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Miles Davis: Geburt des Kühlen

Zu Lebzeiten interessierte sich keiner so recht für seine Biographie – es gab ja die Musik. Jetzt, wo er tot ist, kommen natürlich die Hagiographen. Die Gefahr bei einem Buch über das Leben von Miles Davis liegt gerade darin: ihn von einer Legende zum Denkmal zu erheben, unantastbar, für Kritik nicht mehr erreichbar. Robin Williams, Autor der jüngst erschienenen Bildbiographie „Miles Davis – Perfectly Cool“, versucht diesen Fehler zu vermeiden, indem er auf 190 Seiten akribisch das Leben des 1991 im Alter von 65 Jahren gestorbenen Davis mit der Entwicklung des Jazz zusammenbandelt. Miles, so Williams, hatte schon vom Namen her das Recht, Meilensteine, „Milestones“ eben, zu setzen. Wir erfahren, wann die „Geburt des Kühlen“ stattfand, mit wem Davis sein „Hexengebräu“ anrührte, wann er zum ersten Mal Drogen nahm. Dem Autor zufolge war das 1947, mit immerhin 21 Jahren. Davis hatte bei Charlie Parker, in dessen Band er damals spielte, gesehen, wie man sich mit Heroin für ein Jazzleben fit hält. „Let's get lost“, ein Lebensgefühl, das Davis später im Zu-Schrott- Fahren von nagelneuen Lamborghinis kultivierte, schimmert in der Biographie zwar durch, wird aber immer wieder verdeckt von einem Wust an Fakten, Zahlen und Albumtiteln. Eher ist es in einigen der Fotos festgehalten: ein Mann, der zu Boden blickt, den einen Arm um seinen Körper geschlungen, in der Hand des anderen Arms wie beiläufig ein Instrument balancierend: die Trompete.Andreas Becker

Abbildung aus: Richard Williams: „Miles Davis, Perfectly Cool“. W. Heyne Verlag, 192 S., 68 DM.

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