Militärdiktatur in Brasilien: VW an Verfolgungen beteiligt
Es geht um Festnahmen und Folter: Die Konzerntochter VW do Brasil war offenbar während der Militärdiktatur aktiv an der Unterdrückung von Regimegegnern beteiligt.
Informationen über Oppositionelle seien an die Politische Polizei gelangt. VW-Mitarbeiter seien von der Politischen Polizei auf dem Firmengelände festgenommen worden. VW will sich dem Bericht zufolge vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern und verweist auf ein Gutachten zur Rolle während der Militärdiktatur in Brasilien, das der Konzern bei dem Historiker Christopher Kopper in Auftrag gegeben hat.
Kopper selbst sagte, es habe eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen dem Werksschutz von VW do Brasil und der Polizei gegeben. Und die Volkswagen AG habe „Verhaftungen zugelassen“. Kopper war im Herbst 2016 mit dem Gutachten beauftragt worden. Er soll „Licht in die dunklen Jahre der Militärdiktatur bringen sowie das Verhalten der damals Verantwortlichen in Brasilien und gegebenenfalls auch Deutschland aufklären lassen“, erklärte damals VW.
Ehemalige Volkswagen-Beschäftigte in Brasilien und Aktivisten haben dem Konzern bereits 2015 vorgeworfen, während der Militärdiktatur (1964 bis 1985) die Verfolgung und Folterung von Regimegegnern erlaubt zu haben. Unter anderem sei zugelassen worden, dass mehrere Arbeiter einer Fabrik festgenommen und gefoltert wurden. Volkswagen-Mitarbeiter hätten auch „schwarze Listen“ von Oppositionellen erstellt.
Nun ermittelt die Bundesstaatsanwaltschaft in Brasilien, welche Verantwortung Volkswagen do Brasil für „Menschenrechtsverletzungen innerhalb des Werksgeländes zur Zeit der Militärdiktatur“ trägt. Der VW-Vorstand in Wolfsburg soll dem Bericht zufolge bereits 1979 von den Vorwürfen erfahren haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen