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Missbrauch an der Odenwaldschule"Es hat mich mein Leben gekostet"

Vor einem Jahr wurden die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule öffentlich. Aber was haben die Pädagogen ihren Schützlingen wirklich angetan? Ein Betroffener berichtet.

"Die Wahrheit ist, dass man uns als Kindern Gewalt angetan hat." Bild: gerhard64 / photocase.com

Ein Jahr ist es nun her, dass es gelang, aus dem Schweigen auszubrechen. Die sexuelle Gewalt an der Odenwaldschule wurde damals aufgedeckt. Aber nicht jeder hatte sich gewünscht zu reden. Für mich war schweigen nicht das Schlechteste. Das Schweigen verhinderte, wieder zurückgeschleudert zu werden in jene Momente, in denen ich nichts als Hilf- und Wehrlosigkeit empfand. Zu schweigen verhinderte auch, die vielen Sympathiebekundungen für die Täter erleben und ertragen zu müssen.

Die reformpädagogische Vorzeigeschule, an der wir 20 Jahre verführt und vergewaltigt wurden, hat gerade erklärt, "die Betroffenen erschweren durch ungerechtfertigte Anwürfe und Anfeindungen die Arbeit". Die Täter, das sollen also wir sein?

Opfer und Betroffene gelten wenig. Oft anerkennen wir uns ja selbst nicht als solche. Aber die Täter werden immer noch als originelle und einfühlsame Pädagogen beschrieben, deren segensreiche Elemente nicht ganz verschwiegen werden sollten. So sagen es Hartmut von Hentig und viele andere über ihren Freund Gerold Becker, jenen Mann, der so vielen Kindern schwersten Schaden zugefügt hat.

Und dann kamen also die Enthüllungen. Mehr und mehr Schreckliches trat ans Licht. Und bei jedem neuen Täternamen geschah dennoch immer das Gleiche. Es meldeten sich jene zu Wort, die es immer noch nicht glauben wollen. Sie sagen, "das kann doch nicht sein", sie denken, "das glaube ich nicht". Und jedes Mal steht das zum Mann gewordene Kind da und spürt die Ohnmacht vergangener Tage, spürt die Scham und das Gefühl, selbst schuld zu sein, als wäre es gestern gewesen. Und jedes Mal steht es da, fühlt sich als Lügner und Nestbeschmutzer, dem man vorwirft: "Du hast doch mitgemacht". Oder: "Es hat dir doch Spaß gemacht."

Lähmung macht sich breit, wenn jemand beinahe herausfordernd fragt: "Was ist eigentlich passiert?" Weil es einem unendlich schwerfällt zu beschreiben, was geschah - gegenüber Menschen, denen man nicht vertraut und von denen man nicht weiß, ob sie einem glauben. Immer noch muss ich Angst vor den Reaktionen haben. Auch deshalb das lange Schweigen.

Die Wahrheit ist, dass man uns als Kindern Gewalt angetan hat. Also denen, die doch das höchste Gut der Pädagogik sein sollen. Vor allem Reformpädagogen behaupten, dass sie "vom Kinde aus" denken. Aber sie taten es gar nicht. Nicht die Täter an der Odenwaldschule.

Jüngst las ich einen wohl gut gemeinten Beitrag: "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Opfer ihren Frieden finden können." Seinen Frieden finden - das hört sich fast so an wie "Ruhe in Frieden". Aber es gibt keinen Frieden, niemals. Es ist eine nicht enden wollende Anspannung.

Als Betroffener fühlt man sich wie an einer Reckstange. Um mit den anderen Menschen mithalten und leben zu können, müssen Betroffene immer Klimmzüge machen. Schlimmer noch, ein von sexualisierter Gewalt Betroffener befindet sich dauernd im Zustand des gehaltenen Klimmzuges.

Die Klimmzugstange hat einen Namen: "Das normale Leben". Um "das normale Leben" immer auf Augenhöhe zu haben, muss der Betroffene ständig den Klimmzug auf der höchsten Position halten. Nur so kann er teilhaben. All das, was zum richtigen Leben gehört, tanzen, lachen, singen, klatschen, sich konzentriert am Kopf kratzen, charmant oder auch wütend zu sein, all das fällt schwer, wenn man sich die ganze Zeit in dieser Anspannung an der Reckstange halten muss. Manchmal wünscht man, sich loszulassen, für immer loszulassen.

Es wird uns nie loslassen, was geschehen ist. Aber was ist eigentlich geschehen? Was ist Missbrauch?

Ich stand als Zwölfjähriger im Duschraum eines der Häuser im Odenwald, als der von allen verehrte Schulleiter Gerold Becker hereinkam und sich neben mich unter die Dusche stellte. Nach einiger Zeit fing er an, mir zu zeigen, wie man sich das Glied richtig wäscht. Dabei kam er immer näher. Ich konnte nicht weiter zurück. Ich stand schon ganz in die Ecke gedrückt. Da ejakulierte er mir ans Bein.

Er hat mich nicht mal berührt.

Ist das Missbrauch?

Oder ist das etwa kein Missbrauch?

Mir fiel es schwer, noch geradeaus zu schauen. Jeder kannte das Kind, das ich war. Das Kind, das immer auf den Boden schaut, hieß es.

Das Kind will nicht mehr

Als Kind, das missbraucht wurde, versuchte ich in meiner zwangsläufig aufkommenden Einsamkeit Strategien zu entwickeln. Strategien zum Schutz des eigenen Seins. Diese einsamen Gedanken, wie ich der Gewalt Einhalt gebieten könnte "beim nächsten Mal", wie ich mich verhalten würde "beim nächsten Mal", wie ich mich wehren könnte "beim nächsten Mal", was ich sagen würde "beim nächsten Mal", diese Gedanken halfen mir. Sie ließen mich zwischendurch etwas aufrechter gehen - bis zum nächsten Mal.

Aber dann kommt es wieder zum Übergriff. Wieder ist es dem Kind nicht möglich, sich zu wehren, wieder ist es wie gelähmt, es wird erneut entwürdigt. Irgendwann entwirft das Kind keine Abwehrstrategien mehr. Es kann nicht mehr an sie glauben, es kann nicht mehr an sich glauben, es kann an überhaupt niemanden mehr glauben.

Der Autor

Max ist 50 und war in den 1960er und 70er Jahren Schüler der Odenwaldschule. Max hat dort sexuelle Gewalt erlebt. Das hat sein Leben geprägt. Er ist nicht der einzige - der Verein "Glasbrechen" geht von 300 bis 400 Betroffenen allein an dem ehemaligen Vorzeigeinternat aus. Nach Lehre und Weiterbildung arbeitet Max heute als technischer Angestellter. Max ist nicht sein richtiger Vorname, er will anonym bleiben.

Das Kind kann nicht mehr, nein, es will nicht mehr aufrecht gehen.

Aus dieser Erfahrung wuchs ein Misstrauen, ein Misstrauen gegen sich und gegen alle Menschen. Glaube niemanden! Glaube auch dir selbst nicht! Trau den eigenen Gedanken nicht mehr, die dir glaubhaft gemacht hatten, wie man das nächste Mal diesem Geschehen entgehen könnte.

Für das missbrauchte Kind werden danach schon kleinste Obszönitäten, Andeutungen oder Kränkungen eines Erwachsenen zu einer Katastrophe.

Wenn dir der Lehrer an den Arsch fasst, der irgendwann schon deinen Kinderschwanz im Mund hatte, dann denkst du: "Jetzt ist es wieder so weit, jetzt passiert es wieder."

Ich bin als Letzter noch im Klassenzimmer mit dem Lehrer. Zwischen mir und dem Lehrer steht, was ich nicht einordnen kann, was aber eklig ist. Und dann grabscht er wieder. In aller Öffentlichkeit. "Was mach ich bloß, was mach ich denn bloß?" Und wieder dieses Gefühl, gelähmt zu sein. Der Lehrer geht wieder. Nichts weiter ist passiert - außer dem Griff an den Arsch. Nichts weiter ist passiert - außer Augenblicken qualvoller Angst. Und in der nächsten Stunde soll ich wieder das große Einmaleins lernen. Aber ich kann nicht an die Tafel schauen, denn da steht das Ekel, das anscheinend machen kann, was es will.

Wenn ich es heute erzähle, sagen die Leute manchmal: "Oh, er hat dir doch nur an den Popo gelangt!" Aber das hat mich mein Leben gekostet. Eines, das ich hätte führen können.

