ministerium seit Monaten stur. Es sei völlig praxisfremd, wenn die in das Methadon-Programm einbezogen Aids- Infizierten nicht von örtlichen Aids-Hilfen betreut werden dürften, obgleich hier bereits ein Vertrauensverhältnis bestehe, sagte Jordan. Stattdessen müßten diese Stellen die Betroffenen zur „nächsten Drogenberatungsstelle weiterschicken“.
In Regierungskreisen sind die Probleme im Sozialministerium mit der für die Drogenpolitik zuständigen Gesundheitsabteilung seit längerem bekannt. Der zuständige Abteilungsleiter Adolf Windorfer vertrete in Fragen der Betreuung von Drogenabhängigen und der kontrollierten Ausgabe des Ersatzstoffs Methadon mitunter von der Regierungslinie abweichende Meinungen, hieß es dazu.
Bisher sei es offenbar der Ministeriumsführung nicht gelungen, die Differenzen angemessen zu beheben, hieß es auf Nachfrage. Daher gebe es bedauerlicherweise Blockaden oder unsinnige Regelungen. Mit der Gesundheitsabteilung, die für die Drogenpolitik zuständig ist, habe auch vor dem Regierungswechsel der Vorgänger von Sozialminister Walter Hiller (SPD), der CDU-Politiker Hermann Schnipkoweit seine Schwierigkeiten gehabt. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen