Mietenkrise in Deutschland: AWO fordert bezahlbares Wohnen
Die Mieten steigen ungebremst, für arme Familien und Alleinerziehende wird es eng. Das Zukunftsforum Familie sieht die Politik in der Pflicht.
In einem Positionspapier, das der taz exklusiv vorliegt, ruft das ZFF die Politik auf, Lösungen in der Wohnungs- und Mietenpolitik vorzulegen, die auch Familien helfen. Zwar habe sich die neue Bundesregierung laut Koalitionsvertrag einiges vorgenommen, um die Entwicklung der Wohnkosten zu bremsen, so ZFF-Geschäftsführer Alexander Nöhring. „Aspekte des familienfreundlichen Wohnens, vor allem für arme Familien, hat sie unseres Erachtens dennoch nicht ausreichend im Blick.“
Sechs zentrale Forderungen stellt das ZFF auf, um bezahlbaren und ausreichenden Wohnraum für Familien zu schaffen. Wohnungspolitik müsse etwa stärker als bisher eine Bundesaufgabe werden, mit dem Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse sicherzustellen. Im Zuge dessen müssten wirksame Regelungen zur Begrenzung von Mieterhöhungen in den Blick genommen werden. Denkbar seien zum Beispiel eine Weiterentwicklung der Mietpreisbremse, die Rekommunalisierung privater Wohnungsbestände oder ein bundesgesetzlicher Mietendeckel.
Sozialwohnungen müssten vor allem dort entstehen, wo der Wohnungsmarkt derzeit eigentlich keine Bevölkerungsgruppen ohne oder mit nur geringem Einkommen zulässt. Wichtig sei zudem ein familiengerechtes Wohnumfeld. Dazu gehörten wohnortnahe Bildung, Betreuungs- und Versorgungsinfrastruktur, gute gesundheitliche Versorgung sowie Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.
Und schließlich müssten Gebiete jenseits der Metropolen gestärkt werden. Dazu brauche es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und eine flächendeckende Breitbandabdeckung, die bundesweit ausgebaut und zugänglich gemacht werden müsse.
Derzeit fehlten mehr als zwei Millionen bezahlbare Wohnungen in Ballungsräumen, heißt es in dem Papier des Zukunftsforums Familie. Die Suche nach einer passenden Wohnung werde für Familien zu einer großen Herausforderung. Schon 2018 forderte der AWO-Bundesverband deshalb, das Recht auf Wohnen verfassungsrechtlich zu verankern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind