Nachgefragt: Mieter würden zahlen
■ Warum die „Bremische“ für mögliche Anleger interessant sein könnte
taz: SPD und CDU streiten in der großen Koalition derzeit um den Verkauf der Bremischen. Die wirtschaftsprüfer sind gerade da und begutachten die Substanz des Unternehmens. Um was für ein Vermögen geht es?
Hermann Fuhse, Geschäftsführer der Bremischen: Die Bilanzsumme für 1995 wird 450 Millionen Mark betragen.
In Immobilien gut angelegt?
Wir haben 4.000 preisgebundene Sozialwohnungen. Wir haben rund 3.000 preisfreie Wohnungen, die wir im Verlaufe der Jahre von der Stadt übertragen bekommen haben. Und dann hat die Bremische die Unterbringung der Zuwanderer zu organisieren und die Zuwanderer mit Wohnungen zu versorgen. Dafür haben wir rund 2.500 Zimmer oder Wohnungen angemietet...
.. und das Asylschiff...
... das bewirtschaften wir auch. Und wir verwalten den fiskalischen Grundbesitz der Stadt, rund 5.000 unbebaute und 800 bebaute Grundstücke. Wir investieren in den Sanierungsgebieten immer dann, wenn Private nicht den Mut aufbringen, dort als erste einzusteigen...
Kann man das privatisieren?
Von unserer Satzung her haben wir klassische öffentliche Aufgaben. Die Gesellschaft ist 1954 gegründet worden als Organ staatlicher Wohnungspolitik. 1972 ist die Satzung erweitert worden hin zu Stadtentwicklungsaufgaben. Wir sind Sanierungsträger, früher im Ostertor, in Vegesack, am Buntentorsteinweg, heute in Gröpelingen.
Macht die Bremische Gewinne?
Als ehemalige gemeinnützige Gesellschaft machen wir keinen Gewinn. Der Gesellschafter erhält auf die 33 Millionen Stammkapital Dividende von 4 Prozent.
Haben Sie eine interne Deckungsbeitragsrechnung?
Nein. Was mit den eigenen Wohnungen erwirtschaftet wird, fließt in die Instandhaltung und in den Neubau. Das andere sind Bereiche, wo wir wie ein Dienstleistungsunternehmen für andere arbeiten. Da erhalten wir ein kostendeckendes Honorar.
Wenn jetzt über Privatisierung geredet wird...
... dann kommt es auf das Motiv an. Bei der Beamtenbaugesellschaft hatten wir den klassischen Anleger, der darauf setzt, daß langfristig über diese Wohnungen eine bessere Rendite erwirtschaftet werden kann.
Ein Privater würde sagen: Bei den Zuwanderern sparen wir ein bißchen ...
Nein. Wenn er diese Aufgabe mit Gewinn wahrnehmen will, müßte er von der Stadt höhere Gebühren verlangen. Wir können hier keinen Partner brauchen, der andere Ziele als gemeinnützige hat.
Warum verkaufen Sie die 3.000 preisfreien Wohnungen nicht?
Das sind alte Wohnungen, Behelfsbauten.
Zum Beispiel?
Warturmer Platz. Wenn Sie diese Wohnungen nicht an die Mieter vermitteln, sondern wie ein Anleger verkaufen wollen, dann müßten Sie die Mieter vorher ...
... rausschmeißen?
... anders unterbringen.
70 Millionen sind als Eigenmittel in der Bilanz ausgewiesen. Wieviel ist die Bremische wert? 100 Millionen?
Das kommt auf die stillen Reserven an. Der Bestand ist gut erhalten und hat niedrige Mieten.
Also großen Spielraum für Mieterhöhungen?
Wenn Sie den 94er Geschäftsbericht der Beamtenbau lesen, sehen Sie die Motive von Anlegern: Die Bestände der Gemeinnützigen sind sehr gepflegt, weil Gewinne reinvestiert werden mußten. Die Mieten sind unter dem Marktniveau. Da sind Reserven drin.
Also: 100 Milionen wäre die Bremische schon wert.
Wenn sie es nicht wäre, hätten wir schlecht gewirtschaftet und dürften uns nicht zum Tafelsilber zählen. Fragen: K.W.
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