Denn das Kind kommt da nicht mehr raus. Es zweifelt immer mehr an sich. Und das zum Mann gewordene Kind beginnt seine erlebte Geschichte in Frage zu stellen. War das ein deutlicher Übergriff, und das andere eher nur eine Bagatelle? Später wird er nicht mehr sagen können: Dies war ein sexueller Missbrauch und jenes war, auch wenn es noch so erniedrigend erschien, nur eine Grenzüberschreitung. Ohne Berührung. Das führt zu dem Gefühl: "Selbst schuld, wenn du so empfindlich bist!"

Suizid als Hoffnung

Nach und nach wurde mir die Bedeutung meiner Erlebnisse bewusst. Ich begriff, dass meine Kindheit und Jugendzeit gar nicht existiert hatten. Ich hatte nach allem gegriffen, was mich betäubte. Ich habe meine Sozialisation im Rausch erlebt. Noch heute bin ich mir fremd. Ich kann mein eigenes Ich nur schwer erkennen. Oft war mein letzter Tröster der Gedanke an den Suizid, er war meine Hoffnung, mein Angstnehmer, sollte es nicht mehr ertragbar sein.

Seit einem Jahr wird nun nicht mehr geschwiegen. Heute helfen diejenigen, die Mitgefühl zeigen, die glauben und versuchen zu verstehen. Durch sie kann ich mehr und mehr jene ignorieren, die keine Helfer sind, die uns bis jetzt nicht zuhören und nicht glauben, die das Leben noch schwieriger machen, als es schon ist: die Schweiger, Vertuscher und Mitwisser. Auch jene, die ihre Unfähigkeit zu handeln uns zum Vorwurf machen.

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44 Kommentare

 / 
  • CB
    Cui bono

    Odenwaldschule-missbrauch-antonio amadeu-stiftung-freudenbergstiftung-g.schweigkofler-odenwaldschule?????????

  • VA
    von Adel

    Inwieweit stehnen die von den Eltern bezahlten Schulgeldern und die genannten Stiftungen ggf. in einem "ZUsammenhang"?

  • T
    Tipp

    G.Schweigkofler und die diversen Stiftungen im Umfeld der Odenwaldschule sind ein Schlüssel zur Aufklärung des Missbrauchsskandals und der Dinge die in diesem Umfeld passiert sind unter anderem um die Aufdeckung des Missbrauchs zu verhindern.Will man die gesamten Vorgänge besser verstehen sollte man auch dort nachfragen und recherchieren.

  • N
    nozaesur

    @Forums-Veteran

     

    Keinem aufmerksamen Leser entgeht, so hoffe ich zumindest, dass ich im Bereich des Möglichen auf der Grundlage der einzigen, zudem schlecht kommunizierten aber entscheidenden Tatsachen spekuliere und der Veteran oder auch der Trägerverein, anstatt zu sagen, wie's denn nun ist, meine Motivation und meine Person diskreditieren will. Der Trägerverein spekuliert ja auch, nur tut er's mit einem Kapital, das ihm

     

    a) nicht gehört

    b) in diesem Falle wirklich nur treuhänderisch übergeben ist

     

    Das Kapital heisst Odenwaldschule!

     

    Der Trägerverein ist insofern seinem ideelen Souverän (Altschülern und Schülern) rechenschaftspflichtig, lässt aber jegliche Transparenz vermissen und begreift seit Monaten alles als eine Einmischung in die "inneren Angelegenheiten".

     

    Und natürlich können in diesem Zusammenhang Äusserungen eines inzwischen "wirkungsmächtigen" Mitglieds des Trägervereins verwendet werden. Diese drücken ja auch in ihrer Formulierung geteilten, übergreifenden Konsens aus und sind somit als beispielhaft anzusehen. Zudem wird dieses Recht (das Forum als Quelle zu benutzen) gerade auch anderen Mitgliedern des Trägervereins wie Herrn Tilman Jens unwidersprochen zugestanden. Es gilt eben wirklich: Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Die von mir zitierte GmbH wird beispielhaft erwähnt. Der Zusammenhang mit der Odenwaldschule liegt aber auf der Hand und auch die Gefahr. Der Trägerverein selbst hat zugestanden, dass er auf der Suche nach dem Treuhänder ist.

  • N
    nozaesur

    @Forums-Veteran

     

    Keinem aufmerksamen Leser entgeht, so hoffe ich zumindest, dass ich im Bereich des Möglichen auf der Grundlage der einzigen, zudem schlecht kommunizierten aber entscheidenden Tatsachen spekuliere und der Veteran oder auch der Trägerverein, anstatt zu sagen, wie's denn nun ist, meine Motivation und meine Person diskreditieren will. Der Trägerverein spekuliert ja auch, nur tut er's mit einem Kapital, das ihm

     

    a) nicht gehört

    b) in diesem Falle wirklich nur treuhänderisch übergeben ist

     

    Das Kapital heisst Odenwaldschule!

     

    Der Trägerverein ist insofern seinem ideelen Souverän (Altschülern und Schülern) rechenschaftspflichtig, lässt aber jegliche Transparenz vermissen und begreift seit Monaten alles als eine Einmischung in die "inneren Angelegenheiten".

     

    Und natürlich können in diesem Zusammenhang Äusserungen eines inzwischen "wirkungsmächtigen" Mitglieds des Trägervereins verwendet werden. Diese drücken ja auch in ihrer Formulierung geteilten, übergreifenden Konsens aus und sind somit als beispielhaft anzusehen. Zudem wird dieses Recht (das Forum als Quelle zu benutzen) gerade auch anderen Mitgliedern des Trägervereins wie Herrn Tilman Jens unwidersprochen zugestanden. Es gilt eben wirklich: Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Die von mir zitierte GmbH wird beispielhaft erwähnt. Der Zusammenhang mit der Odenwaldschule liegt aber auf der Hand und auch die Gefahr. Der Trägerverein selbst hat zugestanden, dass er auf der Suche nach dem Treuhänder ist.

  • N
    nozaesur

    @Forums-Veteran

     

    1. Wir wissen ja nun alle so ein wenig, wer wir sind. Es stellt also eine weitere Irreführung dar, hier auf Grund meiner vermeintlichen Anonymität zu unterstellen, dass ich mich nicht trauen würde, wenn's unter meinem Namen liefe. Gerade der Veteran weiss, wer ich bin. Ich bin nur für die Leser der taz anonym, nicht für Forums-Veteranen noch für's sonstige Umfeld: Lehrer, Schulleitung, Geschäftsführung, Beiräte, Journalisten, etc., etc.

     

    2. Keinem aufmerksamen Leser entgeht, so hoffe ich zumindest, dass ich im Bereich des Möglichen auf der Grundlage von wenigen aber entscheidenden Tatsachen spekuliere und der Veteran, anstatt zu sagen, wie's denn nun ist, meine Motivation und meine Person diskreditieren will. Der Trägerverein spekuliert ja auch, nur tut er's mit einem Kapital, dass ihm

     

    a) nicht gehört

    b) in diesem Falle wirklich nur treuhänderisch übergeben ist

     

    Das Kapital heisst Odenwaldschule!

     

    Der Trägerverein ist insofern rechenschaftspflichtig, lässt aber jegliche Transparenz vermissen und begreift seit Monaten alles als eine Einmischung in die "inneren Angelegenheiten".

     

    3. Jede "zuviel" gemachte Äusserung eines Mitglieds des Trägervereins wird seit einigen Monaten als "privat" erklärt, sobald ein wenig zuviel rausrutscht. Fragen und Nachfragen werden jedoch nicht beantwortet, sondern mit Schmähungen und Beleidigungen vergolten. Das TV-Mitglied kann froh sein, dass ich nur zwei harmlose Sätzchen zitiert habe. Der Grundtenor war: Das geht euch überhaupt nichts an. Haltet gefälligst euer Maul. Das entscheiden wir selbst und wir haben darüber auch keine Rechenschaft abzulegen. Die Antworten insgesamt ein Kompendium aus Unverschämtheiten, Überheblichkeit, Unwissen und übler Nachrede. Wenn das zitierte Mitglied des Trägervereins in seiner Haltung einzig wäre, könnte man Nachsicht üben.

     

    Leider steht er für die Mehrheit des Trägervereins und auch des Vorstandes. Auch hier wurde vergessen, dass der Souverän der Odenwaldschule letztlich die Schüler und Altschüler insgesamt sind und derartige Antworten einen haarsträubenden Mangel an Grundwerten erkennen lassen; das erschreckt, vor allem, wenn man an die Aufbruchsstimmung von vor einem Jahr zurückdenkt.

