Merkel kritisiert General Motors: Tief enttäuscht
Angela Merkel hat in ihrer Regierungserklärung den Opel-Mutterkonzern General Motors harsch kritisiert. Die kündigten unterdes an, den Briten Nick Reilly zum GM-Europachef zu küren. Reilly gilt als "harter Hund".
BERLIN taz | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den US-amerikanischen Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) scharf kritisiert. GM sei über Monate nicht in der Lage gewesen, "seiner Verantwortung als Mutterkonzern gerecht zu werden", sagte Merkel am Dienstag in ihrer Regierungserklärung.
Die Opel-Beschäftigten hätten große Opfer gebracht und von GM Verlässlichkeit erwartet: "Sie wurden tief enttäuscht." GM hatte vor einer Woche überraschend mitgeteilt, Opel nicht mehr an den Autoteile-Produzenten Magna verkaufen zu wollen, der mit der russischen Sberbank zusammenarbeitet. Darüber war monatelang verhandelt worden.
Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin, der sich eine Sanierung der maroden russischen Autoindustrie mit Opel-Know-how wünschte, hatte den USA daraufhin vorgeworfen, "höhnisch" mit ihren europäischen Partnern umzugehen.
Merkel machte nun deutlich, dass GM die Hauptlast der Opel-Sanierung tragen müsse. Allerdings deutete Merkel auch an, dass Bund und Länder GM helfen könnten. Bei einem Verkauf von Opel an Magna hatte Deutschland Kredite in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Auch bei einer Sanierung durch GM dürfte sich Deutschland nicht kleinlich zeigen - wenn es eine Zukunft für die vier deutschen Standorte gibt.
Zunächst aber forderte Merkel von GM die Rückzahlung des Überbrückungskredits für Opel, dabei geht es um 800 bis 900 Millionen Euro. GM deutete bereits an, dass Opel dies aus eigener Tasche stemmen könnte. Das aber ist nur der staatlichen Abwrackprämie zu verdanken. Diese hat den Autoabsatz von Opel in Deutschland in diesem Jahr angekurbelt. So verkaufte Opel nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes allein im Oktober dieses Jahres 58 Prozent mehr Fahrzeuge als im gleichen Vorjahresmonat.
GM-Chef Fritz Henderson habe Opel am Dienstag mehr Eigenständigkeit versprochen, teilte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz nach Gesprächen mit Henderson mit. Opel müsse in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, so Franz.
Der Konzern kündigte am Dienstag an, vorrübergehend den Briten Nick Reilly zum GM-Europa-Chef zu küren. Reilly, als harter Hund geltend, ist damit für Opel und Vauxhall verantwortlich.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden