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Mehr als ärgerlich

betr.: „Endlich wird Deutschland normal“, taz vom 5. 2. 00

Stimmen aus dem Ausland zu Deutschland sind immer willkommen. Wie eine französische Journalistin, zumal in Berlin lebend, die politische Situation mitten in der Spendenaffäre, die unter anderem Verstöße gegen Gesetze und Verfassungsbruch beinhaltet, als endlich normal einschätzt, ist schon mehr als ärgerlich. Wenn in Frankreich die Öffentlichkeit nur aufmuckt, wenn sich Politiker persönlich bereichern, so ist das keineswegs nachahmenswert.

Wir haben nun vor allem noch mehr steigende Politikverdrossenheit zu fürchten, und das stellt die Demokratie schon vor eine Bewährungsprobe. Die sehr schwachen Beteiligungen bei verschiedenen Wahlen, unter anderem zum Europaparlament, letztes Jahr waren schon alarmierend genug, und besonders in Ostdeutschland wird sich ein passiver Trend (die da oben, wir hier unten) noch verstärken. Machterhaltung und -ausweitung durch schwarze Kassen bedeutet auch, den Wählerwillen beeinflussen zu wollen. Die moralische Empörung steht hierzulande keineswegs im Mittelpunkt und hat erst recht nichts mit womöglich neuerdings in Berlin auftretenden protestantischen Moralbegriffen zu tun. Günter Schmidt, Rellingen

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