piwik no script img

Meuterei zerschlagen

■ Polizei– und Armeeoffiziere festgenommen Massenproteste und Straßenschlachten in Panama–Stadt

Panama–Stadt (dpa/afp) - Der Polizeichef von Panama–Stadt, Leonidas Marcia, hat nach Rundfunkberichten den gescheiterten Putschversuch gegen General Noriega angeführt. Zusammen mit zwei Majoren aus den Streitkräften und einer Reihe von Offizieren habe Marcia versucht, das Hauptquartier der Streitkräfte zu übernehmen und Noriega zu stürzen, berichtete der kolumbianische Rundfunksender Radio Caracol. Die Opposition sprach dagegen von mindestens 100 Meuterern. Der Putschversuch kam umso überraschender, da das Militär - besondern Marcia - bislang geschlossen hinter Noriega gestanden hatte. Wie ein Militärsprecher mitteilte, seien die Verschwörer nach dem Überfall auf das Hauptquartier der Streitkräfte überwältigt und verhaftet worden. Während die Militärs angaben, der Putschversuch sei ohne Blutvergießen niedergeschlagen worden, berichteten Augenzeugen in Panama–Stadt von Leichen, die vor den Kasernen lagen. Einer Radiomeldung zufolge wurden in den Morgenstunden des Mittwochs etwa 100 junge Gefangene mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an einen unbekannten Ort gebracht. Die Meuterei gegen den starken Mann löste wiederum Massenproteste und gewalttätige Straßenschlachten in Panamas Städten aus, die nun schon seit Tagen anhalten. Tausende protestierten gegen den Militärchef Noriega und legten den Verkehr lahm. Eine Reihe von Supermärkten wurde geplündert und ging in Flammen auf. Demonstranten errichteten Barrikaden. Die Stromversorgung der Hauptstadt war aufgrund von Streiks weitgehend unterbrochen. Ebenso gab es kein Wasser (und die Rundfunksender verstummten). Ursache der Streiks sind die ausbleibenden Gehaltszahlungen wegen der Finanzknappheit Panamas. Um die Stromversorgung zu gewährleisten hat die Regierung Panamas gestern den bestreikten öffentlichen Dienst unter Militärverwaltung gestellt. „Ruhestörern“ im öffentlichen Dienst droht fortan die Verhaftung. Große Polizeiaufgebote gingen gegen die Demonstranten mit Tränengas und Stockhieben vor. Zum Teil wurden auch Warnschüsse abgefeuert. Die Unruhen griffen inzwischen auch auf arme Stadtviertel über, deren Bewohner sich bislang an den Auseinandersetzungen nicht beteiligt hatten. Zwei Plünderer erlitten Schußverletzungen, als 20 Polizisten in Zivil das Feuer auf 800 regierungstreue Demonstranten eröffneten. In einer ersten Stellungnahme der Armee nach dem Putschversuch hieß es, die meisten beteiligten Militärs seien erst kürzlich von Schulungskursen aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen