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Minigipfel zum VerpackungsmüllDen Plastikberg wegquatschen

Und wenn Svenja Schulzes Runder Tisch zu keiner Lösung des Plastikproblems kommt? Dann gibt es immer noch die Konjunktur.

Von solchen Plastikverpackungen soll durch ein neues Gesetz mehr recycelt werden Foto: dpa

Berlin taz | Wie runter vom Plastikmüllberg? Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) versucht es am heutigen Mittwoch mit Reden. Sie hat die großen Discounter und Supermarktketten, Industrie- und Umweltverbände zum Gespräch eingeladen, um „konkrete und messbare Schritte festzulegen, um das Verpackungsaufkommen schon beim Verkauf zu reduzieren“, teilt eine Sprecherin Schulzes mit.

Themen des Dialogs sollen etwa die Gestaltung von Verpackungen, der vermehrte Einsatz von Mehrwegverpackungen oder die Substitution von Hemdchenbeuteln, sein, den dünnen Plastiktütchen in der Obst- und Gemüseabteilung.

Ganz in diesem Sinne hat die Handelskette Real am Montag schon mal mitgeteilt, diese Beutel bis Ende 2020 abzuschaffen. Damit wolle das Unternehmen rund 70 Millionen Tütchen einsparen und durch Tüten aus Recyclingpapier ersetzen.

Das sei aber nicht unbedingt ökologisch besser, sagte Rolf Buschmann, Experte für technischen Umweltschutz beim Umweltverband BUND, der dpa. Zwar seien Papierbeutel, wenn sie in die Umwelt gelangten, deutlich leichter abbaubar als Plastikbeutel. Doch insgesamt sei ihre Ökobilanz, wenn sie nur einmal benutzt würden, schlechter als die der Plastiktüten. Für ihre Herstellung werde mehr Energie und mehr Wasser verbraucht, als für die Produkte aus Plastik.

Herstellerverband: Vermeidung ist nicht alles

Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) aus Frankfurt warnt denn auch vor einer „voreiligen Fokussierung auf Plastikvermeidung“. Zwar sollten unnötige Verpackungen, egal welchen Materials, vermieden werden, sagt eine Sprecherin, aber unter der Voraussetzung, dass dies gesamtökologisch wirklich sinnvoll sei. Vom neuen Verpackungsgesetz, das seit Anfang des Jahres weniger gut recycelbare Verpackungen teurer machen soll, spürt die IK noch wenig. „Wir sehen bisher nur eine langsam zunehmende Nachfrage nach Recylingmaterial in Verpackungen“, so die Sprecherin. „Das hat vor allem damit zu tun, dass alle Akteure der Kette gefragt sind, um letztendlich verlässliche Mengenströme in ausreichender Qualität zu schaffen.“

Schützenhilfe beim Kampf gegen den Plastikmüll könnte Ministerin Schulze übrigens von einem ihrer traditionell besten Verbündeten bekommen: der nachlassenden Konjunktur. Die Produktion von Kunststoffen verringerte sich 2018 um 3,8 Prozent. „Alles in allem kam es sowohl bei der Kunststofferzeugung als auch bei der Herstellung von Kunststoffprodukte zu einer deutlichen Abkühlung“, heißt es in einem Konjunkturbericht der Branchenvereinigung Plastics Europe.

Die nächste Dialogrunde im Ministerium ist im Herbst geplant. Wenn sie sich so entwickle wie der „Runde Tisch Meeresmüll“, könne sie sinnvoll sein, sagt Kim Detloff, Meeresexperte des Nabu. Dieser arbeite seit zwei Jahren und habe etwa bei den Themen „Substitution problematischer Kunststoffe“ oder „Eintrag von Mikroplastik“ schon gute Maßnahmen erarbeitet.

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