     

    Auch diese Frage ist ja inzwischen berechtigt: Warum nicht gleich, den alten Vorstand und die alten Trägervereinsmitglieder berufen?!

     

    Zum Abschluss:

    Respektvolles Zitieren ist ein korrektes Mittel in einer öffentlichen Diskussion. Herr Tilman Jens verwendet Material aus dem Forum für sein Buch, direkt oder paraphrasiert, Herr Füller tut das, genauso wie andere Journalisten. Solange dies nicht mit einer persönlichen Blosstellung oder Diffamierung verbunden ist und die Äusserungen noch dazu im Zusammenhang mit einem öffentlichen!!! Amt getätigt werden, ist dies allemal zulässig. Nein, der Zweck heiligt Maulkörbe eben nicht. Bitte stellen Sie doch einfach mit Substanz, sprich inhaltlichen Antworten meine Spekulationen richtig! Das wäre der richtige, der korrekte Weg. So gesehen, dürfen Sie dann meine Beiträge auch als willkommene Provokation betrachten.

  • F
    Forums-Veteran

    @ nozaesur

     

    Du baust leider auf Konfrontation und vermischst (Halb)Wahrheiten mit eigenen Annahmen/Spekulationen (Stiftung/GmbH). Das ist Dein gutes Meinungsrecht. Was allerdings zu weit geht: die von einem TV-Mitglied im OSO-Forum gemachten Äußerungen einfach ungefragt in Deinem Rundumschlag zu veröffentlichen.

     

    (TV steht für: Trägerverein der Odenwaldschule, OSO für: Odenwaldschule)

     

    Diese persönliche Meinung eines TV-Mitglieds als OSO-Stimme auszugeben, ist unredlich und erschwert jeglichen Dialog. Würdest Du das alles unter Deinem vollen Namen auch so posten?

     

    Der Zweck heiligt nicht die Mittel!

  • N
    nozaesur

    Nachtrag zur Zukunft der Odenwaldschule:

     

    Wahrscheinlich steht zu Befürchten, dass nicht ganz unschuldig darauf gesetzt wird, letztlich das ganze Vermögen der Schule in eine Stiftung "hinüberzuretten".

     

    Die vollkommen überforderten Mitglieder des jetzigen Trägervereins werden in ihrer verletzten Eitelkeit wahrscheinlich auch noch dieser besonderen Form der "Schulrettung" zustimmen.

     

    Damit wäre dann auch das Problem der demokratischen Mitbestimmung vom Tisch.

  • N
    nozaesur

    Zur Aufklärung der Mitglieder des Trägervereins und damit die werten Leser auch verstehen, über was man sich so schön auf der Odenwaldschule die Köpfe zerbricht:

     

    Am 20.11.2010 beschloss "man" eine Stiftung.

    Am 19.02.2011 beschloss "man", dass es eine "treuhänderische Stiftung" sein soll.

     

    Dass eine Stiftung als "treuhänderische Stiftung" geplant ist, heisst nicht, dass "treuhänderisch" "treue Hand" im Sinne der Opfer und Betroffenen meint; rein rechtlich bedeutet dies nur, dass die Stiftung selbst keine juristische Person ist, nicht rechtsfähig ist, sondern von einem dritten verwaltet oder aufgenommen wird: hier bietet sich natürlich die Stiftungs- und Fördergemeinschaft Modellprojekte GmbH (SFGM) in Heidelberg an. Diese verwaltet unter anderem die Amadeu Antonio Stiftung aber auch die Freudenberg Stiftung. Witzigerweise ist (vielleicht war) der Geschäftsführer der Stiftungs- und Fördergemeinschaft Modellprojekte GmbH (SFGM) Herr Günther Schweigkofler, ehemaliger Geschäftsführer der Odenwaldschule sowie Adlatus von Hellmut Becker sowie Förderer des heutigen Geschäftsführers der Odenwaldschule Herrn Salijevic.

     

    "Die Rechtsform, in der eine Stiftung errichtet wird, hat für die formale Führungsstruktur und die Verantwortung der Zuständigen Konsequenzen, weniger für die praktische Administration und Tätigkeit." (Wikipedia)

     

    Mit anderen Worten eine treuhänderische Stiftung verbirgt und entfremdet die Verantwortung: man verbirgt die Stiftung einfach in einer anderen und übergibt noch dazu die Verwaltung und zahlt dafür fast immer auch Verwaltungsgebühren. Herr Schweigkofler's GmbH ist sicherlich nicht ganz billig.

    In jedem Fall sind Stiftungen im Finanzumfeld der OSO sehr beliebt, auch um ein bisserl Schindluder zu betreiben und wer diesen Stiftungsquatsch aufgebracht hat, wüsste man natürlich auch gerne. Vom Himmel gefallen ist die Idee ja nicht und sicherlich auch nicht auf dem Mist der meisten wohl in dieser Hinsicht unbedarften Altschüler und Trägervereinsmitglieder gewachsen. Kommen also nur Herr Salijevic, das alte Stiftungsumfeld und dazu eventuell Herr von Gleichen in Betracht, die durch die Hintertür wieder die Kontrolle zurückerlangen wollen. Wahrscheinlich haben sich sogar die meisten der Trägervereinsmitglieder einfach blenden lassen. Stiftung klingt so prima, auch dass es da ein paar nette prestigeträchtige Pöstchen gibt... selbst wenn sie "ehrenamtlich" gegen reine Aufwandsentschädigung und Fahrkostenpauschale sind...

     

    Treuhänderisch oder nicht ist also für die Betroffenen und Opfer so ziemlich egal, klingt aber erstmal super. Damit auch das mal klar wird. Stiftungsvermögen braucht's nach wie vor, mindestens rund 3.000.000,00 Euro bevor überhaupt irgendwas anfangen kann, um's dann nie zu beenden und in lächerlichen Zinserträgen in ein paar Jahren für letztlich irgendetwas auszugeben. So stimmt dann auch der Satz:

     

    "So lange es eben dauert. Der Gedanke zur Stiftung entsprang ja nicht von ungefähr aus der Erkenntnis,

    dass dieses Thema warscheinlich nie beendet ist."

     

    Und auf die Frage, was soll den Betroffenen zur Verfügung gestellt werden:

     

    "Ich wiederhole: irgendwas zwischen € 1,-- und € 1 Mio."

     

    Mehr braucht man zu dieser peinlichen Veranstaltung nicht zu sagen. Und: Das gehört in die Öffentlichkeit, damit die Welt wirklich sieht, wie schäbig, niederträchtig und einseitig eine der angeblich fortschrittlichsten Schulen der Welt mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart!!! umgeht.

  • M
    Magen

    @Oliver

    Das Thema des sexuellen Missbrauchs an Kindern erregt sicher schnell die Gemüter. Doch leider heißt das nicht, dass Kinder in ihrer unmittelbaren Umgebung von dieser eher abstrakten Empörung in der Gesellschaft profitieren. In seiner Lebenswelt erfährt das - den sexuellen Übergriffen ausgelieferte - Kind oft keine Hilfe. Oft glaubt man ihm nicht oder Angesprochene hören weg. Oft genug ist es also allein, isoliert und verzweifelt - aber das steht ja alles in Max' Bericht.

    (Ich war selbst jahrelang sexuellen Missbrauch durch meinen Stiefvater ausgeliefert und erkenne Vieles in seinen Schilderungen wieder).

     

    Doch, Oliver, nur weil der sexuelle Missbrauch schlagzeilenträchtiger ist, denke ich nicht, dass das was Sie erlitten haben, weniger schlimm ist. Beim sexuellen Missbrauch pervertieren die Täter Gefühle wie Liebe, Zuneigung etc. Misshandler pervertieren den Begriff Erziehung, um Kinder systematisch zu zerstören und deren Integrität zu zersetzen. Es ist ebenso Gewalt wie sexueller Missbrauch. Davon zu schreiben, davon zu berichten, halte ich nicht für zimperlich. Jede körperliche oder seelische Misshandlung ist in ihrer Wirkung sicher ebenso verheerend wie die Gewalt eines sexuellen Übergriffs.

     

    Ich wünsche Ihnen, ebenso wie Max, Stärke und die Freiheit, Ihren Wünschen und Begabungen folgen zu können.

