: Mißmanagement kostet viele den Job
■ Der Mischkonzern Metallgesellschaft in Frankfurt scheint vorerst gerettet
Frankfurt (AP/dpa/taz) – Die wegen spekulativer Öltermingeschäfte in finanzielle Bedrängnis geratene Frankfurter Metallgesellschaft wird massiv Stellen abbauen. Der neue Vorstandsvorsitzende des Rohstoff- und Technologiekonzerns, Kajo Neukirchen, sagte gestern im ZDF-Mittagsmagazin, das Unternehmen müsse Personalkosten zwischen 600 und 700 Millionen Mark einsparen. Neukirchen äußerte sich nicht über die Zahl der wegfallenden Arbeitsplätze. Er bestätigte aber Gerüchte über einen Verlust von 1,8 Milliarden Mark für das abgelaufene Geschäftsjahr – fünfmal mehr als bisher bekannt.
Am Mittwoch abend hatte sich die Unternehmensspitze mit mehr als 100 Banken grundsätzlich über einen Sanierungsplan verständigt. Die „extreme Finanzverschuldung“ könne aber nicht nur durch Kapitalmaßnahmen aufgefangen werden“, sagte Neukirchen. Der Konzern selbst müsse zur Konsolidierung beitragen. Ursprünglich hatte das Unternehmen rote Zahlen in Höhe von 347 Millionen Mark ausgewiesen – ohne Berücksichtigung der Verluste im Terminhandel. Zum Schutz der Anleger wurde der Aktienhandel der Metallgesellschaft am Donnerstag ausgesetzt. Die Entscheidung über die Annahme des Rettungsplans fällt am 12. Januar. Sollten die Banken dem nicht zustimmen, werde es zu einem Vergleich kommen, drohte Neukirchen.
Das vorgelegte Konzept zur Neuorientierung und Sanierung des Mischkonzerns mit seinen 58.000 Mitarbeitern und 250 Unternehmen bezeichnete der Vorstandschef als „ausgewogen und fair“. Alle Aktionäre würden in gleicher Weise behandelt und keiner benachteiligt. Der Plan sieht Kapitalmaßnahmen vor, die dem Unternehmen 2,7 Milliarden Mark frischer Mittel in die Kassen spülen sollen. Dazu soll eine Kapitalerhöhung mit 1,4 Milliarden und eine Umwandlung von Kreditforderungen von 1,3 Milliarden in Genußscheinen beitragen. Zusätzlich ist vorgesehen, den Kreditrahmen um 500 Millionen Mark zu erweitern.
Die beiden Hauptgesellschafter und zugleich größten Gläubiger, die Deutsche und die Dresdner Bank, hatten dem ins Trudeln geratenen Unternehmen bereits im Dezember eine Überbrückungshilfe von 1,5 Milliarden Mark zugestanden, um eine akute Liquiditätskrise aus den Termingeschäften zu überwinden. Sie müßten auch den größten Teil der Kapitalerhöhung übernehmen.
Unter dem Dach des Konzerns sind Unternehmen aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Chemie, Recycling und Verfahrenstechnik zusammengefaßt.
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