Milliardär in Österreich wird politisch aktiv: Es muss schon ein Manager sein
Weg mit dem Euro: In Österreich will Milliardär Stronach eine Partei gründen. Früher versuchte er es mit einer Galopprennbahn und einem Fußballclub.
Österreichs Parteienlandschaft wird aufgemischt: Im Herbst will Milliardär Frank Stronach eine neue Wirtschaftspartei aus der Taufe heben. Einst war er, damals noch unter seinem Geburtsnamen Franz Strohsack, als junger Werkzeugmacher aus der Steiermark nach Kanada ausgewandert.
In den Achtzigerjahren kehrte er als milliardenschwerer Konzernchef nach Österreich zurück. Seine Firma Magna mit Sitz im kanadischen Aurora ist einer der erfolgreichsten Autozulieferer der Welt. Weniger erfolgreich waren Stronachs Versuche, in Politik und Gesellschaft seine Duftmarken zu setzen.
Eine Galopprennbahn floppte, die Übernahme des Fußballclubs Austria Wien brachte nicht die erwünschte Titelserie. Seine erstmals im Gespann mit dem Rechtspopulisten Jörg Haider vorgetragenen Reformideen für Parlament und Wahlsystem wurden eher belächelt.
Stronach konnte nur über Männer aus fast allen Parteien, die er nach dem Abgang aus der aktiven Politik auf seine Gehaltsliste setzte, einen gewissen Einfluss ausüben. Nun will er noch direkter mitmischen. Anlass ist sein Unmut über die Europapolitik. Eine Übernahme des schwächelnden BZÖ, das seit dem Unfalltod von Jörg Haider eine neue starke Führerfigur sucht, hat sich zerschlagen.
Widerspruch verträgt der Tycoon nicht
Anfang der Woche startete er eine aufwendige Medienkampagne gegen den EU-Rettungsschirm ESM. „ESM steht für Europäische Schuldenmacherei“, so Stronach. Er würde eine Pauschalsteuer einführen und den Euro wieder gegen den einst so harten Schilling eintauschen.
Berufspolitiker würde er am liebsten durch Menschen aus dem Volk ersetzen, die für wenig Geld und ohne Eigeninteresse die Gesetze machen. Widerspruch verträgt der Tycoon nicht: Gewerkschaften würde er am liebsten verbieten. Exemplarisch für seine Diskussionskultur war sein Auftritt in einer Nachrichtensendung am Dienstag: Zweieinhalb Minuten ließ er die Moderatorin nicht zu Wort kommen.
Ihren Versuch, eine Frage zu stellen, quittierte er mit der forschen Entgegnung: „Sie wollen streiten mit mir?“ Nur konsequent, dass sich Stronach, der im Herbst 80 wird und selbst nicht nach politischen Ämtern strebt, einen Manager als Bundeskanzler sehen will.
Sein Favorit ist der frühere Magna-Geschäftsführer Siegfried Wolf, der seit einiger Zeit für den russischen Oligarchen Oleg Deripaska Geld scheffelt. Wolf zeigte sich zuletzt allerdings nur verhalten interessiert daran, sich für seinen Exchef verheizen zu lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter