Meuterei an der Elfenbeinküste: Aufatmen am fünften Tag

Präsident Ouattara gibt meuternden Soldaten nach, sie kehren in die Kasernen zurück. Auf Kosten des Landes setzen sie sich durch.

Menschen mit Schildern

Demonstration in Abidjan gegen die Meuterei und für die Regierung Foto: reuters

BERLIN taz | Wird es diesmal halten? Vier Tage lang hatte die Elfenbeinküste in Angst gelebt: Angst vor einem neuen Bürgerkrieg, vor einem neuen Militärputsch, vor einer neuen Zeit der Instabilität, die den Wiederaufbau seit Ende des letzten Krieges vor sechs Jahren zunichte machen würde.

Die meuternden Soldaten, die die zweitgrößte ivorische Stadt Bouaké seit Freitag praktisch kontrollierten und die auch in anderen wichtigen Städten wie Daloa im Westen, Abengourou im Osten und vor allem Abidjan an der Atlantikküste für Unruhe sorgten, haben sich am Dienstag wieder zurückgezogen. Die Straßensperren wurden aufgehoben, die tagelang blockierten Schwertransporter auf den Fernstraßen rollten wieder, die Menschen gingen wieder auf die Straße und statt Militär war Polizei zu sehen.

Am Montagabend hatte Verteidigungsminister Alain-Richard Donwahi im Fernsehen eine Einigung mit den Meuterern bekannt gegeben. Die Einzelheiten nannte er nicht, aber Berichten zufolge kommt die Regierung der Forderung nach vollständiger Auszahlung der Prämien, die sich die Meuterer bei ihrem letzten Aufstand im Januar erstritten hatten, offenbar entgegen.

Nachdem von den im Januar zugesagten 12 Millionen CFA-Franc (rund 18.300 Euro) damals nur 5 Millionen tatsächlich geflossen waren und die Meuterer die ausstehenden Millionen einforderten, sollen sie jetzt 5 Millionen erhalten und die restlichen 2 Millionen im Juni, heißt es.

Beunruhigende Nachrichten

Für Verwirrung sorgte, dass die Meuterer zunächst das Zustandekommen einer Vereinbarung leugneten. Zugleich zirkulierten beunruhigende Nachrichten, wonach der Aufstand außer Kontrolle gerate: So sei in Abidjan ein Student erschossen worden; in Bouaké wurde die Villa eines engen Mitarbeiters von Parlamentspräsident Guillaume Soro geplündert.

Das war ein Alarmzeichen, denn Soro war einst der politische Führer der nordivorischen Rebellen, aus deren Reihen die meuternden Soldaten kommen. Es schien, als würden die im Krieg unbesiegten Exrebellen sich nun gegen ihre einstigen Führer richten – das wäre eine unkontrollierbare Situation.

Venance Konan, Schriftsteller

„Die Meuterer spielen ein für unser Land und für sich selbst gefährliches Spiel“

Aber am Dienstagvormittag wurden die Probleme offenbar ausgeräumt. Die Meuterer selbst verkündeten den Rückzug. „Wir kehren in die Kasernen zurück, es ist vorbei“, sagte ihr Sprecher Cissé Fousseni.

Die fünf Tage Unruhe werden der Elfenbeinküste allerdings teuer zu stehen kommen. Erst vor einem Monat hatte Präsident Ouattara drastische Kürzungen in den Staatsausgaben verkündet: Nach dem Rückgang der Weltmarktpreise für das Hauptexportprodukt Kakao um ein Drittel schrumpft der Staatshaushalt 2017 um 10 Prozent.

Da die Soldaten und die nach ihrem Vorbild ebenfalls immer unzufriedeneren öffentlichen Bediensteten mehr Geld bekommen als vorher, sind tiefe Einschnitte bei den Investitionen zu erwarten.

„Gefährliches Spiel“

Letztendlich habe die Elfenbeinküste sich selbst eine Falle gestellt, urteilt der Schriftsteller Venance Konan, Chefredakteur der Regierungszeitung Fraternité Matin, in seinem heute veröffentlichten Editorial. Es sei völlig klar, dass für Soldaten, die nicht lesen und schreiben können, Prämien in Millionenhöhe „den Traum ihres Lebens, für den sie zu sterben oder zu töten bereit sind“, darstellen, schrieb er.

Aber: „Wer kann unseren Meuterern erklären, dass sie ein für unser Land und für sich selbst sehr gefährliches Spiel spielen – in einer Zeit, wo Dschihadisten jede Schwäche unserer Staaten ausnutzen, um zuzuschlagen? (…) Wir müssen alles tun, damit solche Abenteuer sich nicht wiederholen.“

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