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Mietenspiegel 2011 veröffentlicht"Es wird so schnell wie möglich losgehen"

Im Interview: Senatorin Jutta Blankau rechtfertigt Dimension und Tempo der aktuellen Bauprojekte.

Interview von Sven-Michael Veit

taz: Frau Blankau, wird der neue Mietenspiegel zu neuen Mieterhöhungen führen?

Jutta Blankau: Der Anstieg ist deutlich höher als zuvor. Das ist die Schlussbilanz von zehn Jahren CDU-Regierung. Das müssen wir jetzt aufarbeiten. Ich kann nur hoffen, dass die Mieten jetzt nicht stark steigen werden.

Der SPD-Senat hat versprochen, pro Jahr 6.000 Wohnungen zu bauen. Wo sind die?

Wir haben rasch die ersten Schritte eingeleitet, um mehr bezahlbaren Wohnraum zuschaffen. Das läuft gut an: Bis 30. September wurden 5.235 Baugenehmigungen erteilt, im gesamten Vorjahr waren es nur 4.100. Ich bin sicher, dass bis Jahresende mehr als 6.000 Wohnungen genehmigt werden.

Dadurch ist aber noch keine einzige Wohnung fertig.

Ich denke, niemand glaubt, dass Häuser und Wohnungen von heute auf morgen errichtet werden können. Aber es wird so schnell wie möglich losgehen.

In Hamburg fehlen bis zu 90.000 Wohnungen.

Es gibt da sehr unterschiedliche Schätzungen. Es wäre aber klug, wenn wir nach vier Jahren erfolgreicher Wohnungsbaupolitik wieder gewählt würden, um unsere Arbeit fortzusetzen. Dass die anderen es nicht können oder wollen, haben sie bewiesen.

Selbst ein Megaprojekt wie Neue Mitte Altona würde bestenfalls 4.000 Wohnungen bieten - in etwa zwölf Jahren.

Wir entwickeln jetzt viele Bereiche: Neue Mitte Altona, Hafencity, den Autobahndeckel, Wilhelmsburg, Santa Fu, Röttiger-Kaserne, um nur einige zu nennen. Flächen gibt es, aber das ist ambitioniert, keine Frage.

Die Stimmung in der Stadt ist explosiv, es gab Farbanschläge auch auf ihr Haus. Haben Sie damit gerechnet?

Der SPD-Senat hat die dramatische Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht verschuldet, sondern will sie beheben. Wir arbeiten an einer Lösung, zaubern können wir aber nicht. Dass in der Stadt Unmut herrscht, ist deutlich geworden. Jeder hat das Recht, zu demonstrieren und so seine Meinung und auch seinen Unmut kund zu tun. Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist Gewalt. Besonders dann, wenn Menschen - wie meine Familie, insbesondere meine Tochter, oder meine Nachbarn - betroffen sind, die nun wirklich nichts damit zu tun haben.

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7 Kommentare

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  • H
    hella

    Frau Blankau kann leider nicht zaubern, sollte aber auch nicht so vollmundig rumtönen. Leider hat die SPD es ebenfalls nicht besser gemacht. Wie wird es in einigen Jahren hier in Hamburg aussehen: diejenigen mit einer Großen Portokasse wohnen in Hamburg und die anderen? Rentner? Familien mit Kindern? Familien mit niedrigem Einkommen? Schwerbehinderte? Wohnen wir dann alle unter den Brücken? Danke schön Ihr reizenden Politiker. Wenn ich euer Einkommen hätte, wäre mir auch nicht bange.

    Es ist auf jeden grosser Handlungsbedarf vorhanden. Und die SPD darf mal endlich eine Bundesratintiative einleiten. Oder wie lange möchtet ihr noch warten.

     

    10 % Mieterhöhung alle fünf Jahre reichen völlig aus. Schließlich dürfen die Kosten von Mehrfamilienhäusern auch phantastisch bei der Steuerberechnung berücksichtigt werden.

  • W
    wohnenimloch

    hamburg macht nun also einen auf münchner schickeria?deshalb bin ich nicht hierher gezogen,zumal das orginal dabei authentischer ist.wie mich diese wohnungssuche ankotzt...ohne worte

  • H
    Hans

    "Ich denke, niemand glaubt, dass Häuser und Wohnungen von heute auf morgen errichtet werden können."

     

    Es war nie die Rede von zwei Tagen, aber ein Jahr oder der Rest eines Kalenderjahres sind schon ausreichend genug, um die Sache loszutreten. Aber bei Blankau wird's 4,5 oder 6 Jahren dauern. Das ist wohl auch ihre eigenen Kalkulation. Dass die CDU daran Schuld ist, gilt wohl nicht für eine amtierende Senatorin, sondern ist eine alberne Ausrede.

  • KN
    karl neuenburg

    pass mal auf frau blankau:

    ist ganz einfach: die ehemaligen sozialwohnungen bekommen augenblicklich den alten status wieder und natürlich die ursprüngliche miete. alle mieterhöhungen der saga werden zurückgenommen und der bau der elbphilharmonie wird nicht mehr durch eine profitausgerichtete saga finanziert. ganz einfach. los. anfangen.

  • F
    fragen

    Ja, was ist mit denn dem Büro-Leerstand? Kann man die Steuervergünstigungen und Subventionen dafür vielleicht endlich mal abschaffen, die blöden Dinger wo möglich in Wohnraum umwandeln, oder ggf. eben abreißen und da Wohnhäuser errichten (lassen)? Und das alles mal bischen pronto? Und welchen Sinn hat eigentlich das hirnlose Stadtmarketing, soll es noch mehr "creative" Menschen nach Hamburg schaufeln, die dann auch keine (erwünschte Altbau-)Wohnung finden und den Preisdruck nochmal erhöhen? Der Charakter einstmals netter Viertel wie Ottensen ist durch die besserverdienende SUV-und-Bugaboo-Fraktion sowieso längst dahin. Kann man das Mietrecht mal dahingehend ändern, dass Vermieter kein Recht haben, WGs zu untersagen, solange die Miete pünktlich gezahlt wird? Fragen über Fragen. Ob die verpennte Hamburger Seeheimer-SPD daran überaupt irgendwas ändern und sich mit der Wirtschaft anlegen will, sei mal dahingestellt. Die Stadt wird jedenfalls immer unangenehmer, außer man hat das nötige Geld, aber auch dann: das Flair ist längst dahin, jetzt werden die Ellbogen ausgefahren und die selbe öde Schickeria macht sich überall breit.

  • O
    olaf

    ja genau - die anderen haben schuld!

     

    frau blankau wird nicht müde, dieses immer wieder hervorzuheben, um von ihrer eigenen unfähigkeit abzulenken.

  • U
    unmut

    blablabla.kann man das so zusammenfassen?es wurden also ein paar hundert baugenehmigungen mehr vergeben als unter der cdu regierung.was hat das nun mit den 6.000 wohnungen pro jahr zu tun die von der STADT versprochen wurden?!!!

    es stehen in hamburg über eine million-QM büroraum leer.häuser besetzen wird langsam zur echten option..