     

    Frank

  • N
    nozaesur

    @an eifrige Leserbriefschreiber

     

    Die taz hat meine erste Antwort auf Sie, wohl weil sie zu satirisch war, nicht veröffentlicht. Des weiteren wohl auch, weil eventuell eine Auseinandersetzung über solch befremdliche Kommentare wie den Ihren als auch des Betroffenen Römisch Zwei, der nur den Paragraphen Römisch Zwei von Glasbrechen im Kopf hat, genau den Eindruck befördern könnte, als wollte die taz hier einzig journalistisch ein "Geschäftle" daraus machen. Vielleicht auch, weil es geradezu absurd ist, dass man angesichts einer solchen Veröffentlichung wie der von Max genötigt wird, solch perfiden Kommentaren entgegenzutreten.

     

    Im Gegensatz zu Ihnen (auch der taz), sehe ich allerdings die Notwendigkeit Ihnen zu antworten, eben nicht mehr "intern" und hinter verschlossenen Türen, wie Sie sich das wünschen, gerade weil dieser unterschwelligen Propaganda entgegenzuwirken ist, dass nun auch noch die Betroffenen daran Schuld sind, dass die Schule "leidet" und dass niemand an der Schule "lernen kann", wie man helfen könnte, solange man nicht den "Dienstweg" der Schule einhält. Über ein Jahr lang haben viele Menschen (Betroffene, Altschüler, ehemalige Mitarbeiter, Journalisten, Professoren) immer wieder darauf hingewiesen, dass die Schule sich gerade selbst vor die Wand fährt.

     

    Diese Warnungen über die man durchaus in einen Dialog hätte eintreten können, wurden einfach ignoriert, die Auseinandersetzung verweigert! Stattdessen wurde eine Agenda des Aussitzen durchgeführt, die in der Durchführung in Nichts dem Machtmissbrauch der katholischen Kirche nachsteht, obwohl, - auch schon auf Grund der Mittel, des Knowhows und der "Kompetenz" -, die Umsetzung der Agenda eher als totales medienpolitisches Desaster zu werten ist.

     

    Zugleich fehlt es der OSO natürlich an einer Schwester in Treue wie der CSU. Einzig dubiose, weil kompromitierte Figuren wie Frau Süssmuth oder Frau Erika Risse (Verband der Landerziehungsheime), aber auch Frau Prof. Dr. Thurn (Laborschule Bielefeld) haben, nachdem sie die Agenda beinflusst und durchgedrückt haben, öffentlich Rückendeckung geboten, sind nun aber in der Versenkung abgetaucht, um nun opportunistisch weitere Beschädigungen ihres "eigenen Ansehens"!!! von sich fernzuhalten.

     

    Auch ich wäre dafür gewesen, dies war mein Wunsch, dass eine wirkliche Auseinandersetzung stattfindet, ein wirklicher Dialog; dies wurde von der Schule und ihren Vertretern verhindert! Niemand würde ernsthaft den Eckigen Tisch als Interessensvertretung der Jesuitenopfer in Frage stellen, niemand auch den Verein der Ettaler Missbrauchsopfer. Einzig die "demokratischste, gerechteste, aufgeschlossenste" Odenwaldschule wehrt sich seit November 2010 mit Händen und Füssen den entsprechenden Verein der Odenwaldschule anzuerkennen und, ja, zu stärken!!!, was gerade das Gebot einer freien, verantwortungsbewussten, demokratischen, einer moralisch integren Schule wäre! Jetzt beschwert man sich über die Eskalation. Nein, auch mir und vielen anderen gefällt die Eskalation nicht. Ganz im Gegenteil: ich leide unter der Eskalation, verweigere mich aber, dass man mir und anderen auch noch die Schuld dafür in die Schuhe schiebt! Genau diese Volte zurück zeigt, dass letzlich die Schule keinen Schritt weiter ist und die Mechanismen des Verdrängens, der Ruf der Schule, die Institution wieder der Masstab sind, nicht die anvertrauten Menschen. Dies hat fatale Konsequenzen für jeden Versuch, an der Schule wirkliche Veränderungen und Verbesserungen einzuführen, da die Angst vor "schlechter Presse" eine Neurose des Alltags verursachen wird.

     

    Anstatt, angesichts auch des Sozialisationsschadens bei einigen tausend Altschülern eine wirklich vorbildliche Lösung zu suchen, stehen kurzsichtige wirtschaftliche und machtpolitische Interessen im Fordergrund.

     

    Vielleicht kontaktiert die OSO mit Herrn Prof. Dr. Jentsch, der den Prozess in Ettal begleitet hat, anstatt immer weiter Schuldige für ihr Versagen zu suchen und auch noch in altbekannter Besserwisserei zu meinen, dass man als "pädagogisches Mekka" doch auch für jeden Schadensfall: bester Psychologe, bester Psychotherapeut, bester Erzieher, bester Politiker und bester Manager ist!

  • CK
    Christine Köhler

    Lieber Max,

    Danke für Ihren Artikel. Mir ist noch mal klarer geworden, was ich persönlich seit 2010 am Empörendsten finde: Wie man nicht ,,nur" körperlich sondern mental vergewaltigt wurde. So emfinde ich es. Ich bitte darum, es kurz zu erklären zu dürfen. Ich bin seit zehn Jahren Lehrerin, an ,,normalen" Schulen. Aber: ,,Die Kinder stärken, die Sachen klären" ist z.B. ein Leitspruch Hentigs den ich immer ein wenig als wegweisend für mich gesehen habe. Oder: Der Hinweis Hentigs, es gehe darum, den Kindern zu lehrern, dass das Denken ehrlich und selbstreflexiv sein muss. (Als Schüler nicht sagen, ,,dass kann ich nicht" an Stelle von ,,ich habe es noch nicht probiert" und so weiter und so fort.)

    Beim sexuellen Missbrauch in Ihrer Kindheit und beim Zutagetreten des Skandals heute wird und wurde aber das Gegenteil von dem getan, was man predigte. Körperliche, psychische, mentale Vergewaltigung: Es wurden die Kinder geschwächt, ihre Schwächen ausgenutzt. Gezielt schüchterne Kinder in der Dusche aufgesucht, weil man wusste, die halten die Klappe, die bekommen so einen Schaden, vor denen braucht man sich nicht zu ,,fürchten", die verschließen sich in sich selbst... Den Opfern suggerieren bzw. klar sagen, sie haben es ja gewollt... Den Opfern sagen, sie würden aus einer Mücke einen Elefanten machen.... Und so weiter und so fort... Überhaupt: noch zu reden und was zu sagen anstatt beschämt zu schweigen, zu beten, um Verzeihung zu bitten.

    Wie unmenschlich, selbstverlogen und selbstverliebt muss man sein, um so zu agieren. Reformpädagogik: mentale Vergewaltugung, Lehrerselbstbetrug, gemeingefährliches Geschwurbel. Mir tut es Leid, dass ich mich davon habe mal beeindrucken lassen, ich schäme mich. Ich fühle mich bereits beschmutzt allein durch meine Affinität zu dieser Wortwixerei. Und das empfinde ich schon als kaum auszuhalten und weiß auch gar nicht wie ich es vernünftig darstellen kann. Ich habe es probiert.

    Danke für Ihre geraden Gedanken. Behalten Sie sich das bei, ich wünsche Ihnen alles Gute für den weiteren Verlauf Ihres Lebens.

    Christine Köhler

  • A
    Alekto

    Liebe taz,

     

    danke, daß ihr so etwas veröffentlicht!! Aber bitte, BITTE stellt solchen Artikeln doch in Zukunft eine Triggerwarnung voraus!

    Danke.

  • E
    Ex-Odenwaldschüler

    Die Täterinstitution Odenwaldschule hatte und hat ethisch und moralisch versagt.Sie gehört daher geschlossen und das bis spätestens zum Schuljahresende im Sommer.Bis dahin besteht für die Schüler bzw. deren Eltern genügend Zeit sich eine andere Schule bzw. Internat auszusuchen.

  • S
    stef

    @ c,gropper

    schade, dass sie die gelegenheit hier nutzen, einen pädosexuellen ex-taz-mitarbeiter in schutz zu nehmen. er ist tot und braucht ihren beistand nicht mehr,

     

    kümmern wir uns besser um die opfer pädosexueller täter, die jetzt worte finden für erlittenes.

     

    lieber max,

    danke für dein schweigenbrechen. dein bericht hat mich aufgewühlt. ich wurde selbst im vorschulalter sexuell missbraucht und konnte mich mit viel glück aus einer unsäglichen situation befreien. erwachsene bezugspersonen glaubten mir damals nicht. welten brachen zusammen.

