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Merkel über Plagiatsaffäre„Vollstes Vertrauen“ für Schavan

Bundeskanzlerin Merkel hat Bildungsministerin Schavan in der Plagiatsaffäre den Rücken gestärkt. Die Ministerin habe weiterhin ihr „vollstes Vertrauen“, sagte Merkel.

Steht zu ihrer Ministerin: Angela Merkel (l.). Bild: dapd

BERLIN/DÜSSELDORF dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der wegen möglicher Plagiate in ihrer Doktorarbeit in die Kritik geratenen Bildungsministerin Annette Schavan den Rücken gestärkt. „Die Ministerin hat mein vollstes Vertrauen“, sagte die CDU-Vorsitzende am Montag in Berlin.

Ein Gutachter der Universität Düsseldorf wirft Schavan Medienberichten zufolge vor, in ihrer vor mehr als 30 Jahre erstellten Dissertation bewusst getäuscht zu haben. Merkel betonte, es sei Sache der Universität, die Doktorarbeit zu beurteilen. „Die Hochschule ist unabhängig in ihrer Urteilsfindung. Insofern habe ich davor natürlich den notwendigen Respekt.“

Nach Ansicht der stellvertretenden NRW-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann muss Schavan für Aufklärung sorgen, um Bundesbildungsministerin bleiben zu können. „Es ist gut, dass Frau Schavan die Vorwürfe entkräften will. Diese müssen zeitnah, zweifelsfrei und nachvollziehbar geklärt und widerlegt werden und zwar im Einvernehmen mit der Uni Düsseldorf“, teilte Löhrmann (Grüne) am Montag mit.

„Ansonsten kann Frau Schavan ihr Amt als Bundeswissenschaftsministerin nicht mehr glaubwürdig ausüben“, meinte die Landesschulministerin. Schavan weist die Täuschungsvorwürfe bisher zurück.

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13 Kommentare

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  • S
    schreiber

    ziemlich wertlos die Aussage ...

     

    einer Kanzlerin die einem Finanzminister vollstes Vertrauen schenkt der sich nicht erinnert woher 100.000 Euro als Parteispende herkommen ist eh nicht zu helfen. Ja die Kamelle ist oll - aber bis heute nicht aufgeklärt.

     

    Einer Kanzlerin die 'ihrer' Schwarz-Gelben Soße vollstes Vertrauen schenkt - die es in der ganzen Periode nicht hingekriegt haben außer ein Paar Beschlüssen kein einziges echtes Gesetz abzuwickeln, welches nicht vom Verfassungsgericht im nach hinein wieder aufgelöst wurde ist überhaupt nicht mehr zu helfen.

     

    Vollstes Vertrauen also - einer Kanzlerin von imo schwarz-gelben Verfassungsfeinden - was ist das Wert?

  • SG
    Sven Gehrke

    So ein "vollstes Vertrauen" von Frau Merkel bedeutet doch schon das fast sichere Aus für die nicht mal unsympathische, aber blass gebliebene Annette Schavan.

    Wahrscheinlich muss sowieso mehr Farbe aufgetragen werden. Das Ressort, welchem Schavan vorsteht, hat eine gewisse Potenz für die Bundestagswahl. Man wird sich wohl wünschen, dass hier jemand kommt, der zwar politisch nichts regelt, aber mehr telegene Gemütlichkeit verbreitet, als die professorale Ministerin es bisher getan hat. Hier ist der dicke Herr Altmeier, der lustig über seine Essgewohnheiten in Talkshows referiert, derweil für die Bürger die Lichter halt ausgehen, bis der Energieberater mit einem Bündel Kerzen kommt, die neue Referenzgrösse.

    Vorstellen kann man sich auch so eine Signalhupe wie Julia Klöckner, die ja ohne Beck im Stammland kaum noch Sinn und Zweck macht. Warum soll sich eine, die mal Weinkönigin wurde, denn nicht mit Bildung auskennen?

    Im Kabi-Nett Merkel ist so eine doch fast schon überqualifiziert.

  • K
    KlausK

    Und täglich grüßt das Murmeltier!

     

    Wenn Schavan den Hut genommen hat, sind bald alle MerkelfreundInnen von Rang in der Versenkung verschwunden.

     

    Ob das der Kanzlerin nicht zu denken gibt?

  • A
    Andrea

    Was dieses lancieren dieses Gutachtens an die Presse angeht, bevor es Frau Schavan gelesen hatte, war zwar in der Reihen folge nicht in Ordnung.

