Menschenrechtspreis für Laila Fakhouri: Sahraui-Aktivistin wird geehrt
Sie ist 25 Jahre jung und kämpft gegen die Unterdrückung der Sahrauis durch Marokko. Laila Fakhouri bekommt den Weimarer Menschenrechtspreis.
Weimar schaut auf einen vergessenen Konflikt. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte ehrte die Goethe-Stadt am Dienstag die Menschenrechtsaktivistin Laila Fakhouri aus der Westsahara. Die 25-Jährige gehört zur Ethnie der Sahraui und kämpft gegen die Besatzung ihrer Heimat durch das Königreich Marokko seit 1975.
Ein Teil der Sahrauis lebt in den besetzten Gebieten, ein anderer Teil als Flüchtlinge in den Lagern der Befreiungsbewegung Polisario in Südalgerien. Fakhouri, die für den Preis von Terres des Hommes vorgeschlagen wurde, teilt sich diesen mit der Frauenrechtlerin Ishan Fagiri aus dem Sudan.
Aufgewachsen in der südmarokkanischen Garnisonsstadt Guelmin, erfuhr Fakhouri schon in frühester Kindheit, was es heißt Sahraui in Marokko zu sein. „Du bist ein Separatist, eine Verräterin, etwas Gefährliches, das gebrochen werden muss“, berichtet sie über Anfeindungen.
In der Schule passte sich Fakhouri an, versteckte ihren Dialekt Hasani weitestgehend. In der Oberstufe nahm sie erstmals an Schülerprotesten teil, ging nachts mit Freunden sprühen, sah und hörte bei ihrem Onkel heimlich die Sender der Befreiungsbewegung Polisario. Über soziale Netzwerke kommt sie in Kontakt zu gleichgesinnten Jugendlichen in den besetzten Gebieten und in den Flüchtlingslagern.
Repressionen der Polizei
Mit 18 Jahren ging Fakhouri nach Agadir, um Englisch zu studieren. Sie schloss sich der dortigen Bewegung sahrauischer Studenten an. Kurz zuvor wurde sie erstmals von der Polizei zusammengeschlagen.
Die Repression gegen sie und ihre Familie riss seither nicht mehr ab. So wurde ihre Mutter verhaftet und verhört, nachdem Fakhouri bei einer Reise in die besetzten Gebiete ein Foto der Menschenrechtsaktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Aminatu Haidar, auf Facebook postete.
2014 besuchte Fakhouri die sahrauischen Flüchtlingscamps im Süden des Landes, wo sie Kontakt zur Befreiungsbewegung Polisario aufnahm. Das im Studium Gelernte setzte sie nun für ihre Sache ein. Sie dolmetscht für internationale Prozessbeobachter, so etwa bei einem Verfahren gegen ihren Onkel 2013 oder im Militärprozess 2016 gegen eine Gruppe aus dem Protestcamp Gdeim Izik.
Dieses war 2010 außerhalb der sahrauischen Hauptstadt El Aaiún errichtet worden, um auf die Forderung nach Unabhängigkeit aufmerksam zu machen. Die marokkanische Armee stürmte und zerstörte die traditionellen Zelte, die Jaimas. Die Gefangenen, die alle zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden, berichteten vor Gericht über Folter und Misshandlung.
Bekanntheit hilft
Als bekanntestes Gesicht einer jungen Generation von Sahrauis, die friedlich gegen die Besatzung protestiert, hält Fakhouri immer wieder Vorträge vor der UNO und reist zu Veranstaltungen in Skandinavien oder der Schweiz.
„Ich weiß, dass auch ich bald an der Reihe sein werde. Doch bis dahin werde ich dafür sorgen, dass meine Stimme von so vielen Menschen auf der Welt gehört wird wie möglich“, schrieb Fakhouri nach dem Prozess gegen die Gruppe von Gdeim Izik. Der Preis aus Weimar könnte ihr dabei helfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Frauenfeindlichkeit
Vor dem Familiengericht sind nicht alle gleich