     

    deine schonungslose schau auf deine schwierigkeiten mit "dem leben danach" zurechtzukommen, hat etwas in mir ausglöst. bisher kämpfe ich mehr oder weniger erfolgreich dagegen an, gegen dieses selbstbild als opfer. ich hasse es und will es nicht sehen. ich will stark sein, auch dann noch,wenn schon nichts mehr geht. damit ja keiner auf den gedanken kommt, ich sei hilflos. denn hilflos sein heißt wertlos sein. das habe ich gelernt, verinnerlicht. lange gehörte ich zum großen heer der "hilflosen helfer" ...

     

    du bist als internatsschüler einer reformpädogogischen einrichtung entwertet worden, wo sexuellem missbrauch durch pädagogen vorschub geleistet und er gebilligt wurde. was das bedeutet, kann auch ich mir nur in etwa vorstellen. es muss die hölle gewesen sein.

     

    ich hoffe, du hast deine refugien, die dir und deinem inneren kind heute schutz gewähren und freude geben.

     

    für mich war und ist es die musik, literatur, malerei, alles was schön ist. ohne dies wär ich nicht lebensfähig.

     

    max, das wünsche ich dir: viel verständnis, unterstützung und ganz viel schönes noch im leben!

  • EL
    Eifriger Leserbriefschreiber

    @ nozaesur

     

    Sie mischen Ansichten, Urteile, Beschuldigungen in einen Cocktail, der durch Ihre hochprozentigen Emotionen ungenießbar wird.

     

    Die Titulierung der gegenwärtigen Odenwaldschule als „Täterinstitution“ bringt kein Mitglied der Schulgemeinschaft in einen konstruktiven Dialog (aber vermutlich wollen Sie das gar nicht).

     

    Es ist – hoffentlich – allen Menschen, die der Odenwaldschule positiv verbunden sind, bewusst, dass eine derart üble Polemik auch dazu dient, die Argumente der Betroffenen zu diskreditieren.

     

    Und einen Streit zu entfachen, der alleine den Journalisten nützt, die plakativ darüber berichten wollen.

     

    Es ist eben leichter ein paar schnelle Zeilen über Margarita Kaufmann abzufeuern, als beispielsweise mühevoll über die unzähligen, nie belangten Nazitäter in Landesfürsorgeheimen zu recherchieren. Nun ja, so war es schon zu Zeiten Heinrich Bölls ...

     

    Dagegen macht es Mut, Kommentare von Menschen (Betroffener II) zu lesen, die nicht einfach nur Hassparolen in ihre Rechner tippen.

     

    Die heutige Odenwaldschule ist für ihre Schülerinnen und Schüler da. Für wen denn sonst? Ihre Existenzberechtigung besteht darin, vorbehaltlos zu helfen und zu fördern. Wenn es sein muss rund um die Uhr – unter Wahrung der nötigen Distanz. Wer krude dabei pädagogische Theorien zusammenbasteln oder seine Egoismen züchten möchte, kollidiert dort inzwischen schnell mit der Realität.

     

    Zu dieser Realität gehört ganz sicher der Blick auf schlimme Kapitel der Schulgeschichte. Selbst wenn es weh tut und verstört (wie die Geschichte von Max).

     

    Facetten des Missbrauchs wurden in einem Stück der Theater AG behandelt, es gibt ein Denkmal, einen Bericht, Beiträge im Jubiläumsbuch, einen Sponsorenlauf ... Lehrer wurden entlassen, neue eingestellt. Es wird einen neuen Heimleiter geben, eine Ombudsfrau wurde benannt ...

     

    Es könnte noch mehr sein, bestimmt, aber alles auf einmal ist nicht zu schaffen.

     

    Was sich viele Menschen an der OSO wünschen: Keine Hassberichterstattung mehr -- stattdessen einen fairen und offenen Dialog, um wirklich verstehen und helfen zu können.

  • J
    JaneO.

    Vielen, vielen Dank für diesen so ehrlichen Artikel. Worin so anschaulich beschrieben ist, wie man versucht als Kind auf „Das nächste Mal“ besser vorbereitet zu sein. Dem Täter stärker entgegen treten zu können. Und die Verzweiflung, wenn man es wieder nicht geschafft hat. Weil man doch chancenlos ist. Ausgeliefert, abhängig. Der Täter geht ganz zielstrebig planend vor. Und als Kind kannst du eigentlich nur wie das Kaninchen auf die Schlange schauen und warten bis es wieder soweit ist. Da spreche ich jetzt von mir, wie es mir erging in meiner Kindheit…..

    Die Zeit des Schweigens für uns Betroffene ist endlich vorbei. Und wir dürfen nicht aufhören uns Gehör zu verschaffen, damit wir unsere Rechte durchsetzen können. Ein Umdenken auch bei den Krankenkassen was die Folgeerkrankungen und deren Anerkennung betrifft. Die Abschaffung der Verjährung ist ein ganz wichtiges Thema! Renten, Therapien, Entschädigungen, wie immer die Hilfen auch heißen mögen ….es gibt noch viel zu tun. Ganz wichtig natürlich Aufklärung, damit es keine neuen Betroffenen mehr in der Zukunft gibt.

  • O
    Oliver

    Irgendwie wird immer so getan, als könne man Kindern nur sexuell missbrauchen. Als wäre das das Einzige, das man einem Kind antun kann.

    Ich wurde nie sexuell missbraucht.

    Ich wurde geschlagen, aufs Obszönste beschimpft, gemobbt, ...

    Hab ich nicht darunter gelitten?

    Habe ich nicht absichtlich schlechte Noten geschrieben, mich geweigert, zu lernen, nur damit ich nicht wieder verprügelt werde von jemandem, der neidisch darauf ist, dass ich bessere Noten hab als er?

    Ich hab mit einem IQ von 136 nur eine einfache Lehre gemacht, weil ich die permanenten Beschimpfungen, ich würde mich für etwas Besseres halten, nicht mehr ertragen konnte und die Leute beschwichtigen wollte.

    Ich wollte mich umbringen, weil mir einige Leute eingeredet haben, dass es für alle das Beste wäre, wenn ich tot wäre und ich nur eine Belastung für alle bin.

    Was hätte aus mir werden können?

    Mit Kindern, die sexuell missbraucht wurden, hat doch jeder Mitleid.

    Man hat einen ganz klaren Vorwurf.

    Wie beschreibt man jahrelanges Zermürben?

    Hie und da mal zu stark den Klaps auf den Po, da hat mal wer überreagiert.

    Lauter kleine "Einzelfälle", die doch eigentlich harmlos sind.

    Über Jahrzehnte.

    Immer wieder.

    Bei sexuellem Missbrauch sieht jeder sofort ein, dass auch winzige Grenzüberschreitungen verheerend sein können.

    Ich komm daher und bin einfach nur zimperlich.

  • FJ
    Franz Josef Stangl

    Das auffliegen der Skandale in der Odenwaldschule war ein Auslöser der eine Aufarbeitung auch in Österreich möglich machte. Sozusagen der letzte Stein des Anstoßes. Auch in Österreich wurde bis dahin gelogen, betrogen, unter den Teppich gekehrt, die Opfer als Täter diskriminiert. Ich wünsche allen Opfern, dass Sie es schaffen einen lebenswürdigen Weg beschreiten zu können. All jenen zumindest, welche die Jahre in den Anstalten auf irgendeine Art oder Weise überlebt haben. heimkind@chello.at

  • B
    Betroffener

    @Betroffener II.ES gibt kein Verzeihen.Vielmehr sind hier Verbrechen begangen worden die nie gesühnt wurden.

  • C
    C.Gropper

    Danke für diesen eindringlichen Bericht. Besonders eindrücklich finde ich, wie wenige Handlungen in vielen Fällen ausreichen um einen jungen Menschen jahrelang zu schädigen und wie schlimm dann die Reaktionen von Nichtbetroffenen in der Art von "Ist doch gar nichts Schlimmes passiert" abgetan wird. Auch das nicht vorhandene Einfühlungsvermögen der Täter erschreckt, anscheinend haben und hatten diese jeglichen Kontakt zur Realität verloren.

     

    Wenn hier allerdings in den Kommentaren schon wieder auf den taz-Mitbegründer Dietrich W. angespielt wird, würde ich mir ein bisschen mehr Differenzierungsfähigkeit wünschen. Selbst der zweite abwertende Nachruf der Taz hat an konkreten Vorwürfen wenig bis nichts zu bieten: http://taz.de/1/zukunft/bildung/artikel/1/die-haessliche-seite-des-netten-didi/ Nur weil es rechtlich keine Unterschiede gibt zwischen Missbrauch und einvernehmlichen Handlungen, muss das ja nicht in der Realität so sein.