     

    Aber: gerade im Amt der Bildungsministerin wird an das Amt ein besonderes Augenmerk auf Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Redlichkeit gegenüber den Schülern und Schülerinnen, gegenüber den Studenten und Studentinnen sowie gegenüber der Öffentlichkeit gelegt. Und genau gegen jene Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit hat Frau Schavan verfehlt.

     

    Darüber hinaus hat sie gegen § 3 ihrer eigenen Promotionsordnung (die auf Schavanplag erhältlich ist zum Download) verfehlt, in dem es dort heißt, dass diese Arbeit selbst und ohne fremde Hilfe zu erstellen ist und dass keine anderen außer den genutzen Quellen in der Dissertation auftauchen dürfen.

     

    Aber: Frau Schavan hat ihre Quellen unvollständig genannt und zum Teil verschleiert. Darüber hinaus hat sie auch teilweise Zitate als ihre eigenen Worte ausgegeben. Um diese Vorwürfe zu überprüfen, habe ich mir auf Schavanplag selbst die angekreideten stellen durchgearbeitet und bin dabei ebenfalls auf diese genannten Fehler gestoßen. Darüber hinaus ist mir aufgefallen, dass Frau Schavan Zitate verschleiert hat, indem sie in den Text Worte hinzugefügt hat, die im Originaltext nicht enthalten sind oder Worte herausgestrichen hat.

     

    Zusätzlich hat sie Zitate zum Teil mehrfach verwendent auf mehreren Seiten, ohne dass diese im Quellenverzeichnis auftauchen.

     

    Von daher wiegen diese Vorwürfe schwer.

     

    Von daher frage ich mich bei diesen schwerwiegenden Beweisen auf Schavanplag und in diesem Gutachten, dass gegen Frau Schavan spricht, wie Frau Schavan die Öffentlichkeit, die Studenten und ihre damaligen Mitkommilitonen nun vom Gegenteil überzeugen will??

     

    Jeder solche Versuch muss hier als Versuch der Verharmlosung dieser Tat gewertet werden und damit ist Frau Schavan der Doktortitel zu entziehen. Sie hat hier nachweislich Betrug begangen und damit kann sie nicht mehr im Amt als Bundesbildungsministerin bleiben, es sei denn sie würde ihre aktuelle Arbeit zurückziehen und eine neue Arbeit verfassen die dann allerdings von Schavanplag zu prüfen wäre vor der Einreichung, damit es nicht zu einem erneuten Betrug kommt.

  • A
    aurorua

    Unser FDJ-Kader für Agitation und Propaganda und exzellenter Wendehals, hatte auch vollstes Vertrauen zu Karl-Theodor zu Guttenberg dem Nachfahren von Raubrittern, bis es dann wohl nicht mehr ging.

    Mutti hat nun mal eine gute Schule, Agitation und Propaganda hat sie bei der SED gelernt, bedingungslosen Machterhalt bei Kohl, Helmut.

    Nicht umsonst ist sie so beliebt.

  • Y
    yberg

    die angela läßt fünfe grade sein,da sie weiß,daß dies ihrer wiederstandsvita auch zu gute kommt

     

    sind sie nicht alle kleine sünderlein,die sich fürs gemeinwohl aufopfern und uns alle lieben....

  • MD
    Martin D.

    Was für eine Inflation der Superlativem bei Merkel. Auch bei Guttenberg hatte sie anfangs "vollstes Vertrauen" in einen Betrüger.

     

    Damals sagte sie zur Rechtfertigung, Guttenberg wäre kein wissenschaftlicher Mitarbeiter. Was aber ist mit einer Wissenschaftsministerin?

     

    Okay, man den wohl bestätigten Betrug Schavans als Sünde von vor 30 Jahren abhaken. Was aber nicht akzeptabel wäre, wenn sie weiterhin lügt, indem sie den Betrug nicht zugibt.

  • VG
    Vergelt's Gott

    Frau M. hat wieder die Schublade des vollsten Vertrauens aufgemacht, so wie bei Guttenberg, Wulff etc.

     

    Die alte Kommode hat nur wenige Schubladen.

     

    Vergelt's Gott.

  • S
    Synoptiker

    Heute kann man niemanden mehr trauen. Abgesehen davon, dass es grammatisch falsch ist, vom "vollsten" Vertrauen zu sprechen. Es ist wie im richtigen Leben Fr. Merkel: Politiker sagen vor der Wahl etwas anderes als nach der Wahl. Wem kann man da noch trauen?

  • D
    Denkste

    Der Vertrauensbeweis der Kanzlerin lässt hoffen. Wenn ich mich richtig erinnere sind auch schon andere Politiker in den Genuss eines solchen gekommen, Herr zu Guttenberg, Herr Wulf, ....

  • S
    shiv@

    Tja, Gut Ding braucht Weile.

     

    Und Abschreiben geht viel schneller als selber schreiben.

     

    Was bleibt einem denn auch sonst übrig, wenn nicht nur die Wirtschaft Bewerber bevorzugt, die ihr Studium zügig abgeschlossen haben.

     

    Oder wie sagte Herr Wickert so schön: Der Ehrliche ist der Dumme.

  • C
    Celsus

    Ein wenig musste ich schon lachen. Es gibt dinge, in denen die CDU-Kanzlerin jetzt schon gut Übung hat. Das ist bei der Neuwahl von Bundespräsidenten der Fall. Aber auch bei der Neubesetzung von Ministerien kommt sie so richtig in Schwung.

     

    Und bekannt und bewährt ist auch ihre Reaktion darauf: Sie hat dann immer vollstes Vertrauen zu ihrem Minister oder ihrer Ministerin. Aber geht es wirklich um Vertrauen, wenn die CDU ihre Leute auf Biegen udn Brechen bis zum letztmöglichen Moment hält? Da denke ich mal an den Verfassungsschutzpräsidenten in Thrüingen: Hat die CDU bis zuletzt wahrhaftig das nicht verdiente Vertrauen in diesen Mann gesetzt?

     

    Und wenn wie bei Guttenberg die Kanzlerin sich zu der Annahme gedrängt sehen sollte, dass da doch nicht mit Fleiß und eigener Leistung Titel und Posten erobert worden sind: Gibt es dann ein Sonderrecht und ein besonderes Mitleid mit den Betroffenen, von dem nicht so prominente Betroffene nur träumen können?

     

    Ja. Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Stier noch lange nicht erlaubt.

     

    Und wenn schon jemand aus dem Amt geht, wird er oder sie nicht darauf verwiesen, doch mal zu arbeiten. Nein. Die gehen gleich in Frührente udn werden bemitliedet für ihre Unversorgtheit. Es gibt andere die würden bei verzweifelten Bewerbungen noch als Parasiten und Schmarotzer bezeichnet und müssten gar mit Sperrzeiten und Hartz IV rechnen.

  • H
    Harro

    „Es ist gut, dass Frau Schavan die Vorwürfe entkräften will. Diese müssen zeitnah, zweifelsfrei und nachvollziehbar geklärt und widerlegt werden und zwar im Einvernehmen mit der Uni Düsseldorf“, teilte Löhrmann (Grüne) am Montag mit."

     

    So weit, so gut. Nur: Für die 1980 eingereichte Dissertation galt eine Prüfungsordnung. Und die gilt für die Beurteilung dieser Dissertation immer noch. Annette Schavan kann hier nicht für 'mehr' Aufklärung sorgen, sondern die Universität muss prüfen, ob die damalige Prüfungsordnung verletzt wurde oder nicht.

     

    Alles andere ist schlicht Wortakrobatik für die Medien.

     

    Das ist, meine ich, gut zu verstehen und stellt den Kern des Problems der Ministerin dar. Jetzt muss die Universität sprechen und sich an das damalige Regelwerk halten. Das Ganze findet heute auch vor einer Community statt, die sich die Beurteilung der Universität organisiert und genau anschaut.

     

    Das ist nicht wie beim Verfassungsschutz, der sich zur Not seine eigene Realität schaffen kann oder einfach unangenehme Erkenntnisse zu Verschlussache erklärt. Hier herrscht volle Transparenz. Und schon die Stoiber-Tochter Veronica Saß scheiterte auf dem Rechtseweg gegen den Titelentzug, weil diese Verfahren stur nach dem Abgleich Dissertationsordnung und Dissertation gemacht werden. Statements oder Eingaben der Titel-Inhaber sind nicht relevant, damals lehnte das Gericht sogar eine Berufung ab.

    Deswegen gehe ich nach dem heutigen Kenntnissstand davon aus, dass Annette Schavan ihren Titel verliert und sich mit Gerichtsverfahren und öffentlichen Äußerungen am Ende nur selber schadet. Und Wolfgang Schäuble kann auch nicht jeden Tag mit einem 'Knaller' die Medien von der Schavan-Berichterstattung ablenken.