piwik no script img

Menschenrechtler in ÄgyptenAm Airport Kairo festgenommen

Gerade hatte der Semperopernball Ägyptens Autokraten al-Sisi geehrt. Nun wird bekannt: Das Regime geht offenbar gegen einen weiteren Aktivisten vor.

Umstritten: ein Orden für Abdel Fattah al-Sisi Foto: dpa

Kairo/Rom dpa/taz | Es war eine skandalöse Ehrung: Die Macher des Dresdner Semperopernballs hatten im Vorfeld des Events am vergangenen Freitag einen Orden an Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi verliehen – um „Kulturbrücken“ zu bauen. Das Problem: al-Sisi geht hart gegen Kritiker und Oppositionelle im eigenen Land vor. Nach vielen Absagen prominenter Gäste und öffentlichem Druck wurde Sisi die Auszeichnung wieder aberkannt.

Nun ist ein weiterer Oppositioneller im Land am Nil ins Visier des Sisi-Regimes geraten: Der Menschenrechtler Patrick George Zaki, der derzeit ein Studium in Italien absolviert, ist während eines Heimatbesuchs bei seiner Ankunft am Flughafen in Kairo festgenommen worden. Das ägyptische Innenministerium teilte am Sonntag mit, Zaki sei eine 15 Tage lange Haft angeordnet worden.

Nach Angaben der Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR), für die Zaki arbeitet, wird ihm unter anderem vorgeworfen, zum Staatsumsturz und zu Gewalt angestiftet zu haben.

Zaki lebt seit vergangenen August im italienischen Bologna, um dort ein Masterstudium zu absolvieren. Der 27-Jährige hatte anderen Aktivisten zufolge für die Kandidatur des oppositionellen Anwalts Chalid Ali zur Präsidentenwahl in Ägypten gearbeitet.

Ali hatte seine Kandidatur dann aber zurückgezogen – wie alle weiteren ernsthaften Herausforderer von Präsident Abdel Fattah al-Sisi, die sich unter dubiosen Umständen aus dem Rennen zurückzogen. Bei der gelenkten Wahl im April 2018 wurde al-Sisi mit 97 Prozent wiedergewählt.

Anwälte sprechen von Folter

Zakis Anwälten zufolge wurde er geschlagen, mit Elektroschocks gefoltert, bedroht und wegen seiner Arbeit befragt. Am Samstag erschien er in seiner Heimatstadt Mansura in Nordägypten vor einem Staatsanwalt. Zakis Anwälten zufolge wird im Polizeibericht behauptet, er sei an einem Kontrollpunkt in Mansura wegen eines Haftbefehls vom vergangenen September festgenommen worden.

Der Fall weckt auch Erinnerungen an die Tötung des italienischen Doktoranden Giulio Regeni in Ägypten, der für seine Doktorarbeit über die ägyptische Gewerkschaftsbewegung geforscht hatte – einem sehr heiklen Thema in dem autoritär geführten Land. Die verstümmelte und mit Foltermalen übersäte Leiche war 2016 an einer Überlandstraße in Ägypten gefunden worden. Es besteht der Verdacht, dass Regeni Opfer ägyptischer Sicherheitskräfte wurde.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!