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Mehr Geburten

■ Die Deutschen sterben wohl doch nicht aus / Laut Statistik erhöhte Fruchtbarkeit im Tschernobyljahr

Stuttgart (taz) - Mit viel Geld hatten die Christdemokraten in Bund und Ländern zur Erhaltung der deutschen Art gelockt. Erfolgreich! Das statistische Landesamt Baden–Württembergs veröffentlichte jetzt Zahlen. Um 7,7 Prozent habe die Anzahl „lebendgeborener Deutscher zugenommen“, die „traditionell hohe Fruchtbarkeit hier lebender Ausländer“ sei um 1,2 Prozent übertroffen worden. Die Zahlen als Ergebnis von Additionen mögen stimmen, die Interpretationen der Statistiker lassen für die Auswertung der kommenden Volksbefragung schauerliches befürchten. Nicht Geld nämlich hat nach Ansicht der Stuttgarter Statistiker zu der Geburtenzunahme geführt, sondern „in jüngerem Alter zunächst zurückgestellte Kinderwünsche seien nachgeholt worden“. Das soll noch zunehmen: „stark besetzte Frauenjahrgänge rücken in das Alter auf, in dem besonders viele Kinder zu erwarten sind“. Anders sei es um die „weiblichen Ausländer“ im Lande bestellt. Deren „wirtschaftliche Lage und Existenzsicherheit“ habe sich durch die „Veränderung der Arbeitsmarktlage“ zwar verbessert, der „daraus zu erwartende Wiederanstieg der Geburtenzahlen werde aber dadurch gebremst, daß viele ausländische Familien, die aus Gebieten mit traditionell hoher Fruchtbarkeit zu uns kamen, sich hier rasch an die deutlich tieferliegende Geburtenhäufigkeit anpaßten“. Diese Formulierungen möge man sich, unabhängig von ihrem geradezu absurden inhaltlichen Unsinn, im Hinblick auf die kommende Volksbefragung auf der Zunge zergehen lassen. Gefüllter Bauch– und Geldbeutel, mutmaßen die Landesstatistiker, erhöhe des Bürgers Fruchtbarkeit. Einen direkten Zusammenhang zwischen hoher Geburtenrate und Armut, Hunger, Not und Verelendung hatten bisher UNO, WHO und katholische Kirche festgestellt. Und welche Arbeitsmarktlage die wirtschaftliche Lage und Existenzsicherheit von Ausländern verbessert haben soll, bleibt ein Geheimnis statistischer Erkenntnis. diwi

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