piwik no script img

Medwedew auf AfrikareiseRussland gibt Gas in Afrika

Bei seiner Reise nach Ägypten, Nigeria, Namibia und Angola sichert Medwedew Gazprom wertvollen Einfluss bei Europas kommenden Energielieferanten

Fröhlich in Afrika: Medwedew knüpft neue Geschäftsbeziehungen - hier in Namibia. Bild: dpa

Russland nähert sich den großen Energieproduzenten Afrikas an und gewinnt damit Einfluss in Ländern, die zunehmend wichtig für die Energieversorgung Europas sind. Der russische Präsident und ehemalige Gazprom-Aufsichtsratsvorsitzende Medwedjew beendete am gestrigen Freitag in Angola eine Afrikatour, die ihn zuvor nach Ägypten, Nigeria und Namibia geführt hatte. Nigeria und Angola sind die wichtigsten Ölproduzenten in Afrika südlich der Sahara.

Zentrales Thema bei Medwedjews Reise war Afrikas schnell expandierende Erdgasproduktion, die in vielen Ländern Europas als attraktive Alternative zu russischem Gas gilt. Russland bietet afrikanischen Ländern jetzt an, das Knowhow des weltgrößten Gasexporteurs Gazprom zur Erschließung ihrer Öl- und Gasvorkommen zu nutzen. Medwedjews Reise erfolgte kurz vor einem Gipfeltreffen des "Forums Gas exportierender Länder" in Katar am 30. Juni, an dem unter anderem Russland, Iran, Ägypten und Nigeria teilnehmen. Am Donnerstag sagte außerdem der französische Ölkonzern Total, wichtigster Förderer in vielen afrikanischen Ölstaaten, man sei "sehr offen für Diskussionen mit Gazprom" über gemeinsame Aktivitäten in Afrika.

Gazprom unterschrieb bei Medwedjews Besuch in Nigeria am Mittwoch eine Vereinbarung mit Nigerias staatlicher Ölfirma NNPC zur Gründung eines Joint Venture namens Nigaz zur kommerziellen Nutzung des Erdgases, das bei der Ölförderung entweicht und bislang noch weitgehend ungenutzt bleibt. Insgesamt sind Investitionen von 2,5 Milliarden Dollar vorgesehen. Dies könnte sich auch auf die geplante Transsahara-Pipeline erstrecken, die nigerianisches Gas nach Europa bringen soll.

In Namibia wird Gazprom ein Gaskraftwerk mit einer Kapazität von 800 Megawatt bauen, das Erdgas aus dem Feld Kudu im Atlantik vor der Walfischbucht nutzen wird. Außerdem wird Gazprom sämtliche potenziellen Ölvorkommen Namibias dahingehend überprüfen, ob eine kommerzielle Ausbeutung lohnt. Namibia sei für Russland vom "strategischem Interesse", sagte Gazprom-Auslandschef Boris Iwanow namibischen Geschäfts-leuten am Donnerstag in der Hauptstadt Windhoek: "Ihr solltet euch daran gewöhnen, unsere Gesichter in Windhoek viel öfter zu sehen." Die russische Bank Gazprom-Bank wird außerdem Namibias staatliche Ölfirma Namcor rekapitalisieren.

In Angola, das kürzlich Nigeria in der Ölförderung überholte und für die Versorgung der USA immer wichtiger wird, ging es gestern ebenfalls um Zusammenarbeit bei Öl und Wasserkraft. Russlands staatliche Diamantenfirma Alrosa ist schon lange in Angola tätig und will expandieren. Angola und Namibia sind Moskau aus alten Befreiungsbewegungszeiten verbunden. Mit Ägypten unterzeichnete Russlands Präsident eine "strategische Partnerschaft", und Russland will in Ägypten und Nigeria Atomkraftwerke bauen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!