Militärbündnis mit eigenem Fersehsender: Nato startet medialen Gegenschlag
Das westliche Militärbündnis will Propaganda nicht länger den Taliban überlassen - und gründet Nato-TV.
Pünktlich zum am Mittwoch eröffneten Nato-Gipfeltreffen in Bukarest hat das westliche Militärbündnis den Start seines eigenen Web-TV-Kanals angekündigt. Bislang ist auf der Seite (www.natochannel.tv) nur ein Trailer zu sehen, in dem ein Sprecher mit entschlossener Stimme den Wertekanon der Nato - Verteidigung, Sicherheit und Entschlusskraft - betont. Bebildert ist der Film mit Soldaten, die Trinkwasser aufbereiten und Verwundete behandeln, im Anschluss treffen die Mächtigen der Welt zusammen, um Entscheidungen zu treffen.
Bald sollen Bilder und Berichte aus Kriegsgebieten folgen. Ein Großteil des Programms soll die internationale Nato-Mission in Afghanistan begleiten, wo rund 47.000 Soldaten aus den Mitgliedstaaten stationiert sind. Fünf Kamerateams werden regelmäßig berichten - unter strategischer Anweisung der Öffentlichkeitsoffiziere.
Während etwa die Taliban in flotten Propagandafilmchen mit Rapmusik und anderen westlichen Stilmitteln zum Mord an Ungläubigen aufrufen und ihre militärischen Erfolge preisen, war die mediale Außendarstellung der Westmächte bislang rückständig. Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hatte schon mehrfach beklagt, das eigene Auftreten im Internet sei "steinzeitlich" - zuletzt im Oktober 2007 auf einer Konferenz in Kopenhagen. Seine Worte haben nun Wirkung gezeigt. Nato-TV soll nach eigenen Angaben die Vermittlung der Arbeit des Bündnisses in der Öffentlichkeit verbessern. Die Verbreitung beschränkt sich dabei nicht auf das Internet, das Material wird auch für Journalisten und Fernsehsender in Übertragungsqualität zum Download zur Verfügung gestellt.
Den Vorwurf der Propaganda wird dieses Angebot eher verstärken denn entkräften, schließlich wird die Nato den Sendern wohl kaum unappetitliche Bilder von Kriegshandlungen, getöteten Soldaten oder Zivilisten liefern.
TORSTEN LANDSBERG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!