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Menschenrechtsstiftung hilft türkischen Folteropfern

■ In den letzten drei Jahren wurden insgesamt fast tausend Personen betreut

Berlin (taz) – Menschenrechte haben in der Türkei keinen hohen Stellenwert. Das wird in Bonn und Washington nicht gerne gehört, obwohl auch dort bekannt ist, daß bei dem Nato-Partner seit Jahrzehnten nicht nur von der politischen Polizei brutal und systematisch gefoltert wird. Weniger bekannt bei Politikern und in der Öffentlichkeit ist, daß immer mehr Menschen aktiv gegen Verletzungen ihrer und anderer Menschenrechte vorgehen.

Mit etwa 25.000 Mitgliedern in über fünfzig Zweig- und Kontaktstellen versucht der im Jahr 1986 in Ankara gegründete Menschenrechtsverein öffentlichkeitswirksame Aktionen zu organisieren. Die aus dem Verein drei Jahre später hervorgegangene Menschenrechtsstiftung Türkiye Insan Haklari Vakfi (TIHV) wiederum verfolgt ihre Ziele mit einer kleinen Schar professioneller MitarbeiterInnen. Deren Hauptanliegen ist die Rehabilitation von überlebenden Opfern der Folter und die Betreuung der Angehörigen.

Ein schwieriges Unterfangen in der Türkei, nicht nur weil es an Geld mangelt und zu viele Menschen gefoltert werden. Ginge es nach dem Willen der Obrigkeit, würde es die Stiftung gar nicht geben, denn – so sieht es die türkische Regierung – „Folter ist in der Türkei verboten, und daher kann es weder Opfer noch eine Behandlung geben“. TIHV schaffte die gerichtliche Anerkennung nur durch eine Verallgemeinerung der Zielsetzung: „Die Stiftung führt im Bereich der Menschenrechte Untersuchungen durch“, heißt es in ihrem Statut, sowie „betreibt und läßt medizinische Einrichtungen betreiben“.

Geplant war von der Organisation, eine Klinik als Rehabilitationszentrum einzurichten. Dieses Vorhaben ist immer noch Zukunftsmusik. Aber die Stiftung hat in Ankara im Jahre 1990 und in Izmir und Istanbul 1991 Anlaufstellen errichtet, an denen Folteropfer ihre Beschwerden vorbringen können. Dort wird auch die notwendige Behandlung der Opfer koordiniert. In mittlerweile gut drei Jahren haben fast tausend Menschen dort Hilfe gesucht. In ihrem medizinischen Einsatz sehen die MitarbeiterInnen einen ersten Schritt zur Beseitigung der Folter in der Türkei. Denn der Nachweis von Folter sei die Voraussetzung, um Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen, argumentieren sie. Auch in den anderen zwei Arbeitsbereichen der TIHV ist Folter ein zentrales Thema. Im Dokumentationszentrum in der Hauptstadt Ankara werden nicht nur Informationen gesammelt, sondern täglich Berichte über Menschenrechtsverletzungen auf Landesebene erstellt. Zuverlässigere Daten sind in der Türkei sonst nirgendwo zu bekommen. Die Schulung in Menschenrechtsfragen schließlich soll in der Gesellschaft die Sensibilität für Grundrechte des Individuums schärfen und einen Kontrollmechanismus verbreitern helfen.

Die Stiftung finanziert sich fast vollständig durch Gelder aus dem Ausland, von Hilfswerken und anderen Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international, dem UN Torture Fund, Misereor, dem Schwedischen Roten Kreuz sowie individuellen Spenden. Gelder von Staaten, die Menschenrechte verletzen, werden nicht akzeptiert. Helmut Oberdiek

Derzeit sind zwei VertreterInnen der Stiftung in Deutschland unterwegs und referieren auf Veranstaltungen. Näheres zu Orten und Terminen ist bei Barbara Neppert unter Telefon: 040-6537628 zu erfahren.

Für den Aufbau eines Förderkreises für die Menschenrechtsstiftung nimmt das Demokratische Türkeiforum Spenden entgegen: Konto 389565505, Postgiroamt Köln, BLZ 37010050

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