Mehr Geld für Klimaforschung: „Nur noch zehn Jahre Zeit“
Die Bundesregierung verdoppelt den Etat für Klimaschutzforschung. „Reicht nicht“, monieren Umweltexperten.
Dabei hat sich seit dem Start der Fona-Programme im Jahr 2005 der ökologische Handlungsdruck massiv verstärkt. „Uns bleiben nur noch zehn Jahre Zeit, um wirksamen Einfluss auf die Klimaveränderung auszuüben“, übernahm die Forschungsministerin die fortlaufenden Warnungen des Weltklimarats. Daher wurde das neue, inzwischen vierte Fona-Programm auf die drei Hauptziele Klimaschutz und CO2-Reduktion, Naturschutz und Ressourcenverbrauch sowie Stärkung von Innovation und gesellschaftlichem Zusammenhalt ausgerichtet. Acht Handlungsfelder und 25 zentrale Aktionen – von der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre über das Phosphorrecycling bis zur nachhaltigen Mobilität in Stadt und Land – sollen dafür sorgen, dass kein Segment der „Großen Transformation“ vergessen wird.
Einer ihrer Vordenker, der Umweltökonom Uwe Schneidewind, seit kurzem von der Wissenschaft in die Kommunalpolitik gewechselt, war aus seinem Oberbürgermeister-Büro in Wuppertal zugeschaltet. Der Grünenpolitiker, der in einem Bündnis mit der CDU das Rathaus der Friedrich-Engels-Stadt erobert hatte, betonte den Bedarf an praktischer Umsetzung von theoretischen Wisssenschaftserkentnissen. „Diese Umdenkprozesse finden jetzt überall statt“, konstatierte Schneidewind. „Urbane Reallabore“ seien wichtige Probierstätten der Nachhaltigkeit. So wird in Wuppertal mit Fona-Hilfe ein neues Mobilitätskonzept realisiert – was seit dem Ausfall der Schwebebahn noch dringlicher ist.
Daniela Jacob, Hamburger Meteorologin und Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS), einem Informationszentrum für Klimaforschung, hob den strategischen Ansatz des neuen Fona-Programms hervor. Bisherige Einzelmaßnahmen würden nun vernetzt. „Aber Wechselwirkung braucht ein gutes Konzept“, meinte die Klimaexpertin. „Entscheidend ist die Wirksamkeit vor Ort“. Positiv sei auch der Bezug zum „Green Deal“ der Europäischen Union.
Initiative Forschungswende: Förderung reicht nicht
Schon im Januar hatte eine Evaluation des letzten Fona-Programms durch die Fraunhofer-Gesellschaft dem BMBF eine stärkere Einbeziehung von „sozialen Innovation“ nahegelegt. Dem wird nun dadurch Rechnung getragen, dass alle forschungspolitischen Maßnahmen des Kohle-Ausstiegs in die Nachhaltigkeitsforschung „eingemeindet“ wurden. Einen weiteren Finanzaufwuchs bringt die Förderung der Technologie für „Grünen Wasserstoff“ aus dem Coronakonjunkturpaket vom Juni.
Aus Sicht der zivilgesellschaftlichen Plattform „Forschungwende“ ist die Finanzierung keineswegs ausreichend. Vom Gesamtetat 2021 des BMBF in Höhe von über 20 Milliarden Euro entfallen, wie Forschungswende-Sprecherin Steffi Ober kritisiert, auf den Bereich „Nachhaltigkeit, Klima, Energie“ lediglich 776 Millionen Euro. Trotz eines Anstiegs von 200 Millionen im Vergleich zu 2020 (2020: 573 Millionen Euro) „wird dies nicht ausreichen, die globalen Herausforderungen zu bewältigen“, so Ober. So werde etwa der Bereich „Gesellschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“ mit lediglich 54 Millionen Euro gefördert.
Auch wenn das BMBF ankündige, verstärkt die Forschung für Nachhaltigkeit und soziale Innovationen fördern zu wollen, so die Forschungswende-Sprecherin: „Diesem Anspruch wird der vorgelegte Haushalt nicht gerecht.“
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