Meme „Hawk Thua“: Spuck auf das Ding
Eine Frau aus den USA erlangt mit einer vulgären Bemerkung viralen Ruhm.
Hawk Thua: Das ist – auf Englisch gesprochen – das Geräusch, das jemand macht, wenn er Speichel hochwürgt und ausspuckt. Das Wort prägte am 17. Juni eine junge Frau in Nashville, Tennessee, als sie abends auf der „Main Street“ von einem jungen Schwarzen für den YouTube-Kanal „Tim & Dee TV“ interviewt wurde, der ihr die üblichen dämlichen Datingfragen stellte: „Mit welchem Trick machst Du Männer im Bett verrückt?“
Sie antwortete lachend: „Man muss ihnen das ‚Hawk Thua‘ geben, und auf das Ding spucken, verstehst du?“ (in ihrem Südstaatenslang: „Aaah, you gotta give 'em that ‚Hawk thua‘ and spit on that thing, get me?“) Ihre Freundin neben ihr hielt erschrocken die Hand vor den Mund, weil sie laut losprusten musste, ebenso der Interviewer, der einen Hoodie mit der Aufschrift „Superstar Dept.“ trug.
Er konnte da noch nicht wissen, dass er wirklich einen „Superstar“ (eine „Netqueen“) mit seinem Mikrophon angequatscht hatte. Das stellte sich aber schnell heraus, als sein Interview in den sozialen Medien sofort und nahezu weltweit millionenfach angeklickt wurde.
„Das Internet hat tonnenweise ‚Hawk thua Girl‘-Memes ausgespuckt“, titelte das Schweizer Internetportal „watson.ch“. Der Clip wurde nicht nur vergnügt zur Kenntnis genommen, sondern auch, mit und ohne KI, immer wieder weiter verarbeitet – ein Ende ist nicht absehbar.
Es fanden sich Leute, die diese Hawk-Tuah-Szene in Öl auf Leinwand malten und ins Netz stellten. Es fand sich ein bärtiger Geschäftsmann, der sofort hunderte von Basecaps herstellen und mit dem Spruch „Hawk Tuah 24 Spit On That Thing“ bedrucken ließ, was der Autorin Ende Juni bereits 65.000 Dollar einbrachte.
Neue Vulgaritäten
Schon wurden T-Shirts mit ihrem Spruch bedruckt und massenhaft verkauft, deren Händler sie wegen Plagiat verklagen kann, ebenso den Texter eines „Hawk tuah“-Songs.
Eine Rockband lud sie auf die Bühne, um ihr zu gratulieren, und älteren semiprofessionellen Damen fällt in Interviews auch keine andere Antwort mehr ein als „Hawk tuah – spit on that thing“ – wenn sie z. B. gefragt werden, was sie von Donald Trump bzw. der AfD halten oder warum ihr Mann sie mit Geschenken überhäuft.
Es lohnt sich, wenigstens noch eine ganze Weile Hailey Welch – so ihr Name – auf ihrem weiteren Amüsierweg medial zu verfolgen. Inzwischen haben auch die ersten Fußballfans ihren Spruch adoptiert und womöglich werden Baseball-Männer folgen. Sie rotzen sowieso ständig während des Spiels auf den Rasen.
Verdämmerung männlicher Intelligenz
Den Gebildeten unter den Verächtern der sozialen Medien sei gesagt, dass es darin sowie auch in Blogs und auf Youtube zwar von dämlichen Macker-Witzen und -sprüchen gegen Frauen nur so wimmelt. Aber das ist nicht bloß reaktionär und prollig, sondern auch dem Zeitgeist geschuldet: Zum einen, weil dieses Medium von unten immer witziger und subversiver wird und immer mehr Frauen sich immer mehr trauen – oft nicht minder zotig.
Wenn sie z. B. mit einem T-Shirt rumlaufen, auf dem sie ihre Brüste als die „besten Titten auf Instagram“ annoncieren, über ihren Arschfick öffentlich sagen „Das falsche Loch, aber ich mag es“, über ihr Schwanzlutschen den Spruch verbreiten „Wenn Du nicht würgst, warst Du nicht bis zum Anschlag“ oder sich als Tramperin mit einer Pappe an die Straße stellen, auf dem sie versprechen „Ich lutsche bis nach Frankfurt“ und das Selfie davon auf Tiktok posten.
Zum anderen kann man inzwischen von einer Verdämmerung der männlichen Intelligenz ausgehen: Da kommt so gut wie nichts mehr. Am wenigsten von den Profijournalisten der Kapitalmedien.
Die französische Autorengruppe Tiqqun hat das bereits 2009 in ihrem Buch „Grundbausteine einer Theorie des Junge-Mädchens“ geahnt, da kommen zwar noch die Jungs drin vor, aber nur noch als tumbe Nachahmer der Mädchen.
Weil die Großkonzerne den globalen Plattform-Kapitalismus an sich gerissen haben, ist es um die „digitale Bohème“ still geworden; der Internet-Theoretiker Geert Lovink sieht das Netz bereits als Ganzes vor dem aus: „Internetdämmerung“ nennt er das in der Zeitschrift „Lettre International“ (1/2023). Weit gefehlt, man weiß doch, die „Basis“ reagiert zwar langsam, aber wenn, dann bleibt kein Auge trocken.
Korrektur: In einer früheren Version hatten wir geschrieben, die Frau sei Lehrerin gewesen. Dies war falsch. Wir haben die entsprechenden Stellen korrigiert und bitten um Entschuldigung für den Fehler.
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