Mietproteste in Moabit: Wohnen auf schwedisch
Die Waldenserstraße 9 in Moabit mit rund 60 Mietparteien wurde von einem schwedischen Investor aufgekauft.
Die MieterInnen der Waldenserstraße 9 haben erst durch intensive Recherche erfahren, wer der Käufer ist. Auf einer Schautafel haben sie dargelegt, dass das beworbene „Wertsteigerungspotenzial“ für die MieterInnen hohe Mieten und Verdrängung bedeutet. Der Kauf des Objekts in der Waldenserstraße 9 mit rund 60 Mietparteien durch die Skjerven Group – im Namen der schwedischen Heimstaden Group – ist Teil des größten privatwirtschaftlichen Immobiliendeals in Berlin seit Inkrafttreten des Mietendeckels. In einer Pressemitteilung kündigte die Skjerven Group bereits 2018 „eine skandinavische Investitionsoffensive in Deutschland“ an.
Auch der Gebäudekomplex Kolonie-/Osloer Straße im Wedding ging an das schwedische Unternehmen. Die MieterInnen haben sich zur „Initiative Osko bleibt“ zusammengeschlossen und sich mit einem Transparent und einem Redebeitrag auf der Kundgebung in Moabit beteiligt. Unterstützt werden sie von der Stadtteilinitiative „Hände weg vom Wedding“; ein Mitglied betonte in einem Redebeitrag, wie wichtig die Selbstorganisation der MieterInnen in den Häusern und wie notwendig auch eine Vernetzung von MieterInnen ist, die von den gleichen InvestorInnen gekauft wurden.
Im Fall der Skjerven Group haben sich die MieterInnen der unterschiedlichen Häuser schon koordiniert. Sie fordern, dass der Bezirk sein Vorverkaufsrecht ausübt. Da sei Dringlichkeit geboten, betont Marco Jahn, Mieter in der Waldenserstraße 9, gegenüber der taz. „Am 19. Mai wurden die MieterInnen durch das Bezirksamt Mitte über den Verkauf ihres Hauses und die laufende Prüfung des Vorkaufsrechts durch den Bezirk informiert. Die Frist für das Prüfungsverfahren beträgt rund sechs Wochen“, drängt Jahn auf eine schnelle Entscheidung. Es gehe auch darum, die Ängste der BewohnerInnen vor Verdrängung entgegenzutreten. Schließlich wohnt die älteste Mieterin seit 1954 in dem Haus. Da bestehe eine große Verunsicherung, dass sie vor die Tür gesetzt wird.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!