  • N
    nozaesur

    @Betroffener II:

    Da ich Sie nun überall als Verfechter der "neuen" Odenwaldschule, ähnlich wie den eifrigen Leserbriefschreiber M. Fechner sehe:

    Warum gründen Sie nicht einen Verein Glaskit?

     

    Da schreiben Sie sich dann eine Satzung, die sich in allem genau das Gegenteil von Glasbrechen auf die Fahnen schreibt und danach beantragen Sie bei der Stiftung "Was wir geworden sind", die gerade von der Odenwaldschule gegründet wird, Fördermittel.

     

    $2 sollte lauten: Mitglied kann nur werden, wer kein Problem mit sich selber und der "neuen" Odenwaldschule hat und das "Werde der du bist für" sich selbst nachgeholt hat, ganz wie Flaubert's Friedrich!: "Das war doch das Schönste, was wir erlebt haben!" und den Tätern und vor allem dem Umfeld verziehen hat und der Betroffener zweiter Klasse ist.

     

    Betroffene zweiter Klasse sind all diejenigen, die

     

    a) Betroffen durch die Betroffenen sind

    b) sich von Opfern und deren Umfeld schlecht behandelt fühlen

    c) die Odenwaldschule über alles lieben

    d) keinen Handlungsbedarf sehen

    e) moralische und ethische Mitverantwortung nie gegeben sehen

    f) endlich frei und unbeschwert sein wollen, um sich voll und ganz auf PISA zu konzentrieren

    g) sich wünschen, dass Deutschland endlich auch wieder frei und unbeschwert Weltmeister werden kann

    h) auch die Bundeswehr endlich befreit sehen wollen, damit sie wieder in Afghanistan, Libyen und in Deutschland selbst zuschlagen kann

     

    Missbrauch des Missbrauchs kann nur Hysterie, falsche Beschuldigung sein. Das ist natürlich zu bedenken. Ihr Missbrauch des Missbrauchs allerdings fällt nicht in diese Kategorie. Ihr Missbrauch des Missbrauchs ist Missbrauch. Sie tun letztlich nichts als Herrn von Gleichen unterstützen, der ja auch einsichtig und weltoffen formuliert, dass die Opfer letztlich bei der Endlösung der Probleme stören.

  • U
    Udo

    Hallo Max,

     

    vielen Dank für Deinen Artikel! Er hat mich sehr berührt.

     

    Du hast es geschafft, den "anderen" zu erklären, wie man sich als Betroffener fühlt. Daß man nicht psychisch gestört oder ballaballa ist, man seine deprimierte Stimmung auch nicht ständig nach außen zeigt (es hilft sowieso keiner), sondern daß das normale Leben, die einfachen Dinge, oft wahnsinnig schwer sind. Was anderen im Leben leicht fällt, ist für einen Betroffenen sehr schwer.

     

    Danke, daß Du diese ständige Anspannung - die man irgendwann gar nicht mehr selbst wahrnimmt, es ist der Normalfall - so gut beschrieben hast.

     

    Und für alle: Jeder Täter war irgendwann auch ein Opfer. Mißbrauch ist ein uraltes Problem. So schlimm seine Tat nun auch war und er sich dafür verantworten muß, es nützt der Menschheit nichts, wenn wir alle nur auf "diese Schweine" schimpfen. Verharmlosung liegt mir fern, doch für die Zukunft liegt es an uns, eine Gesellschaft und Atmosphäre der Liebe, Geborgenheit, Achtsamkeit und gegenseitigem Respekt aufzubauen. Damit es irgendwann keine Opfer mehr gibt.

     

    Jeder kann dazu beitragen.

  • CW
    C. W.

    So viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, die ich gar nicht in Kürze hier ausdrücken kann. Gedanken über sexuellen Missbrauch, psychischen Missbrauch und prinzipiell den vielfältigen Missbrauch des Machtgefälles zwischen Erwachsenen und Kindern.

     

    Vor einem Jahr ist ein Schweigen gebrochen worden, der Wahrheit wird somit eine Chance gegeben, Täter müssen sich hoffentlich unbequemen Situationen stellen (auch wenn sie empörenderweise immer wieder Deckung durch Sympathisant_innen finden) und die ewig unschuldigen "Ich-hab-von-nichts-gewusst-" Menschen werden vielleicht ein wenig genötigt, sich selbst noch einmal in Frage zu stellen - zumindest hoffe ich, dass sie dies tun.

     

    Wichtig finde ich aber auch deutlich zu machen, dass sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen nicht ausschließlich ein Problem von Internatsschulen oder katholischen Kirchengemeinden sondern eben eines der gesamten Gesellschaft ist.

     

    Ich bin mit sechs Jahren das erste Mal mit sexuellem Missbrauch konfrontiert worden und obwohl es ein einmaliger Missbrauch war, nicht innerhalb der Familie passiert ist und ich nicht vergewaltigt worden bin, hat mich dieses Erlebnis von da an begleitet. Immer wieder waren die Bilder und Gefühle dieser Situation präsent. Mit ungefähr dreizehn habe ich geahnt, dass ich keine Schuld hatte und ich traute mich zum ersten Mal, einer Freundin davon zu erzählen - trotz meiner Ahnung -begleitet von großen Schuld- und Schamgefühlen.

     

    Die bewusste Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt ist bis heute Thema für mich geblieben. Warum? Nicht nur wegen dieser ersten Konfrontation mit sechs Jahren, sondern auch weil ich bis heute, besonders aber in meiner Adoleszenz und mit Anfang zwanzig, immer wieder sexuell belästigt worden bin (Vergewaltigungsandrohungen, verbale Beleidigungen, Exhibitionisten, Handgreiflichkeiten - u.a. auch von Bekannten), aber auch weil ich festgestellt habe, dass jede meiner Freundinnen, Schwestern, Cousinen* mindestens eine Situation schildern können, in denen sie sexuell belästigt oder missbraucht worden sind.

     

    Jede einzelne solcher Geschichten weckt in mir immer wieder eine lähmende Wut (lähmend, weil die direkten Adressaten fehlen, sie können sich gut verstecken) und die Frage "Wieso? Wieso tun wir uns so schreckliche Dinge an? Wieso lassen sich Menschen im Besitz von Macht zu solchen Bösartigkeiten hinreißen?" und viel wichtiger noch, aber auf die vorigen Fragen aufbauend: "Was können wir tun, um diesen ekelhaften Teufelskreis aus Missbrauch, nicht Verarbeitung, weiterer Missbrauch, Wegsehen, nicht Verarbeitung, erneuter Missbrauch, Leugnung... zu durchbrechen?"

     

    Ich habe mit Kampfsport angefangen, um weniger Angst davor zu haben, abends auf die Straße zu gehen und ich sage mir immer wieder, dass Täter_innen nach Opfern suchen und nicht nach Gegner_innen. Das können Kinder in der Regel leider noch nicht. Im Gegenteil ihnen wird oft genug beigebracht, jemandem ein Küsschen zu geben, obwohl sie es gar nicht wollen - aus Höflichkeit!

     

    Wer steht für sie ein?

     

    Wo bleibt die Selbstreflexion unserer Gesellschaft? Natürlich gibt es die einzelnen Täter_innen, die für Ihre Schuld die Verantwortung übernehmen müssen, aber sie leben eben auch in einem gesellschaftlichen Kontext, zu welchem wir alle beitragen.

     

    Cyn

     

    ____________________________

    *ich habe hier ausschließlich die weibliche Form gewählt, weil ich von meinen männlichen Freunden und Verwandten noch nichts gehört habe. Allerdings habe ich sie auch noch nie gefragt.

  • M
    Manfred

    Was lernen wieder daraus:Fahr ein paar mal schwarz oder begehe eine "Verkehrsstraftat" und du sitzt im Gefängnis.Tu Kindern sexuelle gewalt an und es passiert nichts insbesondere wenn du zur sogenannten und selbsternannten Elite gehörst.Ganz im Gegenteil man feiert dich dann z.B. als Starpädagogen und du bekommst auch Auszeichnungen wie zum Beispiel die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg in 2005.Kommt dann so ein Journalist und fragt dich vielleicht noch penetrant sagst du einfach du hast von nichts gewusst und nichts bemerkt.TOLL was?

  • B
    Betroffene

    Ich hätte mir gewünscht das unsere Peiniger am Odenwaldpuff genauso in den Medien vorgeführt werden wie Guttemberg.Aber anscheinend ist in diesem Rechtsstaat "Abschreiben" schlimmer als sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.Interessant auch dazu der Sachsensumpf und de Maziere!!!Mehr dazu auch in Netzwerkb.de -ein Forum von Betroffenen sexueller Gewalt an Institutionen aller art und auch in Familien.

  • C
    Claudia

    Hallo Max,

     

    deine Offenheit hat mich zu tiefst berührt - ich möchte dieses Kind darin bestärken, dass ihm Unrecht angetan wurde. Es einfach nur in den Arm nehmen, trösten und sagen können: alles wird gut...

     

    Allen Tätern möchte ich sagen,was sie für Egoisten und Unmenschen sind! Wobei das immer noch nicht ausreicht...

     

    Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, das Du echte Liebe und Mitgefühl erfährst!

     

    Es gibt auch gute Menschen! Und ich hoffe sehr, dass diese Dich begleiten!

     

    herzliche Grüße

     

    Claudia

  • E
    Ex-Odenwaldschüler

    Wegschauen und angeblich von nichts wissen selbst bei den unmenschlichsten Verbrechen scheint im Charakter vieler Gebietsansässiger verankert zu sein.Dies und null Empathie war ja auch die Ursache für Hitler und seine Bestialitäten.Gerade an der Odenwaldschule wollte man durch die Erziehung verhindern das so etwas noch mal passiert.Zumindestens vorgeblich.Bei dem dort stattgefundenen Kindesmissbrauch jedoch macht man dann genau dasselbe.Ich merkte damals als Kind schon die Diskrepanz zwischen dem Predigen und Handeln.Es war eine Scheinwelt.Auch meine eltern lebten in einer Scheinwelt-zu denen ich im übrigen seit der Aufdeckung des Hodenwaldskandals vor einem Jahr keinen Kontakt mehr habe.Mein Leben und mein Bewusstsein ist ein anderes geworden seit ich weiss das ich angelogen und benutzt wurde-ich dachte bis vor 1 Jahr ich sei selber an meinem Missbrauch schuld.So geht es wohl vielen.Ich hoffe das die Aufklärung weiter voran kommt.

  • E
    Ex-Odenwaldschüler

    Als nicht geouteter Betroffener an der Odenwaldschule-und es gibt noch viele davon-musste ich mich leider zwangsläufig ein langes Jahr mit den Verbrechen die man mir an dieser Anstalt zugefügt hat nachdenken.Ich bin jetzt zu dem schluss gekommen das dieses Internat voll von vielen Verbrechern war die nie von der Justiz belangt wurde eben auch weil viele Proninente und wichtige Leute irgendwie mit drin hingen.Das irgendwie hätte ich gerne geklärt.Da sich jetzt aber offensichtlich eine Täterlobby an der Odenwaldschule etabliert hat-auch unter anderen Ehemaligen die ihre Lebensillusionen nicht aufgeben wollen das man an einer "Eliteschule" war etc-wird sich dieser Wunsch kaum erfüllen.Die Gesellschaft ist auch noch nicht reif für eine Anerkennung dieser Verbrechen -deshalb diese kollektive Ungläubigkeit und Weggucken.Man müsste ja vieles in diesem Land in Frage stellen bis hin zu unserem Rechtsstaat der sich ja auch gegenüber den Opfern sexueller Gewalt ziemlich ignorant verhielt und verhält.

  • A
    Anonym

    Ein wichtiger Artikel für alle Mißbrauchsopfer. Es hat mir viel bedeutet, ihn zu lesen. Er half mir beim Er-innern, (Verletzung) wahr-nehmen, (Schmerz) zu-lassen, los-lassen und heil-en. Vielen Dank für Ihren Mut!

  • S
    sid

    ein -ehemaliger- taz-redakteur kann kein böser mensch gewesen sein: jaja, "didi war den frauen zugetan"

    im wort zugetan steckt das wort gut...

     

    ein kinderschänder wird von der taz schöngeredet, weil er in den eigenen reihen saß.

    mir wird speiübel ! am liebsten hätte ich euch auf die füße gekotzt.

     

    heute hat max mit "es hat mich mein leben gekostet" exakt das beschrieben, was ich selbst nie beschreiben konnte.

     

    dieses mißtrauen ist so tief und unauslöschbar in einem - ein ganzes leben lang hat mann/frau früher oder später schwierigkeiten mit den mitmenschen - erst seit heute weiß ich, warum.

     

    ich zittere beim schreiben. nur wer es selbst erleben mußte, wird es verstehen.

    ich bewundere max.

     

    DANKE, max !!!

     

    sagt eine frau, die nach dem lesen dieses berichtes voller mut ein gespräch mit ihrem mann gesucht hat - und kein verständnis finden kann.

  • P
    Philip

    Lieber Max,

     

    vielen Dank fuer Deinen Bericht. Wie Suse Muench moechte ich Dir hiermit sagen, dass ich alles, was Du berichtest, glaube. Und auf Deiner Seite stehe. Natuerlich hast Du nicht die geringste Mitverantwortung fuer das, was passiert ist. Du warst ein Kind.

    Die einzige Verantwptung, die Du heute hast, ist die, auf Dein Herz zu hoeren, Dich selbst zu lieben und Dinge zu tun, die Dir gut tun. Ich habe das Gefuehl, dass dazu gehoert, dass Du Dein Schweigen gebrochen hast. Ich glaube, dass Du bereits viel geschafft hast und nun auch immer wieder sonnigere Tage kommen werden, die das Dunkel durchbrechen.

  • EX
    Elsa X.

    Vielen, vielen Dank an den Autor für diesen mutigen und erschütternden Bericht aus der Innenperspektive eines Betroffenen!

    Genau die fehlt immer wieder viel zu sehr in der ganzen "Debatte".

    Sexueller Kindesmissbrauch ist in all seinen Varianten fast immer zutiefst traumatisch, mit verheerenden und lebenslangen Folgen für die Opfer. Nur die Anerkennung dieses Leids, das so lange tabuisiert, bagatellisiert und verdrängt worden ist, kann eine echte Hilfe sein.

  • T
    Thomas

    @Empoert Euch:

     

    Themaverfehlung, die Odenwaldschule hatte nichts mit Katholen zu tun sondern es ist eine nach links gerichtete Reformschule.

     

    Ziemlich peinliche ist nicht nur ihre Unwissenheit sondern auch der Drang sofort auf die Katholen loszugehen ohne die Hintergründe zu kennen.

  • P
    p3t3r

    was hätte aus diesen menschen werden können

     

    300-400 kaputte leben

     

    es wäre vielleicht heute unsere linke führungselite

  • AK
    Alina K.

    Traurig in welch heuchlerischen Gesellschaft wir eigentlich leben. Schlimm genug dass es Machtübergriffe tagtäglich in jeder Form gibt. Macht es aber - gerade auch für Kinder noch schlimmer - wenn es um Tabuthemen geht. Sex und Nacktheit werden so sehr auf allen Ebenen mit Macht und Provokation aufgeladen. Sex und Nacktheit ist aber etwas, was alle betrifft und damit schlicht und ergreifend stinknormal. Mensch benutze dein Hirn und deine gesellschaftlich Verantwortung und bewahre trotzdem deine eigene Autonomie - das wird dann zwar in Auszeichnungen belohnt. Aber im wahren Leben erhalten die anderen doch eher die Aufmerksamkeit.

  • FA
    Fluktuation Acht

    Ich danke dir für diesen sehr begreiflich und klar formulierten Beitrag und wünsche dir viel Kraft. Vielleicht kommt die Klimmstange ja immer näher, je länger du an ihr festhältst - ich würde es dir wünschen.

     

    Ich hoffe du weißt, dass Kinder niemals, NIEMALS!, sexuelle Übergriffe durch Erwachsene provozieren oder "wollen". Bei Kindesmissbrauch gibt es nur einen Täter - und das ist ohne den geringsten Zweifel der oder die Erwachsene(n). Den Rest hat Marcus Aurelius auf den Punkt gebracht:

     

    "Oft tut auch der Unrecht, der nichts tut. Wer das Unrecht nicht verbietet, wenn er kann, der befiehlt es."

  • EE
    Empoert Euch

    Zu der Zeit - Mitte der Achtziger des vorigen Jahrhunderts - führte unser Staat im Auftrag der Kirche auf der Basis unseres Strafgesetzbuches (§ 166 StGB) sog. "Ketzerprozesse" gegen Kirchenkritiker. Ketzerei ist noch heute mit bis zu 3 Jahren Haft strafbedroht.

