Michael Ballacks Presseagentur: Scharfe Absprachen
Eine unfähige PR-Agentur berät den früheren Nationalspieler. Eine Abweichung von Interviewabsprachen würde eine Zeitung 25.000 Euro kosten.

Man hätte Michael Ballack am Dienstag wohl auch nach der Situation in Syrien fragen können. Freundlich, routiniert, souverän beantwortete Ballack auf der Pressekonferenz vor seinem morgigen Abschiedsspiel die zahlreichen Fragen der Medienvertreter. „Mich hat die deutsche Sprache schon immer interessiert“, sagte Ballack etwa über sein Lieblingsfach Deutsch.
Doch geht sein Interesse an der deutschen Sprache so weit, dass er Interviews mit sich bis hin zu Überschrift, Vorspann und Bildtexten selbst gestalten möchte? Die Erfahrung hatte jedenfalls die Welt am Sonntag gemacht, als sie über die veranstaltende Hamburger Agentur des Abschiedsspiels ein Interview anfragte. Jede Abweichung würde eine Vertragsstrafe von je 25.000 Euro nach sich ziehen. Die Wams verzichtete daraufhin auf das Interview.
So blieb die Woche relativ frei von großen Michael-Ballack-Abschiedsinterviews. Das wohl prominenteste hat Thomas Gassmann für den Kölner Express geführt – ohne die scharfen Absprachen: „Ich habe Ballack einfach persönlich per SMS angefragt“, erzählt Gassmann. Danach sei das Interview auflagenlos zustande gekommen und zur üblichen Autorisierung geschickt worden: „Das war alles sehr unkompliziert.“
Auch der auskunftsfreudige Ballack in Leipzig passte nicht zu der strengen Vereinbarung. Vielmehr scheint die von Ballacks eingesetzter Agentur verantwortet – wohl ohne dessen Wissen. Ballack weilte laut Gassmann zur Zeit der WamS-Anfrage in Portugal.
Der 98-fache Nationalspieler scheint einfach nur schlecht beraten zu werden. Dazu passt, dass Ballacks Medienanwältin in Leipzig ebenfalls zugegen war und sich zu dem Vorfall mit der WamS äußerte – allerdings nur unter der Bedingung, dass ihre Aussagen nicht veröffentlicht werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“