Millerntor: Herzstück mit Kinderbetreuung
Die Finanzierung steht: Noch 2009 will der FC St. Pauli mit dem Bau der 16,5 Millionen Euro teuren Haupttribüne beginnen. Eine Kita soll integriert werden
"Der kleine Malte bittet seine Eltern, ihn aus dem Piratennest abzuholen!" - solche Stadiondurchsagen wird es womöglich bald am Millerntor während der Heimspiele des FC St. Pauli geben. "Als weltweit einziges Fußballstadion", so Club-Chef Corny Littmann, wird der Zweitligist im kommenden Jahr eine Kita in seine Spielstätte integrieren, die zwischen der Südtribüne und der neuen Haupttribüne entstehen wird.
Mit dem Bau dieser Haupttribüne, dem Herzstück der neuen Millerntor-Arena, kann laut Littmann "noch im Oktober begonnen" werden - wenn alles glatt läuft. In der offiziellen Erklärung des Clubs ist hingegen vorsichtiger von einem Baubeginn "noch in diesem Jahr" die Rede.
Möglich wird der Tribünenbau durch die Zusage über ein 15,5 Millionen Euro-Darlehen durch die Deutsche Kreditbank (DKB), zu dem der Verein noch eine Million Euro Eigenkapital zuschießt. Ob tatsächlich schon im Oktober die Bagger rollen, hängt laut Littmann vor allem von der Übernahme einer Bürgschaft über 80 Prozent der Darlehenssumme durch die Stadt ab, die den Vereins-Verantwortlichen aber in Aussicht gestellt wurde.
Bereits im August 2010 soll die Tribüne mit 20 Logen - die am Millerntor kieztypisch Séparées heißen -, 2.800 normalen Sitzplätzen und weiteren 1.700 hochpreisigen Business-Seats fertiggestellt werden. Sollten sie komplett verkauft werden können, bedeutet dies für den Verein zusätzliche Einnahmen von über vier Millionen Euro pro Saison.
Gelder, die für Vize-Vereinsvorstand Marcus Schulz "die finanzielle Voraussetzung sind, auch in der Bundesliga ökonomisch zu bestehen." Der Kredit, dessen Zinskonditionen langfristig festgelegt sind, läuft über 18 Jahre und wird den Verein mit rund 1,5 Millionen Zins und Tilgung pro Jahr belasten.
Die von der Pestalozzi-Stiftung betriebene Kita für 100 Krippen- und Elementarkinder wird noch einmal 2,5 Millionen Euro verschlingen, die aus anderen Haushaltstöpfen der Stadt fließen. Sie wird die Baulücke zwischen Süd- und Nordtribüne ausfüllen. Dabei sei "angedacht", so Pestalozzi-Geschäftsführer Christian Violka, auch während der Heimspiele des Zweitligisten "Betreuungsangebote" zu machen, so dass Eltern entspannt das Geschehen auf dem grünen Rasen verfolgen können.
Wie die Südtribüne soll auch die gleich hohe Nordtribüne eine verklinkerte Außenfront mit vielen Glaselementen erhalten und sich so optisch von anderen Fußball-Arenen unterscheiden. Mit der Errichtung der Haupttribüne sind knapp 30 Millionen verbaut - der Neubau von Nordtribüne und Gegengeraden wird dann im Anschluss noch einmal rund 10 Millionen Euro kosten.
Weil die 3.300 Sitzplätze der alten Haupttribüne während der Bauphase wegfallen, müssen die dortigen Sitzplatznutzer auf die anderen Tribünen verteilt werden. Der Einzelkartenverkauf wird dadurch zum Erliegen kommen, wurde bereits für das Spiel gegen Energie Cottbus am letzten Oktober-Wochenende vorsorglich gestoppt. Auch nach dem Abriss der Haupttribüne wird das Stadion aber noch rund 20.000 Besucher und Besucherinnen Platz bieten.
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