Microsoft gibt auf: 47,5 Miliarden Dollar waren nicht genug

Microsoft zieht überraschend sein milliardenschweres Kaufangebot für den US-Internetkonzern Yahoo zurück. Der wollte sich für noch mehr Geld kaufen lassen.

Gut für die Verbraucher: Drei Wettbewerber sind besser als nur zwei. Bild: ap

Auch Riesen wie Microsoft müssen manchmal Niederlagen einstecken. Am Wochenende war es mal wieder so weit: Der weltgrößte Softwarekonzern zog seine milliardenschwere Kaufofferte für das kalifornische Internet-Unternehmen zurück. Nach einem drei Monate langen Tauziehen konnten sich beide Seiten nicht auf einen Preis einigen. Branchenkenner bezeichneten das als gute Nachricht für die Verbraucher.

"Es wird keinen Deal geben", erklärte Microsoft-Chef Steve Ballmer. Sein Unternehmen wäre zwar bereit gewesen, die ursprüngliche Offerte um fünf Milliarden Dollar auf 47,5 Milliarden Dollar zu erhöhen. Aber Yahoos Direktoriumsvorsitzender Roy Bostock blieb dabei: Microsoft habe seine Firma zu niedrig bewertet, fünf Milliarden Euro mehr sollten es sein.

Für kurzfristig denkende Yahoo-Aktionäre ist das Scheitern des Angebots sicherlich unerfreulich. Ihnen geht der saftige Aufpreis für ihre Aktien durch die Lappen, den Microsoft versprochen hatte. "Für die Verbraucher ist das aber gut", sagt Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur der Computerzeitschrift c't der taz. Denn eine Übernahme hätte die Zahl der Konkurrenten verkleinert. Schon jetzt teilen sich im wesentlichen nur drei Unternehmen - allesamt aus den USA - den Markt der Internetsuche. In den Vereinigten Staaten kommt Google auf fast 60 Prozent - in Europa ist dieser Wert noch höher. Dahinter kommt lange nichts, dann Yahoo mit 19 Prozent und Microsoft mit 12 Prozent. Um so eindringlicher warnt Kuri: "Wenn die Fusion geklappt hätte, wäre es zu einem Duopol gekommen. Drei Wettbewerber sind besser als nur zwei."

Microsoft ist sicher in der Lage, auch ohne Yahoo Konkurrent Google das Leben schwer zu machen. "Geld genug haben sie ja", meint Kuri. Der Softwaregigant könnte jetzt versuchen, kleinere Internetfirmen aufzukaufen und so seinen Rückstand aufzuholen.

Microsoft begründete seinen Rückzug auch damit, dass Yahoo die Möglichkeiten einer Partnerschaft mit Google im Online-Anzeigengeschäft ausgelotet hat. Informierten Kreisen zufolge könnten die beiden Unternehmen eine derartige Allianz schon im Lauf der Woche bekanntgeben. C't-Mann Kuri sieht darin aber keine Gefahr, dass Google diesen Markt weiter monopolisiert: "Ich glaube nicht, dass die US-Wettbewerbshüter das zulassen würden", sagt er. Auch die EU hätte da mitzureden.

Einige Analysten glauben jedoch, dass Microsoft trotzdem irgenwann nach Yahoo greift. Denn der Konzern hat 2007 mit 660 Millionen Dollar zwölf Prozent weniger Gewinn gemacht als im Vorjahr. Ohne die akuten Übernahmefantasien dürfte der Aktienkurs einbrechen. Sollte er sich nicht bald erholen, könnte das den Druck auf Yahoo erhöhen, noch einzuknicken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.