■ Bonn-apart: Mensch Möllemann!
Manchmal genügt ein Satz, um sich unsterblich zu machen. Wie Neil Armstrong, als er auf dem Mond sagte: „Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit.“ Oder wie Michail Gorbatschow, als er formulierte: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
In den letzten Tagen tut sich ein deutscher Politiker durch zahllose Sätze hervor, die zumindest hierzulande Aufmerksamkeit verdienen. Ein kleiner Mann mit Schnauzbart, Seitenscheitel und häufig aufgeplusterten Wangen, weil er sich so sehr über die Ungerechtigkeit der Welt erregt.
Der Mann liebt eigentlich die sanften Auftritte. So, wenn er als Aufsichtsratsmitglied beim Fußballbundesligisten Schalke 04 einmal im Jahr mit dem Fallschirm einschwebt. Sanft, ganz sanft, kommt er mit seinem Gleitschirm vor 70.000 Zuschauern durch die Lüfte gesegelt und landet geräuschlos auf dem Rasen: Richtig, es geht um Jürgen Möllemann.
Als Politiker muß der Mensch Möllemann anders sein. Da muß er einschlagen. Manchmal verwechselt er das mit reinschlagen und mit reinfallen. Aber immer schafft er es, in die Zeitungen reinzukommen. Da wollen wir nicht nachstehen.
Für alle „Böllermann“-Fans, wie er auch liebevoll genannt wird, nun die Hitliste seiner drei besten Sprüche aus allerjüngster Zeit. Den dritten Platz belegt: „Wie man Personal abmeiert, damit hat Helmut Kohl Erfahrung, aber er sollte seine Finger aus der FDP lassen. Wir brauchen den Rat des CDU-Bundesvorsitzenden nicht.“ Man erkennt, Möllemann ist ein Freund von Autonomiebestrebung.
Der zweite Platz gebührt: „Die Haushaltszahlen von Herrn Waigel haben eine geringere Halbwertzeit als die von Frau Tietze-Ludwig, die wöchentlich die Lottozahlen zieht.“ Von Waigels Politik, so muß man es wohl verstehen, „strahlt“ weniger Gefahr aus, als befürchtet.
Den Spitzenplatz hat aber: „Wir diffamieren unsere Ziele selbst.“ Es handelt sich zwar um einen Versprecher, aber damit hat Möllemann der Gesellschaft einen unschätzbaren Beitrag erwiesen: zur Wahrhaftigkeit in der Politik. Markus Franz
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