     

    Unter den Prozessen war auch einer gegen den renommierten, im Rowohlt-Verlag publizierenden Kirchenhistoriker Karlheinz Deschner. Dieser ließ sich im öffentlichen Prozess über den Widerspruch zwischen dem christlich-kirchlichen Moralanspruch und ihrem Tun wie folgt ein (Zitat):

     

    "Aber es faßt (...) den Begriff des Menschlichen und selbst Allzumenschlichen doch etwas weit, wenn man (...) von Jahrtausend zu Jahrtausend genau das Gegenteil realisiert, kurz, wenn man durch seine ganze Geschichte als Inbegriff und leibhaftige Verkörperung und absoluter Gipfel welthistorischen Verbrechertums ausgewiesen ist! Eines Verbrechertums, neben dem selbst ein hypertropher Bluthund wie Hitler noch fast wie ein Ehrenmann erscheint, weil er doch von Anfang an die Gewalt gepredigt und nicht, wie die Kirche, den Frieden!" (Zitat Ende)

     

    Draufhin wurde gegen ihn - im Namen des Volkes - das Ketzerverfahren eingestellt "wegen Geringfügigkeit". Dabei kann man das organisierte Verbrechertum der Kirche gar nicht mehr schärfer kritisieren. Das macht sprachlos, erklärt sich aber daraus, dass er nicht zu widerlegen ist, da die Fakten eindeutig sind.

     

    Die 10-bändige "Kriminalgeschichte des Christentums" (Rowohlt) wird wohl - so muss man befürchten (Täter, deren Schandtaten verjährt sind, verklagen ihre Opfer jetzt auf "Unterlassung") - in weiteren Bänden noch bis ins Unendliche fortgesetzt werden müssen. Ich kann mir - angesichts des bis in den heutigen Tag fortgesetzten Skandals - kaum etwas Empörenderes als dieses vorstellen.

  • SM
    Suse Münch

    Es ist leider richtig, dass Solidaritätsbekundungen oft mehr für die Täter geäussert werden, als für die Opfer - und das sogar öffentlich. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass trotzdem viel mehr Menschen hinter den Opfern stehen als hinter den Tätern.

    Ein Grund für die Äusserungen "es sei alles gar nicht so schlimm gewesen", ist vielleicht, dass es für alle einfacher ist, so ein Thema zu verdrängen, wegzuschieben und zu bagatellisieren, da es zu aufwühlend ist, um es sich wirklich anzusehen. Man beschwichtigt lieber und schiebt es weg. Ich möchte hiermit öffentlich äussern, dass ich an dem Schmerz der Betroffenen teilhabe und ganz bei ihnen und auf ihrer Seite bin. Die Täter müssen zukünftig viel schneller aus dem Verkehr gezogen werden! Es muss viel mehr hingesehen und nachgehakt werden, wenn Kinder sich in sich zurückziehen oder auffällig werden. Es darf nicht sein, dass die Opfer sich weiterhin quasi für Taten ihrer Vergewaltiger schämen müssen und ein Leben in Angst und Scham leben, während diese weiterhin fröhlich Kinder missbrauchen und öffentlich anerkannt bleiben.

  • BI
    Betroffener II

    Ja, sowas ist ein sehr häßliches Erlebnis und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das weh tut, sehr sogar. Die Gefühle kann man mit einer Ohnmacht vor einem mächtigen Erwachsenen beschreiben. Als später selbst Erwachsener sieht man sich im Idealfall mit der Frage konfrontiert, welchen Wert die vermittelten Ideale bedeuten, die gerade eine solche Institution und deren missbrauchenden Lehrer vermittelt haben.

     

    Missbraucht ein erziehender Erwachsener "sein Kind", dann geht dem Kind die Identifikationsfigur als später Erwachsener verloren und die von ihm gelernten Verhaltensmuster werden in Frage gestellt. Die große Frage ist es also, ob ein missbrauchter Mensch später ein neues Leitbild in seinem Leben findet. Man sucht also als Erwachsener neue Leitbilder für sein Leben und stellt zumindest die gelernten in Frage - eine schwierige Aufgabe.

     

    Dazu muss man verzeihen können, auch wenn die Täter nicht um Entschuldigung gebeten haben. Nicht jeder schafft das. Aber ich bitte den Verein Glasbrechen auch nur für ihre wahrscheinlich wenigen Mitglieder zu sprechen. Ich wünsche den Mitgliedern von Glasbrechen dabei alles Gute.

     

    Der weitaus größte Teil - so vermute ich - der missbrauchten Odenwaldschüler hat diese Angelegenheit als einen unschönen Teil in seinem Leben verbucht und der Vergangenheit zugeordnet.

     

    Ob es letztlich 100, 400 oder 500 missbrauchte Kinder an der Odenwaldeschule gewesen sein sollen, spielt überhaupt keine Rolle für das einzelne Schicksal.

     

    Die meisten Missbrauchsopfer haben unter diese Angelegenheit schon vor vielen Jahren ihren Frieden gefunden und ich bitte dies adressiert an Glasbrechen e. V. auch zu respektieren.

     

    Es stört mich, dass Glasbrechen in seiner Satzung in § 2 ganz unverblümt ausführt, für alle Opfer sprechen zu wollen. Dies ist das eigentliche Trauma für mich, da ich einfach nicht will, dass dieser Verein für mich das Wort erhebt.

     

    Ich mag die Odenwaldschule so wie sie heute ist. Die Odenwaldschule ist heute verletzt als Institution. Menschen die die Narben tragen, Menschen deren Verletzung man sieht, Menschen die es dann mit einer bewundernswerten Energie schaffen aufzustehen, Menschen die verzeihen können, Menschen die den Blick in die Zukunft richten, solche Menschen sind heute Vorbilder für mich.

     

    Dies alles wünsche ich der Odenwaldschule heute, für eine Zukunft ihrer Kinder, für den Mut der Lehrer und alle jene, die den Mut aufbringen und dort ihren Job heute machen.

  • WS
    Wolfgang Schwarz

    Ich sehe Ähnlichkeiten im Charakter, den moralischen und ethischen Massstäben bei den Menschen, die damalige Täter "verteidigen" ( Äußerungen wie hier beschrieben: " es hat Dir doch Spass gemacht, Du hast doch mitgemacht" ), oder perfide die Opfer angreifen " betroffene erschweren durch umegerechtfertigte Angriff usw. ) und die dem BMV aD Guttenberg nachtrauern. Es gibt in Deutschland eine Tradition der Realitätsverweigerung mindestens seit Hitler, die tlw. groteske Züge annimmt. Von der Presse gepriesene Reformpädagogen, Landesminister ( siehe Otto Wiesheus Bewährungsstrafe für seinen Totschlag mit seinem Auto unter Alkohol ) oder "Lichtgestalten" wie Guttenberg sind erhaben über Gesetze, Strafverfolgung,für sie scheinen BGB und gesellschaftliche Normen nicht zu gelten. Es scheint mir speziell ein Problem in katholischen Kreisen zu sein. Die Realität wird schöngelogen, bis sie ins meist engstirnige Weltbild passt. Dagegen hülfe nur brachiale knallharte Anwendung der bestehenden Gesetze, inkl. finanzieller Haftung der Täter für die nötige kostenintensive psychologische Betreuung der Opfer. gras

  • RD
    Richard Detzer

    In der Odenwaldschule geht es nicht um Reformpädagogik, es geht um Menschlichkeit. Menschlichkeit heißt, die Pädagogen werden die gleichen sein, die Kinder werden die gleichen sein, die Odenwaldschule wird die gleiche sein. Hättest du eine Bombe geworfen, hätten sie wenigstens noch einen Gottesdienst wegen dir veranstaltet.

  • S
    suswe

    der Übergriff ist immer ein brutaler Diebstahl an der Entwicklung des Kindes.

     

     

    Gruß an alle Betroffenen.

  • L
    Lothario

    Max, danke für Deine zutreffende Beschreibung. Es trieb mir nicht nur eine Träne in die Augen.

     

    Es ist wirklich so: ein Mißbrauch verfolgt dich dein ganzes Leben ... es ist die Ohnmacht als Kind, die einfach nur grausam ist.

     

    Kein Mitleid mit pädophilen TäterInnen !!!

    Für die wünscht man sich - nein, hier schreibe ich nun lieber nicht weiter. Es meldet sich mein christlicher Wertekanon.