Megakonzerte in München: Mit dem Schnäppchenticket zu Adele
Die zehn Konzerte des britischen Superstars sind nicht ausverkauft. Deshalb gibt es jetzt Tickets für nur 35 Euro. Das verärgert manche Fans.
taz | Zehn Konzerte mit jeweils 75.000 Besucher:innen in einem Pop-up-Stadion in München: Das ist das Veranstaltungskonzept des britischen Superstars Adele diesen Sommer. So ganz geht das Konzept jedoch nicht auf: Denn die Konzerte sind überhaupt nicht ausverkauft. Deshalb gibt es nun sogenannte Lucky-Dips-Tickets für 35 Euro. Wer Glück hat, kriegt zu diesem Schnäppchenpreis einen Platz in den vorderen Reihen. Das ärgert vor allem diejenigen Adele-Fans maßlos, die im Vorverkauf für eine Karte mehr als 400 Euro gezahlt haben.
Vielleicht werden sich die Wogen bis zum ersten Konzert am Freitag wieder glätten. Falls nicht, dürfte Adele noch mehr Lampenfieber als sonst plagen. Obgleich die 36-Jährige mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft hat und ihre vier Alben in Großbritannien allesamt auf Platz eins der Charts standen, tut sie sich schwer damit, vor Publikum aufzutreten.
Dabei wirkt sie abseits der Bühne gar nicht so schüchtern, wie etwa jüngst ein Auftritt in der Late Night Show von James Corden zeigte. Darin hat sie keine Scheu, zwei Becken gegeneinanderzuschlagen, um Corden ziemlich unsanft zu wecken. Wenig später kutschiert sie ihn dann lachend und schwatzend für ein „Carpool Karaoke“ im Auto durch Los Angeles. So ausgelassen scheint die Mutter eines Sohnes allerdings nicht jeden Tag zu sein. Von ihrer Lustiger-Kumpeltyp-Attitüde findet sich auf ihren Platten „19“, „21“, „25“ und „30“, benannt nach Adeles jeweiligen Alter während des Entstehungsprozesses, keine Spur.
Stattdessen begegnet man in den Liedern einer nachdenklich melancholischen Frau. Schon ihr erster Hit „Chasing Pavement“ entsprang 2008 Stress mit einem Ex-Partner. Liebeskummer, Sehnsucht oder Selbstzweifel sind der kreative Motor der Künstlerin, die ihre Ehe mit dem Geschäftsmann Simon Konecki nach gut einem Jahr und einer langen Verlobungszeit 2019 für gescheitert erklärte.
Ihre Scheidung sowie ihre damit einhergehende Angststörung lieferten den Stoff für „30“. Die Ballade „Easy on me“ bezieht sich auf die Trennung. Zeilen wie „You can’t deny how hard I’ve tried / I changed who I was to put you both first / But now I give up“ haben bei Adele Magie. Die Wehmut in ihrer leicht rauchigen Stimme ist nicht nur ihr Markenzeichen, sie verleiht ihren Songs Tiefe.
Erfolgreicher, unprätentiöser Sound
Musikalisch hat sich die Absolventin der Brit School for Performing Arts im Laufe der Zeit nicht großartig verändert. Ihr markanter Gesang überstrahlt alles, Autotune oder andere technische Spielereien braucht sie nicht. Ihre Popsongs sind verhältnismäßig schlicht instrumentiert. Mal belebt eine Prise Jazz ihre Tracks, mal soulige Elemente.
Mit so einem unprätentiösen Sound fährt die 16-fache Grammy-Gewinnerin gut. Ob Oscar, Golden Globe oder Brit Awards, sie hat fast jeden wichtigen Preis abgeräumt. In einer Las Vegas Residency lässt sie schon eine Weile ihre Hits Revue passieren. 2012 sang sie sogar den Titelsong für den James-Bond-Film „Skyfall“ – wie immer mit einer glasklaren Aussprache. Im Gespräch ist ihr Cockney-Akzent jedoch oft rauszuhören.
Adele gilt heute als eine der erfolgreichsten Musikerinnen weltweit. Gegenwind kriegt sie trotzdem. Als sie 2020 deutlich erschlankt in die Öffentlichkeit trat, da sie rund 45 Kilo abgenommen hatte, löste das eine hitzige Diskussion aus. Einige Fans warfen ihr vor, sie haben sich dem Schönheitswahn unterworfen. Dabei hat die gebürtige Londonerin einfach hart trainiert, um ihre Ängste zu bekämpfen. Eine Diät, erklärte sie, habe sie nicht gemacht. Ihre Figur sei das Ergebnis eines veränderten Lebensstils gewesen.
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