Microsoft geht gegen Game-Manipulierer vor: Xbox-Schummler an den Pranger
Wer in Zukunft bei Xbox 360-Spielen trickst, muss damit rechnen, öffentlich gebrandmarkt zu werden. Außerdem soll es schlimmstenfalls vollen Punktabzug geben, warnt Hersteller Microsoft.
Wenn es um das Tricksen bei Videospielen geht, versteht Microsoft künftig keinen Spaß mehr. Der Softwarekonzern, der mit der Konsole Xbox 360 auch im Game-Geschäft kräftig mitmischt, greift deshalb ab sofort zu drastischen Maßnahmen: Wer beim so genannten "Cheating" erwischt werde, müsse damit rechnen, öffentlich gebrandmarkt zu werden, kündigte Firmenmanager Larry Hryb in seinem viel gelesenen Weblog an.
Das bedeute dann unter anderem, dass alle Freunde im Profil des Spielers sehen könnten, das er zu den Schummlern gehöre. Zusätzlich würden in schweren Fällen auch die erreichte Punktzahl ("Gamerscore") und die freigeschalteten Extras gestrichen, so der Microsoft-Direktor, der in der Xbox-Szene unter dem Namen "Major Nelson" auftritt. Zum Beweis führte Hryb ein besonders drastisches Demonstrationsprofil vor. "Ich bin ein schmutziger Schummler" heißt es darin. Eine solche Kennzeichnung lässt sich nicht löschen. Microsoft will mit dieser Strategie versuchen, sozialen Druck auf die Schummler auszuüben. Nur bei neuen Spielen können derart Erwischte später ihren alten Status zurückerhalten. Das kann ohne Schummelei allerdings Monate dauern.
Hryb ist für den Online-Spieledienst "Xbox Live" zuständig, mit dem Besitzer der Konsole über das Internet spielen können. In letzter Zeit war es dort verstärkt zu Manipulationen gekommen, die Microsoft laut eigenen Angaben mit Sorge beobachtet. Unter den Begriff "Cheating" fällt unter anderem die Veränderungen von Spielständen, um bessere Punktzahlen oder mehr Funktionen in einem Gametitel zu erhalten, ohne lange spielen zu müssen. Dazu wird die Datei mit Hilfe eines PCs manipuliert, entsprechende Einstellungen verändert und anschließend neu in die Konsole geladen. Prompt hat man dann mehr Leben, mehr Power oder erreicht Level, die vorher noch verschlossen waren.
Ebenfalls auf der Microsoft-Verbotsliste steht der Tausch von Zugängen zu Xbox Live, um sich beispielsweise von einem Freund oder, was inzwischen häufiger vorkommt, gegen Bezahlung von anderen Nutzern helfen zu lassen. "Dass das verboten ist, steht klar in unseren Nutzungsbedingungen", sagte Hryb. Spezielle Routinen in der Programmierung von Xbox Live könnten derartige Manipulationen erkennen, warnt der Softwarekonzern.
Microsoft hatte schon früher auf Schummelversuche und Hacks mit teils drakonischen Maßnahmen reagiert. Erkannte das Unternehmen Raubkopien in der Konsole, wurde schon mal der Zugang zu Xbox Live gesperrt. Das kann unter Umständen teuer werden: 60 Euro im Jahr werden für den Dienst fällig, die dann verfallen. Ohne dieses Abonnement lassen sich keine Mehrspieler-Sitzungen an der Konsole durchführen. Man muss also offline für sich alleine spielen, was ein entscheidendes Element heutiger Videogames außer Kraft setzt.
Mit Xbox Live können Spieler auf der ganzen Welt gegeneinander antreten und sich per Audio- und Videochat unterhalten. Außerdem bietet Microsoft einen virtuellen Marktplatz an, über den man Zusatzprodukte zu Spielen erwerben kann, beispielsweise neue Kapitel oder Funktionen für einen Game-Charakter. Abgerechnet wird das alles über so genannte Microsoft-Punkte, die an die Kreditkarte des Spielers gekoppelt sind. So ergibt sich ein virtuelles Einkaufsparadies, das signifikante Zusatzeinnahmen für den Hersteller verspricht - neben dem Verkauf der Konsole, den Spielen und den Xbox Live-Abos.
Genau hier setzt aber auch die Kritik der Spieler gegenüber Microsofts drakonische Anti-Schummel-Maßnahmen an: Spielehersteller wie Electronic Arts verkaufen über den Marktplatz inzwischen das Freischalten von Spielen, quasi eine Art von offiziellem Cheating, bei dem keine Konsequenzen drohen. Wer beispielsweise das Rennspiel "Need for Speed Carbon" mit all seinen Finessen freischalten möchte, zahlt laut dem Fachdienst "Joystiq" im letzten Jahr nicht ganz 50 Dollar. Beim Rollenspieltitel "Elder Scrolls" muss man hingegen die Brieftasche zücken, wenn man sich eine Rüstung für sein virtuelles Pferd zulegen möchte, ohne die man es schnell wieder verliert. Der vergleichsweise moderate Preis dafür: Zwei Dollar 50.
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