Middleton, Taurus, Aktienrente: Von den Besten (?) lernen
Herzogin Kate könnte Trump was beibringen, und die FDP könnte dem Aktienmarkt was einbringen – unseren Renten aber eher nicht.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die Bildungsministerin möchte „SchülerInnen auf den Kriegsfall vorbereiten“.
Und was wird besser in dieser?
Schulstreik.
Robert Habeck hält die deutschen Klimaschutzziele bis 2030 für erreichbar. Sind Sie überrascht?
Die Industrie hat Flaute, die privaten Haushalte sparen an turmhohen Energiekosten: Nee. Überrascht wäre ich, wenn Habecks Gesetzgebung bei wachsender Konjunktur und geheizter Bude den gleichen Effekt brächte. Da der Verkehr der ärgste Sünder gegen die Klimaziele ist, wird Deutschland also einen massiven Wirtschaftsboom durch Elektromobilität erleben. Hör die FDP lachen.
Der Streit um die Taurus-Lieferungen an die Ukraine will nicht enden. CDU-Chef Merz wirft Kanzler Scholz vor, mit den Kriegsängsten der Bevölkerung zu spielen. Ist da was dran?
Die mediale und politische Siegfrieden-Fraktion drischt inzwischen zwei Jahre auf den „zögerlichen, zaudernden“ Scholz ein. Unterdes lagen die Zustimmungswerte für den vorsichtigen Kurs des Kanzlers stets zwischen 40 und bei „Taurus“ sogar 61 Prozent der Bevölkerung. Ihm nun „Populismus“ vorzuwerfen, ist also absurd; der macht das die ganze Zeit. Von jedem Kanzler ist zu erwarten, dass er die zerbombten Kommunikationskanäle nutzt, um „Schaden vom deutschen Volke abzuwenden“. Hier: Krieg. Würde Scholz sich zu Abtastungen auch mit Russland bekennen, wäre er tot; machte er diesen schmutzigen Job nicht, hätte er versagt. Genau das weiß Merz, rumpelstilzt sich einen Ast und drischt frivol drauf. Wäre er Kanzler, müsste er tun, was nun Scholz tut. Wir können raten, ob er dafür wirklich politisch zu dumm ist oder geradeaus lügt.
Erstmals bringt nun ein Schiff Hilfsgüter nach Gaza. Wieso hat das so lange gedauert?
Die Netanjahu-Regierung hat das UNRWA und nahezu jede Hilfsorganisation in die Nähe der Terroristen vom 7. Oktober gerückt. Daran scheiterte der logische Versuch, Gaza auf dem Landweg zu versorgen. Nüchtern betrachtet sind Abwürfe aus Flugzeugen und Anlandungen an einer Küste ohne Hafen absurd; dass Netanjahu nur absurde Versuche gestatten würde, hat auch die Wohlmeinenden überrascht.
Das EU-Parlament beschließt ein Gesetz zur Regulierung von künstlicher Intelligenz. Müssen wir künftig keine Angst mehr vor KI haben?
Wir können ja mal wetten, wann der erste Gesetzentwurf dazu von einer KI geschrieben wird.
Der Aufruhr um das bearbeitete Familienfoto von Prinzessin Kate ist enorm. Was halten Sie vom Kate-Gate?
Es rührt an, wie eine Prinzessin zu Hause am Rechner sich die Welt ein bisschen hübscher bastelt. Und wie Boulevardmedien, die sonst gern jeden manipulativen Propagandaschlamm durchreichen, sich hier zu Höllenhunden der Fotoforensik aufschwingen. Da werden Putin und Trump jetzt aber ganz schön aufpassen beim Faken.
Dem deutschen Aktienindex DAX geht es so gut wie nie. Geht es den Deutschen dann auch besser?
Man liest von der „magischen 18.000-Punkte-Marke“, die just genommen wurde, von „Euphorie“ und einer „sich selbst nährenden Ralley“. Viele wenden beim Ausfüllen ihrer Lottoscheine rationalere Kriterien an. Omas Geburtstag, und die Sieben haben wir schon immer gespielt, so was. Bedenkt man, dass die FDP gerade die Sicherheit der Renten auf den Aktienmarkt umbauen will, wird es jedenfalls dem besser gehen. Wir gucken dann mal. Mutters Geburtstag: 27. 3. Viel Glück!
Der Berliner Techno wird zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe. Was fehlt auf der Liste noch?
Raver mögen sich fragen, was sie auf einer Liste mit der Finsterwalder Sangestradition und der Schwälmer Weißstickerei zu suchen haben – außer also offenbar näherungsweise mausetot zu sein. Als folkloristisches Ereignis, an dem sich immer wieder typisch deutsche Aufregungen entzünden, hätte man einfach Claudia Roth selbst auf die Liste setzen können.
Im DFB-Pokal Halbfinale stehen ein Drittligist und zwei Zweitligisten. Kann einer der Davids gewinnen, oder wird es am Ende Goliath Leverkusen?
Ein unterklassiger Verein wird also ins Finale einziehen, im Vorjahr gab’s für den Verlierer 2,8 Millionen Euro vom DFB. Nur zu Recht, hier treten drei Traditionsklubs gegen einen, nun ja, Werksverein an. Das ist um Klassen emotionaler als Nullrunden zwischen gepimpten Bundesligisten wie Heidenheim, Hoffenheim oder die jüngeren Investitionsmodelle Leipzig oder eben Leverkusen. Die können nun Pokalsieger werden und recht wahrscheinlich Meister. Wer Bayern München nicht mag, ist mit jedem errechenbaren Ergebnis zufrieden. Also praktisch alle.
Und was machen die Borussen?
Sonntag, 13.30 Uhr: Rot-Weiss Essen gegen BVB – Zweitvertretung in der Dritten Liga. Sonntag 17.30 Uhr: der BVB gegen Frankfurt in der Bundesliga. Wenn die A40 durchhält, gucken manche beides.
Fragen: Livio Koppe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour