: Merkel mag keine Lager mehr kennen
Rühe, Kohl, Koch: Die CDU-Generalsekretärin lobt sie alle
Berlin (dpa/AP) – CDU-Generalsekretärin Angela Merkel hat die Ambitionen Volker Rühes für den CDU-Vorsitz verteidigt. Es sei wichtig, dass Rühe seine Kandidatur für die schleswig-holsteinische Landtagswahl am 27. Februar mit bundespolitischen Interessen verquicke, sagte Merkel gestern im Norddeutschen Rundfunk. „Er ist jemand, der alle Funktionen ausfüllen kann.“
Merkel erklärte, sie lasse sich nicht in ein Lager drängen. „Die Schubladen der Vergangenheit – hier liberal, dort konservativ – gelten heute nicht mehr.“ Es gehe jetzt darum, „die breite Volkspartei zusammenzuhalten“: „Ich habe Freunde in allen Bereichen der CDU.“ Sie warnte davor, die Ära von Altkanzler Helmut Kohl negativ auszulegen. „Ich habe viel von ihm gelernt. Kohl hat die Partei ganz wesentlich geprägt.“ Demonstrativ stellte sie sich auch hinter Hessens Ministerpräsident Roland Koch. „Er ist einer der begabtesten und fähigsten Politiker in der CDU. Ich unterstütze ihn.“ Koch habe sich für seinen Fehler entschuldigt. Er sollte die Regierungsarbeit fortsetzen, wenn er den Rückhalt dafür finde.
In der Debatte um die künftige Führung der Bundespartei gibt es Streit in der Hamburger CDU über das Votum des Landesverbandes für Generalsekretärin Merkel. Nach Ansicht des Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Gunnar Uldall wäre die Entscheidung des Landesparteitages vom vergangenen Samstag anders ausgefallen, wenn zu diesem Zeitpunkt bereits die Kandidatur von Parteivize Rühe klar gewesen wäre. Bei der Abstimmung über den Antrag, der Merkel als Parteichefin befürwortet, sei klar gewesen, dass dieser nur so lange gelte, wie sich keine weiteren Bewerber meldeten, so Uldall. Wenn Rühe kandidiere, würden die Hamburger beim Bundesparteitag für ihn stimmen.
Der Sprecher der ostdeutschen CDU-Abgeordneten im Bundestag, Michael Luther, nahm Merkel gegen den Vorwurf in Schutz, sie wäre als Bundesvorsitzende nicht in der Lage, sämtliche Flügel der Union zu vertreten. Der Chemnitzer Freien Presse sagte Luther, er traue es Merkel zu, auch den wertkonservativen Teil der CDU einzubinden. Luther betonte, Merkel habe ihr Integrationsvermögen als Krisenmanagerin bereits unter Beweis gestellt. Die Chance für einen sichtbaren Neuanfang sollte genutzt werden. Merkels Wahl könnte auch das Selbstbewusstsein der Ostdeutschen stärken, sagte er dem Blatt.
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