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Meuterei bei UN-Piloten

■ Flieger weigerten sich, auf dem Flughafen von Tuzla zu landen

Sarajevo/Belgrad/Paris (AFP/ dpa) – Die Piloten von drei UN- Maschinen, die gestern in die nordbosnische Stadt Tuzla fliegen sollten, haben sich geweigert, in Zagreb abzufliegen. Der Sprecher der UN-Schutztruppen (Unprofor), Rob Annink, erklärte, die Piloten hätten ihre Weigerung mit der möglichen Bombardierung des Flughafens begründet. Am Dienstag hatten bosnische Serbenverbände die Landebahn des Flughafens mit Artilleriegeschossen beschossen, als ein russisches Flugzeug, das erste seit der Wiedereröffnung des Flughafens im März, entladen wurde.

Noch gestern nachmittag hatte es bei der UNO geheißen, Tuzla würde trotz der Attacke angeflogen. Nato-Flieger sollten die Landung der Hilfsflugzeuge überwachen, und Leopard-Panzer standen in Alarmbereitschaft. In der Region liefern sich seit Tagen serbische Einheiten und die bosnische Armee schwere Kämpfe. In der ostbosnischen Stadt Goražde wurde am Dienstag abend ein ukrainischer UN-Soldat von einem Heckenschützen bei der Wache erschossen.

Serbenführer Radovan Karadžić traf am Dienstag abend in der ostbosnischen Stadt Zvornik mit den beiden internationalen Vermittlern Lord Owen und Thorvald Stoltenberg zusammen. Beide Vorsitzende der Genfer Jugoslawienkonferenz, sprachen mit ihm über die Friedensinitiative der Außenminister vom Freitag. Die internationale Kontaktgruppe, die sich um eine Friedenslösung in Bosnien bemüht, wird heute wieder in Washington zusammenkommen. Der Gruppe gehören die USA, Rußland und fünf europäische Staaten an. Die Minister hatten die Kriegsparteien zu einem viermonatigen Waffenstillstand und zur Aufnahme von Friedensverhandlungen binnen zwei Wochen aufgefordert. Frankreichs Premierminister Balladur betonte gestern, seine Regierung wolle ihrer Verantwortung in Bosnien weiterhin gerecht werden. Auf die Ankündigung von Verteidigungsminister Léotard angesprochen, bis zum Jahresende 2.500 französische Blauhelme aus Bosnien abzuziehen, erklärte ein Regierungssprecher, innerhalb des Zeitraums sollten nur 1.000 Mann zurückkehren.

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