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Mehr Bio fürs SchulessenQualitätspakt mit Beigeschmack

Anna Klöpper
Kommentar von Anna Klöpper

15 Prozent beträgt derzeit der Bioanteil in den Schulmensen. Ab August 2020 sollen es 30 Prozent sein und dann später noch mehr. Schmeckt das allen?

Bald mehr Bio drin: in einer Schulmensa geht Mittagessen über den Tresen Foto: picture alliance/Patrick Seeger/dpa

O b das Essen in den Schulen dieser Stadt nun mundet oder nicht, sei mal als Geschmackssache dahingestellt – aber bio sind die verkochten Nudeln, zumindest zum Teil. 15 Prozent beträgt derzeit der Bioanteil in den Schulmensen. Ab August 2020 sollen es 30 Prozent sein, ein Schuljahr später gibt's noch einen Nachschlag, dann soll die Hälfte der verwendeten Nahrungsmittel ein Bio-Siegel haben.

Das hat der Senat am Dienstag noch rasch in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten beschlossen, als Teil des „Qualitätspakts Schulessen“ von Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) und der „Berliner Ernährungsstrategie“ von Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt (Grüne).

Die Mehrausgaben, rund 12 Millionen Euro in 2020 und 34 Millionen in 2021, sind im Mitte Dezember beschlossenen Doppelhaushalt eingepreist. Ebenfalls in den Kosten enthalten: Der von der rot-rot-grünen Koalition im November beschlossene Anstieg des Vergabemindestlohns für Aufträge durch die öffentliche Hand auf 12,46 Euro.

Prompt beklagten sich die Caterer: Der Aufschlag, der ihnen das Land nun pro Essensportion bezahlt, reiche nicht, um die gestiegenen Anforderungen an die Qualität und die höheren Löhne auszugleichen. Und die CDU sekundierte von der Oppositionsbank sinngemäß: Statt mehr Bionudeln auf dem Teller sei es doch wohl wichtiger, dass die Situation in den Mensen endlich besser werde.

Klagen über fehlendes Aufsichtspersonal

Seit August müssen Eltern nichts mehr für das Schulmittagessen zahlen, das Land subventioniert die Kosten komplett. Die Folge: Mehr Kinder (plus 58 Prozent) essen mittags in der Schule, wie eine Umfrage des Bündnisses Qualität im Ganztag unter rund einem Drittel der 360 öffentlichen Grundschulen ergab. Doch die Situation in den ohnehin schon vielerorts übervollen Mensen verschlechtert das weiter, zudem klagen die Schulen über fehlendes Aufsichtspersonal für die gestiegenen Kinderzahlen.

Was folgt daraus? Dass man den Bioanteil bei 15 Prozent belässt? Aber zaubert dass dann mehr ErzieherInnen und größere Mensen her? Geld im Haushalt gibt es übrigens auch für die letzten beiden Punkte, ganz unabhängig vom Biobudget. Das eine hat mit dem anderen also nichts zu tun. Insofern: guten Appetit.

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Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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2 Kommentare

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  • Wenn sich die Caterer beklagen, daß die Bezahlung durch das Land deren Kosten nicht decken, sollen sie einfach nicht mehr liefern. Oder was oder wie? Marktwirtschaft oder Sozialismus ?

    • @schoenerrhein:

      Was exakt so passiert ist in 2012, die Caterer haben sich nicht an Ausschreibungen für 2,10-2,45€ pro Essen beteiligt. Der Preis pro Essen wurde daraufhin auf 3,25€ angehoben. Mit den aktuellen Vorgaben wird der Preis auf 5€ pro Essen steigen müssen, ansonsten bewirbt sich niemand um die anstehenden Ausschreibungen.

      www.tagesspiegel.d...preis/6681748.html

      www.tagesspiegel.d...taet/23641124.html