Missbrauchsbeauftragte wird geehrt: Die Ausgezeichnete
Christine Bergmann wurde nicht immer ernst genommen. Jetzt bekommt die ehemalige Beauftragte zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs die Louise-Schroeder-Medaille.
Die Publizistin Carola Stern hat sie schon bekommen, die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, und auch die Beiratschefin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Barbara John: die Louise-Schroeder-Medaille. In diesem Jahr wird Christine Bergmann, 72, mit der Auszeichnung geehrt, die das Land Berlin seit 1998 an Frauen vergibt.
Die frühere SPD-Frauenministerin und ehemalige Bundesbeauftragte zur Aufklärung des sexuellen Kindesmissbrauchs erhält am 17. April die Plakette mit dem Kopf der Frauenrechtlerin, die in der Weimarer Republik zu den ersten weiblichen Abgeordneten zählte.
Auf der Rückseite der Medaille steht ein Satz, den Louise Schroeder einmal sagte: „Wenn ich als Frau eine besondere Aufgabe erfüllen konnte, so war es die, die Menschen einander näher zu bringen, ihre Abneigung gegen die Diktatur zu stärken und ihnen zu helfen, soweit das möglich war.“ Wenn das auf jemanden zutrifft, dann auf Christine Bergmann.
Sie habe sich „mit großem Engagement und Nachdruck für die demokratische Umgestaltung der politischen Strukturen nach der Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen der geteilten Hälften Berlins“ eingesetzt, heißt es in der Begründung des Berliner Abgeordnetenhauses. Außerdem hat die Ostdeutsche viel für Frauen und die Chancengleichheit getan – und dabei ihre „Erfahrungen mit positiv erlebten Lebensbedingungen für Familien und Frauen in der DDR als eigenen Beitrag in die neue Bundesrepublik konstruktiv“ eingebracht.
Ihr Einsatz für soziale und Geschlechtergerechtigkeit wurde nicht immer ernst genommen. So hat sie vor über zehn Jahren vergeblich versucht, ein Gleichstellungsgesetz für die private Wirtschaft durchzusetzen. Sie scheiterte an der Regierung, die sie selbst mitgestaltete: der ersten rot-grünen Koalition. Ihr damaliger Chef, Bundeskanzler Gerhard Schröder, bezeichnete ihr Ministerium als das für „Gedöns und so“. Und als „Missbrauchsbeauftragte“ fühlte sich Bergmann durch das Familienministerium, bei dem ihre Stelle angesiedelt ist, nicht immer ausreichend unterstützt.
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