„Micky Maus“ in Deutschland: Oh, wie leer ist Berlin-Mitte!
In der aktuellen „Micky Maus“ machen Donald, Dagobert & Co. einen Ausflug in die Hauptstadt. Doch richtig was los ist nicht in Mitte, sondern in Spandau.
Die Kabarettisten Horst Evers und Benedikt Eichhorn haben einst ein Lied über SPANDAU geschrieben: „Bist an sich ja älter sogar als dies ganze Berlin hier. Doch viele wissen nicht einmal, wie kommen sie denn zu Dir“, setzt Evers das Versmaß recht eigenwillig zur Melodie von „Downtown“ und reicht die Antwort direkt nach: „Gleich hinter Ikea liegt – Spandau.“
Spandau, das ist für Berliner das Ende ihrer Welt. Manche ahnen, irgendwo dahinter muss noch Brandenburg kommen, da sollen auch noch welche wohnen. Aber das ist schon eine andere Welt.
Doch das dürfte sich bei Grundschulkindern nun ändern. Denn deren Zentralorgan, die Micky Maus, schickt in der aktuellen Ausgabe Donald, Dagobert und Co. erstmals auf Abenteuerreise durch Deutschland. Start – na klar – in Berlin. Und wo erlebt dieser erste von acht Teilen seinen Höhepunkt? In Spandau! Genauer gesagt in der Zitadelle. Die Festung nimmt mehr Raum ein als das Brandenburger Tor oder der Fernsehturm. Sogar die S-Bahn-Fahrt dahin wird nachgezeichnet.
Dagegen in Mitte: gähnende Leere Unter den Linden. Dort, wo sonst Touristenmassen an Baustellen vorbeiwalzen, hat Dagobert Duck für sich und seinen Rikschafahrer die komplette Straßenbreite Platz.
So wünscht sich das der von Gentrifizierung geplagte Neuköllner, der schon länger als 18 Monate dort wohnt und deswegen das Recht hat, sich über diese ganzen Touris, Schwaben und sonstigen Ortsfremden zu beschweren. In der Micky Maus sind die alle in Spandau. Da war der gemeine Berliner Touri-Hasser noch nie. Da begegnet man sich nicht. Da muss der Zeichner keinen Konflikt hineinmalen. Gute Idee!
Weiter geht es mit den Ducks auf bundesweiter Schatzsuche übrigens in Hamburg. Wo wird der Teil wohl enden? In Harburg?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag