Migranten-Lager an US-Grenze: Kein Bett, kaum Wasser, Eltern weg
Mit Milliarden Dollar wollen die US-Demokraten die Zustände in den Lagern an der US-Südgrenze verbessern. Ob Präsident Trump zustimmt, ist unklar.
![Boot des US-Grenzschutzes Boot des US-Grenzschutzes](https://taz.de/picture/3524481/14/23266329.jpeg)
Am Dienstag hat jetzt das von den Demokraten geführte Repräsentantenhaus reagiert und ein Nothilfepaket von 4,5 Milliarden Dollar verabschiedet. Vorausgegangen waren heftige Debatten innerhalb der demokratischen Fraktion: Einige linke Abgeordnete meinten, letztlich signalisiere eine Zustimmung zu diesem Paket auch das Einverständnis mit Trumps menschenfeindlicher Asyl- und Migrationspolitik. Am Ende stimmten nur vier demokratische Abgeordnete dagegen – darunter wiederum Alexandria Ocasio-Cortez.
Allerdings verweigerten auch alle außer drei Republikanern dem Gesetz ihre Zustimmung. Denn die Demokraten hatten in tagelangen Beratungen detaillierte Standards in das Gesetz eingebaut, die im Umgang mit festgesetzten Asylsuchenden eingehalten werden müssen. Anderenfalls droht den privaten Unternehmen, die im Auftrag der Regierung die Lager betreiben, der Entzug ihrer Lizenz. Das wollten die Republikaner verhindern – sie pochen auf ein im republikanisch dominierten Senat verabschiedetes Hilfspaket, dass finanziell in etwa gleich ausgestattet ist, aber weniger detaillierte Vorgaben zum menschlichen Umgang macht. Bis Donnerstag, bevor der Kongress für eine Woche in die Ferien geht, müssen sich beide Kammern einigen.
Hintergrund der humanitären Krise ist einerseits Trumps scharfe Antimigrationspolitik, andererseits die rapide gestiegene Anzahl von Asylsuchenden aus Zentralamerika. Allein im Mai wurden an der Grenze 144.000 Menschen festgesetzt – ein Rekord. Zum traurigen Sinnbild der Krise wurde in dieser Woche das Foto eines jungen salvadorianischen Vaters mit seiner 23 Monate alten Tochter – beide ertrunken im Grenzfluss Rio Grande. Die Familie – die Mutter und ein weiteres Familienmitglied waren im Fluss umgekehrt, als sie sahen, dass die vorausgehenden Vater und Tochter immer größere Probleme bekamen – wollte in den USA Asyl beantragen, um dort ein neues Leben zu beginnen.
Antimigrationshardliner
Mexiko auf dem Weg in die USA zu durchqueren, wird allerdings immer schwieriger. Nachdem US-Präsident Trump Anfang Juni angedroht hatte, alle Importe aus Mexiko mit fünfprozentigen Strafzöllen zu belegen, sollte Mexiko nicht deutlich mehr gegen die Durchreise von Migrant*innen unternehmen, sind inzwischen 6.000 Nationalgardisten an Mexikos Südgrenze zu Guatemala und 15.000 Soldaten an der Nordgrenze zu den USA im Einsatz, um Migrant*innen abzufangen.
Innerhalb der US-Regierung sorgt Präsident Trump weiterhin dafür, nach und nach alle mit Migrationsfragen befassten Posten mit Antimigrationshardlinern zu besetzen. Am Dienstag wurde ein Wechsel an der Spitze der Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) bekannt: Neuer Chef wird Mark Morgan, der bisherige Leiter der Einwanderungsbehörde ICE.
Morgan war es, der in der vergangenen Woche mit dafür gesorgt hatte, dass Trump per Tweet ankündigte, Razzien zur Abschiebung von „Millionen“ papierloser Einwander*innen durchführen zu wollen – was Trump dann wieder zurücknahm und zwei Wochen Aufschub verkündete. Bis dahin aber, so Trump, müssten die Demokraten grundsätzlichen Änderungen des Asylrechts zustimmen, wenn sie Massenabschiebungen verhindern wollten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Start der Münchner Sicherheitskonferenz
Kulturkampf gegen Europa
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Zukunft der Ukraine
Gewissheiten waren gestern